Anekdoten und Histörchen
Geschichten, die nicht verloren gehen sollen.
Winter 2020/21: Ein rekordverdächtiger Urlaub gerade wegen der Coronaviruskrise.
Mein Skiurlaub in Zermatt dauert 16 Fahrtage und die Einschränkungen aufgrund von Covid 19 begünstigen eine Fahrleistung von durchschnittlich knapp 17.000 Höhenmeter pro Tag. Am längsten Tag fahre ich 140 Pistenkilometer, wie immer per GPS vermessen und fehlerbereinigt. Daher ist diesem Aspekt des Urlaubs eine eigene Seite gewidmet.
Die im Skigebiet getroffenen Maßnahmen gegen eine Infektion mögen ausreichend erscheinen, die Umsetzung lässt aber mangels Disziplin zu wünschen übrig. Ob es reicht, die Bergbahnen mit einem Mundschutz zu benutzen, will ich nicht beurteilen. Sicher ist es klug, die Fenster geöffnet zu halten, aber was hilft das, wenn mehr als die Hälfte der Nutzer Schals statt Masken tragen, durch die das Virus nur so hindurch bläst, und die Fenster mit der Bemerkung: «Es zieht!» wieder geschlossen werden. Zudem tragen einige Protagonisten Masken, die als Attrappen vorgesehen sind: Die Nase ist oben bedeckt und nach unten frei, die Mundpartie ist von zahlreichen Löchern umgeben. Weist man die Person darauf hin, bekommt man dumme Kommentare zu hören. Der Schweizer an sich lässt sich nicht gerne kritisieren. Weist man das Liftpersonal darauf hin, heißt es: «Damit haben wir nichts zu tun!»
Dass man die Luftseilbahnen nur zu 2/3 füllt, führt zu etwas Entspannung, sie sind gefühlt aber immer noch sehr voll. Die Dachluken, die vermutlich am wirkungsvollsten für Belüftung sorgen, waren bei meinen Fahrten stets geschlossen. Da ist es äußerst hilfreich zu wissen, dass man gegen die Standardvariante und die britische immun ist. Definitiv verschwunden ist nur das Gedränge der vergangenen Jahre beim Anstehen an den Bahnen. Aber am Wochenende bilden sich im Ort bereits wieder Gruppen, die an den Après-Ski von früher erinnern.
Immerhin hört man nichts von signifikant angestiegenen Infektionszahlen, sodass man sich ernsthaft die Frage stellen muss, warum in anderen Ländern das Skifahren so nicht funktioniert. Und damit sollte auch das unselige Beherbergungsverbot kritisch hinterfragt werden.
Mein Alter Ego, Adalbert Q., genannt Adi, hatte einen echt krassen Fehler von Skiline im Skigebiet Zermatt dokumentiert, das Paradoxon an Schwarzsee, sowie alle relevanten Pistenlängen (Stand März 2021) in den Teilgebieten Rothorn, Gornergrat und Matterhorn. Genau genommen werden hier Abfahrten gelistet, also die Fahrstrecke zwischen zwei Liftstationen, in allen Kombinationen.
Leider hat Adis Aufenthalt in Zermatt noch weitere, teilweise absurde Fehler zu Tage gefördert, bei denen es sich um ein eklatantes Versagen der Qualitätssicherung der Zermatt Bergbahnen AG handelt. So wird z. B. der Einstieg an der Mittelstation der neuen Kummebahn, die dem Rothorngebiet unbestritten gut tut, auch wenn sich Adi an Tal- und Mittelstation unbedingt einen ebenerdigen Einstieg gewünscht hätte, von Skiline komplett unterschlagen und passiert man an Riffelalp den Bahnhof ohne in den Zug zu steigen, erhält man eine Bergfahrt bis Riffelberg gutgeschrieben. Skiline, deren Kunde die ZBAG ist, und die ZBAG zu einer Berichtigung zu bewegen, ist ähnlich aussichtsreich, wie «mehr Demokratie wagen!» mit Putin. Seit zwei Jahren wird Adi von der ZBAG mit Zusagen vertröstet. Berichtigungen, die auf Skiline sichtbar wären, wie die korrekte Angabe der Pistenlängen am Gornergrat und die Korrektur des Paradoxons an Schwarzsee, gibt es allerdings noch nicht. Einige Fehler scheinen mit der Übermittlung der Daten zu tun zu haben. Diese Berichtigungen wird Adi erst bei einem weiteren Besuch verifizieren können.
Besonders ärgerlich aber ist, dass die Bergbahnen ihre Kunden absichtlich belügen und, ich zitiere aus einer Antwort auf meine Anfrage, «alle Pisten im Gornergratgebiet mit einer durchschnittlichen Länge von 8,3 km» an Skiline abgegeben werden, kein Witz, obgleich die Abfahrt an der Riffelbergbahn mit 4 km bereits eine der längsten im Gebiet ist: «Daran wollen wir auch nichts ändern.»
Diese Vorgehensweise ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die bei Wind und Wetter am Rothorn fahren und dort selbst an einem Tag mit «Schnee aus hohen Wolken» auf 16.000 Höhenmeter kommen. Die dafür von Skiline ausgewiesenen 86 km weichen von meinen Messungen nur um 2 km ab.
Adi vermutet, dass sich jedes Skigebiet seine Pistenkilometer irgendwo zusammenlügen muss. Seine Vermessungen haben für Zermatt (schweizer Seite) «nur» 128 Pistenkilometer ergeben, wenn man die Skirouten von der Gesamtlänge abzieht. Arbeitet ein Gebiet mit Skiline zusammen, werden krasse Unterschiede in den tatsächlichen Pistenlängen unvermittelt sichtbar.
Die Schweiz hat hier im Gegensatz zu Österreich ein besonderes Defizit: Sankt Moritz kommt gerade einmal auf 40% der angegebenen 350 km! Dabei ist Masse nicht gleich Klasse, was jeder, der sich auskennt, sofort versteht, wenn er die schweizer Seite mit den knapp 300 km des Gebiets Kitzbühel/Wilder Kaiser vergleicht, dessen kurze, mittelmäßige und am Wochenende oft überfüllte Pisten auf niedriger Höhe wirklich keine Konkurrenz darstellen.
Winter 2019/20: Skifahren im Zeichen der Coronaviruskrise.
Ich steige am 15. März um 16:12 Uhr in Saalbach zur letzten Bergfahrt in die obere Sektion der Gondel am Schattberg. Damit dürfte ich einer der letzten Skifahrer in diesem Winter gewesen sein. Hinter mir schließen die Sperren. Noch in der Nacht fahren wir nach Hause.
Genau genommen hatten wir «nicht den Hauch einer Chance», den Ort ohne eine Coronavirusinfektion zu verlassen - auch ohne am klassischen Après-Ski teilgenommen zu haben. Aber wir sind klug genug, den Empfehlungen zu folgen und uns in freiwillige Quarantäne zu begeben, die nach aufziehenden Symptomen und einem positiven Test in eine Verpflichtung übergeht. Wegen der umgehend verhängten Kontaktsperre und der Schließung der meisten Geschäfte fällt uns diese «Absonderung», einer der üblen Ausdrücke der «einfachen Sprache», aber nicht besonders auf.
Am 4. April enden meine Auflagen. Vom Gesundheitsamt Bonn meldet sich niemand mehr bei mir. Also gehe ich davon aus, dass es abschließend bei der Verfügung bleibt. Ich fühle mich wohl, setze mich aufs Fahrrad und beginne bei bestem Wetter die Radsaison. Nach drei Tagen auf zum Teil steilen Wegen erkläre ich Covid-19 als überstanden. Meine Frau muss noch eine Woche länger in Quarantäne bleiben. Sie gilt implizit als positiv und wird, da nicht getestet, wohl trotzdem in keiner Statistik auftauchen. Aber wir haben die Krankheit unbeschadet überlebt. Das allein zählt! Zudem nehmen wir an einer Genom-Studie der Uni Bonn, BOSCO, teil, die uns im September 2021 indirekt bescheinigen wird, dass wir keinen «Defekt im Interferon-Abwehrweg» haben, der als für schwere Verläufe der Krankheit verantwortlich identifiziert werden wird.
Wer hätte gedacht, dass wir nach 21 Jahren in Folge Zermatt in diesem Winter nicht mehr besuchen können würden. Wir werden vom vorzeitigen Saisonende in Österreich überrascht. Im Laufe der folgenden Tage wird auch Frankreich die Skigebiete schließen. Hier ist es aber einem religiösen Treffen in Mulhouse zuzuschreiben, dass die Region Grand-Est, also Elsass/Lothringen, so schwer verseucht wird, dass Patienten in Deutschland behandelt werden müssen. Etwa zeitgleich mit Österreich schließt die Schweiz. Italienische Skigebiete sind da schon dicht, insbesondere das jenseits des Theodulpasses liegende Breuil-Cervinia.
Am Tag unserer Anreise nach Saalbach wird ein erster Covid-19 Fall bekannt. Als wir abreisen, gibt es in Zell am See ein medizinisches Zentrum, in dem Gäste aus dem Ausland aufgenommen und betreut werden. Die genaue Zahl der Infektionen ist nicht bekannt. Sankt Anton wird zusammen mit dem Paznauntal unter Quarantäne gestellt, obgleich im Internet nicht eine einzige Zahl zu Infizierten zu finden ist. Und hier hat auch die Bundesregierung versagt: Warum wurden die Après-Ski Tempel nicht gleich zu Beginn der Krise geschlossen, Herr Kurz? Zur Strafe wird wohl auch die Saison 2020/21 komplett ausfallen!
Dass wir am Ende dieser Skisaison doch noch auf 29 Tage kommen, verdanken wir nicht zuletzt der Skisafari 2020, einer Entdeckungsreise nach Frankreich mit einem Abstecher nach Italien. Wir hatten schon lange keine neuen Skigebiete mehr gesehen, nicht zuletzt weil die, die es nach unserer Einschätzung Wert sein würden, jenseits des Col du Lautaret liegen (Bildmaterial OSM BKG. Der Höhenfehler am Matterhorn ist bereits korrigiert).
Also packen wir den Wagen für eine Fahrt von 3 Wochen, die unter dem Namen «Skisafari 2020» in unsere Analen eingehen wird, fügt sie doch mit einem Schlag unserer Sammlung vier neue Gebiete hinzu. Und wieder einmal sorgt Kuros für gutes Skiwetter, 22 Tage lang. Ein kleiner Unfall an einem uralten Lift führt letztlich dazu, dass wir nur 20 davon nutzen werden, allerdings in Folge. Die Schneeverhältnisse sind auf der Piste überall gleich gut, besser gesagt «sensationell», sodass wir sehr lange zurückdenken müssen, um uns an vergleichbare zu erinnern: Es ist an allen Tagen so kalt, dass wir den Ausdruck «Sulzschnee» fast aus unserem Wortschatz verlieren. Das beschert uns eis- und steinfreie Pisten. Und zwei kurze Neuschneeeinlagen sorgen dafür, dass die zuvor gesperrte Piste le Tunnel von l'Alpe d'Huez geöffnet wird und ich erleben kann, wie unser voll beladener Automatikwagen mit Heckantrieb den verschneiten Col du Vars geradezu hinaufprescht.
Die Reise beginnt am Sonntag, den 5. Januar, mit der Anfahrt auf la Clusaz, einem kleinen Skigebiet, das wir an zwei Tagen praktisch komplett abfahren. Beeindruckend gelöst ist die Rückfahrt in den schon fast mondänen Ort: Von allen Positionen aus erreicht man eine der endlos langen Talabfahrten. Wir haben mit der 4-Sterne Unterkunft Odalys einen guten Griff getan. Es ist eine von zwei Unterkünften der Gruppe, die ein Hotel integrieren, sauber, modern, freundlich und gefällig gebaut. (»»La Clusaz)
Am Abend des 7. Januar treffen wir, über den Col des Arravis kommend, in les Deux Alpes ein. Die Unterkunft ist ziemlicher Schrott, wenn auch geräumig und sehr gut gelegen am Ortseingang. Nachdem ich die verklemmten Schnapper zweier Türen repariert habe, schließen Klo- und Küchentür wieder. Letztlich regele ich auch alle anderen Probleme mit der Rezeption. So erleben wir bei besten Schnee- und Lichtverhältnissen die nach unseren Maßstäben 120 Pistenkilometer als großartigen Urlaub. Einige der Pisten sind extrem steil, wegen der guten Bedingungen greifen die Kanten aber zuverlässig. 2013 war noch ein Tag la Grave im Skipass enthalten. Das hat man leider mittlerweile aufgegeben. (»»Les Deux Alpes)
Von les Deux Alpes aus besuchen wir an zwei Tagen l'Alpe d'Huez. Es ist für mich das spannendste Gebiet dieser Reise. Denn neben der großartigen Sarenne-Abfahrt bietet es mit der Piste le Tunnel eine wirklich beeindruckende, wenn auch nicht übermäßig schwierige Buckelpiste. Dazu kommen zahllose Pistenkilometer, einige schwierig, andere landschaftlich sehr reizvoll. Auch die Behauptung, dass man die größten Höhenunterschiede der Welt habe, ist nicht ganz falsch, gilt aber nur für die, die die Tunnel fahren können. Zudem wird Zermatt nur um 10 Höhenmeter überboten und Les Deux Alpes kommt ebenfalls auf 2200 Höhenmeter, die man aber auch als Anfänger auf der längsten Abfahrt der Alpen problemlos meistern kann. (»»L'Alpe d'Huez)
Die ersten beiden Unterkünfte hatten wir vor Reisebeginn gebucht, von nun an buchen wir «von Ziel zu Ziel». Mit dem der Überquerung des Col du Lautaret betreten wir das Gebiet der Seealpen.
Ergriffen stehe ich an der Kasse in le Monêtier les Bains. Dass ich es einmal über den Col du Lautaret schaffen würde, nach Serre Chevalier, hätte ich nicht erwartet. Und so sind wir denn auch allein auf der anderen Seite des Passes. Wir hören hier kein Deutsch mehr! Wir erleben 4 wunderschöne Tage in einem total unterschätzen, unerwartet anspruchsvollen Skigebiet mit vielen langen Pisten, schönem Logo, brauchbarer App und modernen Beförderungsanlagen an allen neuralgischen Punkten. (»»Serre Chevalier)
«Vars/Risoul war die große Überraschung für mich», spricht meine Frau. Tatsächlich hatte ich es zunächst nur als den südlichsten Punkt der Reise ausgewählt, gut 100 km Luftlinie von Nizza entfernt. Nenne ich diese Zahl, erstarren die Zuhörer vor Ehrfurcht. Aber wer kennt das Gebiet? So weit im Süden kann es doch gar keinen guten Schnee geben, werden Sie denken. Aber das stimmt nicht. Wir treffen auf den besten Schnee dieser Reise, ergänzt um frische 20 cm in der Nacht vor unserer Anreise. Dazu kommt am Col de Crévoux, 2503 m, ein atemberaubender Blick auf den Lac de Serre Ponçon. (»»Vars Risoul)
Zwar erreichen wir ohne nachzutanken von Vars aus am Ende Bonn, 1100 km Fahrstrecke, aber diesen Weg wollen wir dann doch nicht an einem Tag fahren. So buchen wir noch 7 Tage in Cesana Torinese, dem Mittelpunkt der Skischaukel Montgenèvre/Sestriere. Hätte ich das auch gemacht, wenn mir klar gewesen wäre, dass es dort keine Talabfahrten gibt? Wie dem auch sei. Wir haben im Hotel Chalet Casa Cesana ein geräumiges Zimmer, ein einfaches aber stets leckeres, durch und durch italienisches Essen, sowie ein unglaubliches Preis-/Leistungsverhältnis, das allerbeste dieser Reise. Dazu betreut uns Giulia, die sich sichtlich freut, wieder einmal deutsch sprechen zu können, aufs Herzallerliebste. Dass in Italien viele Lifte nur am Wochenende geöffnet werden, ist das einzige Manko. Aber es trifft nicht nur uns sondern auch die Hüttenwirte. Das Gebiet selbst haut uns nicht um, allerdings konnten wir 162 km Piste vermessen, womit es zu den größten Skigebieten der Alpen zählt. Einige schwarze Pisten bleiben in Erinnerung. (»»Montgenèvre/Sestriere)
Unsere Reise endet am 27. Januar mit der Rückfahrt durch den 13 km langen Tunnel du Fréjus, den wir uns 41 Euro kosten lassen. Bis in die Schweiz, wo wir noch auf der Vignette vom Vorjahr fahren können, kommen weitere 26 Euro hinzu. Mit 950 km ist es die längste Tagesetappe aller unserer Skireisen. Dass hinter uns die Coranaviruswelle gegen das Bergmassiv prallt, durch dessen Tunnel wir nur ganz knapp entkommen, ist uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Winter 2018/19: Klimawandel hautnah!?
Zermatt war schon immer eine Destination, die Meinungen spaltet. Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, kann man feststellen, dass die Quartiere im Ort immer mehr auf eine Klientel zielen, die international ist und über unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten verfügt. Das macht es (auch am Saisonende) zunehmend schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Damit sich diese oft unbeholfenen Gestalten besser orientieren können, hat man einen vermeintlich «besseren» Liftplan gestaltet, der aber viel zu klein ist und zudem einen übertrieben fetten, prominenten Hintergrund besitzt, sodass man unangemessen große Symbole braucht, um eine hinreichende Freistellung zu erhalten. De facto findet man sich eher schlechter zurecht. Auf zu engem Raum werden zuviele Informationen dargestellt, dazu völlig überflüssige Pfosten am Anfang und Ende der Lifte. Den Satz unseres Kartografieprofessors, «Lasst Luft in die Karte!», kann man nicht offensichtlicher konterkarieren. Ich halte ihn, obgleich von Kettler hergestellt, für den schlechtesten Liftplan aller Gebiete, die ich befahren habe. Etwas mehr Papier und den Duktus der Cervinia-Version desselben Plans verwendend (ohne die dort störende und heute ebenfalls überflüssige Darstellung der Beschneiungsanlagen), hätte man Pisten und Lifte mit Namen beschriften können. Der früher ebenfalls unleserliche Liftplan von les Arcs/la Plagne wurde mittlerweile überarbeitet.
Jedes Skigebiet hat heute seine eigene App. Zermatt verwendet auch dort die Pfosten am Anfang und Ende der Lifte, was die Lifte irgendwie komisch aussehen lässt, da sich die Pfosten in der 3D-Darstellung schon bei kleinsten Änderungen verschieben. Ob es klug ist, von einer Position aus, an der man sich nicht befindet, unter den Liften durchschauen zu können, bleibt fraglich. Die Pisten werden nach Breite dargestellt, was im wesentlichen gelungen ist, aber, z. B. am Bec Carré, dazu führt, dass die Pisten ineinander verschwimmen. (Was der Wirklichkeit andererseits sehr nahe kommt.) Bei prallem Sonnenlicht hängt die Brauchbarkeit der App von der Leistungsfähigkeit des jeweiligen Geräts ab. Sehr lange, so die Erfahrung, wird der Akku eine intensive Nutzung nicht durchhalten. Die Standortsuche per GPS und Nachrichten über die Sperrung von Pisten sind hingegen hilfreich.
Für uns ist Zermatt seit 21 Wintern das Frühlingsskigebiet schlechthin: «Wo fährt man um diese Zeit noch Ski?» werden wir immer wieder gefragt. Aber wie in jedem Jahr können wir alle Skitage nutzen, fahren in der neuen 3S-Bahn zum Klein Matterhorn und hinunter nach Valtournenche. Die ersten Tage sind großartig, dann wird es zu warm. Am vorletzten Tag bricht eine Schnalle am Schuh, sodass ich neue mieten muss, und abends werden meine Ski verwechselt, was mir zwei Stunden mit fremden Leihski beschert, Völkl Racetiger SL Pro. Ich flirte so intensiv mit ihnen, dass ich an diesem Tag noch um 17:20 Uhr eine Bergfahrt an Sunnegga mache. Ob sie auch für Tempo 100 taugen, kann ich unter den gegebenen Umständen nicht klären. Ich bekomme meine Ski am Ende wieder und gönne dem Troll, der sie verwechselt hatte, dass er meine Abfahrtski durch den schweren Sulzschnee fahren musste. Die Racetiger drehen unter meinem Hintern wie ein Bienenvolk!
Bezahlen möchte man den Skipass von Zermatt nicht, aber die Investitionen lohnen sich. Mit der 3S zum Klein Matterhorn hat man sich und den Gästen einen Gefallen getan. Hatte ich die Auffahrt früher wegen der langen Wartezeiten entweder als allererster angetreten, bei miserabler Sicht oder auch gar nicht, so fahre ich sie heute erstmals wie jede andere Gondel auch. Es ist eine Umlaufgondel im Rang einer Luftseilbahn, allerdings ohne die dort verwendeten Sicherungen: Reißt das 7 km lange Zugseil, sind alle Gondeln unterhalb der Bruchstelle verloren. Immerhin schwanken die Kabinen auch bei starkem Wind nur sehr wenig.
Zermatt nutzt den Service von Skiline. La Plagne, Flaine, Sankt Anton und andere große Gebiete tun das nicht. Ich fahre auch gleich wieder Pisten, die falsch erfasst werden, was mir eine längere Diskussion mit den Bergbahnen beschert. Der Ausgang ist aktuell noch offen. Der Schriftverkehr wird am Ende Seiten füllen - immerhin nimmt man meine fundierten, gut belegten Einwände ernst. Mal ehrlich: Wer braucht einen Leistungsmesser, der auf Teilstrecken eklatant versagt? Zudem gelingt es den Betreibern immer noch nicht, Liftnamen, wie den des Bec Carré, korrekt mit Akzent zu schreiben.
Davon abgesehen ist es wieder mal ein großartiger Skiurlaub. Wegen der vielen Einheimischen aus dem Tal spreche ich oft französisch. Die große Enttäuschung ist der letzte Tag: Ich fahre sehr schnelle Abfahrten auf zwei verschiedenen Trassen am Furggsattel, kann aber keine Steigerung gegenüber den anderen Tagen erkennen und schaue daher nicht auf den GPS-Empfänger. Am Abend lese ich den Track aus und stelle fest, dass ich zweimal Tempo 97 gefahren bin. Vielleicht nimmt man die hohe Geschwindigkeit nach 10 Tagen nicht mehr wahr. Damit daraus am Ende Tempo 100 wird, bedarf es einer gewissen Rechenkunst. Das stellt mich nicht wirklich zufrieden, aber immerhin verlaufen die 30 Skitage dieser Saison unfallfrei. Die Kathedrale von Paris hat da weniger Glück. Deren Dachstuhl brennt während unseres Urlaubs komplett aus.
Wieder einmal ist Sankt Anton der Reinfall der Saison. Hatten wir wenige Jahre zuvor vor Weihnachten noch jeden Tag nach Ischgl fahren müssen, um überhaupt Schnee zu haben, so haben wir in diesem Jahr zuviel davon. Kommt dieser Schnee aus hohen Wolken (ja) und gibt es keinen Sturm (nein), ist das gut zu ertragen. So bläst der Wind das Skigebiet auf einzelne Teilskigebiete zusammen, die untereinander nicht verbunden sind. Die Übergänge bleiben meist geschlossen oder drohen mit möglicher Schließung, sodass mein Sohn und ich zwar bis nach Lech kommen, sogar bis Schröcken, aber dann ist auch schnell wieder Schluss. Außer einer sehr schönen Skiroute in Zürs und der Piste entlang der Madlochbahn kommt keine Ergänzung des von uns erhobenen Liftplans zustande. Schade.
Wenn man einen der wichtigsten Übergänge, den Arlenmähder 6er, an dem unser Sohn eine Stunde anstehen musste, für mehrere Tage nicht in Betrieb nimmt, muss man halt eine Skibusverbindung von St. Christoph zur Alpe Rauz organisieren. Dazu sind die Betreiber aber offensichtlich nicht bereit. Unser Sohn: «Mein Urlaub ist zu wertvoll, um mir das bieten zu lassen!» Auch ich rücke immer mehr von Sankt Anton ab.
Was uns tröstet? Wir haben ein großes Appartement bei Mario Matts Eltern in Flirsch, wo wir 2003 schon einmal zu Gast waren. Sie sind trotz der übergroßen Erfolge aller drei Söhne unkompliziert und herzlich geblieben. Unser Sohn amüsiert sich zudem im Tiefschnee, wozu er sich entsprechend breite Ski mietet. Und meine Frau, die nur zwei Tage fährt, sagt den klugen Satz: «Ich fahre noch nach Zermatt. Da will ich mir in diesem Schnee nicht die Knochen brechen.»
Am letzten Tag muss der Skibus auf die Autobahn ausweichen, weil die Bundesstraße wegen Lawinengefahr gesperrt ist. Trotzdem und trotz schlechter Sicht sind diejenigen Pisten, die befahrbar sind, voll mit Skifahrern. In Ischgl wäre das Gebiet unter vergleichbaren Umständen komplett leer! Bis 11 Uhr fahren wir heldenhaft, dann wird es so warm, dass der Schnee zu Wasser wird. Nach einer Pause in der Rodelalm nehmen wir einen letzten Anlauf. Völlig durchnässt geben wir gegen 13 Uhr auf. Der Schnee wird bretthart und gefährlich. Es reicht!
Ich hatte Skiline die Frage gestellt, warum Sankt Anton deren Service nicht bereitstellt: «Sie tun das halt nicht!» Ich glaube eher, dass sie das nicht können. Vielleicht, weil das Skigebiet das nicht hergibt. Lifte ohne Zugangssperren, wie Riffel I und II am Rendl oder auf Albona oder ganz einfach Streckenführungen und neutralgische Punkte, die wegen langer Wartezeiten an Liften keine großen Zahlen erwarten lassen, dürften die Gründe dafür sein.
Nendaz zum Zweiten. Ein Jahr nach unserem letzten Skiurlaub dort buchen wir wieder im selben Haus und bei derselben Agentur. Das Haus verfügt über Außenparkplätze, was wegen der prekären Situation an Stellplätzen im Ort für einen VW-Bus wichtig werden kann. Was nützt ein Garagenplatz, der eine 1,90er Einfahrthöhe hat? Am Ende nehmen wir dann doch die Limousine, was mir eine Denksportaufgabe in Punkto Einparken in einer ultraengen Tiefgarage beschert.
Dass man hier in der Schweiz ist und nicht in Frankreich, erschließt sich nicht einmal auf den zweiten Blick. Hier spricht praktisch niemand deutsch. Wir haben eine sehr schöne und geräumige Unterkunft und nehmen die 15 Minuten Laufweg zur Bahn in Kauf. Der Blick aus den Fenstern über das Rhônetal ist wieder einmal großartig!
Das Wetter ist besser als die Vorhersage. Wir haben sechs schöne Skitage. An einem Morgen, an dem meine Frau später startet, kann ich auf (zuvor) präparierter Piste in 15 cm Neuschnee meine Runden drehen. Der Hubschrauber der Air Zermatt fliegt in der Tourenabfahrt Col des Gentianes-Tortin nicht für uns, die «Bobbahn» ist wieder offen und ich fahre meine Lieblingstourenabfahrt Lac des Vaux-La Tzoumaz.
Les Arcs/la Plagne: Seit Januar 2007 hatte meine Frau das Doppelskigebiet nicht mehr besucht. Weil wir früh sind und die Strecke kürzer ist, fahren wir über Annecy. Vor Albertville treffen wir an einem Kreisverkehr auf die «Gelbwesten», les «gilets jaunes», die uns allerdings nicht an der Weiterfahrt hindern, sondern nur eine Spendenbüchse vor die Windschutzscheibe halten. Ausnahmsweise begrüße ich die Anwesenheit der französischen Polizei.
Ich hatte im Rahmen von Sportfahrten des Skiclub Untertaunus bereits zwei weitere Reisen unternommen und das Gebiet fast vollständig vermessen. So kommen auf dieser Reise nur noch wenige Pistenkilometer und zwei neue Sessellifte hinzu, die aber lediglich die Fahrzeiten verkürzen. Die ersten beiden Tage bringen über 40 cm Neuschnee, die das Gebiet auch dringend braucht. Während die Ostalpen im Schnee ersticken, sah es bis dahin im Westen eher mau aus.
Derweil ich mir bereits am ersten Tag in den an den Knöcheln zu engen Skischuhen die Fußgelenke kaputt fahre, verzichtet meine Frau dankend auf den an sich großartigen «Schnee aus hohen Wolken». Statt zu lamentieren greife ich am zweiten Tag, wieder allein unterwegs, zum Snowboard, das ich seit Jahren für solch einen Fall von Skigebiet zu Skigebiet schleppe. In den weichen Schuhen tut mir nichts mehr weh und mit einem Verlängerungstag am Samstag schraube ich die Zahl der Tage auf dem Board auf 372 hoch. Immerhin kann meine Frau auf diese Weise noch fünf sonnige Skitage genießen. Vier davon verbringen wir in Les Arcs. Höhepunkt dieser Reise ist die Abfahrt von der Aiguille Rouge bis Villaroger, 2.000 Höhenmeter in einem Zug, mit moderater Wartezeit an der fast immer überlaufenen Luftseilbahn.
Einige der Lifte wurden modernisiert. Insbesondere der Inversense, der besonders langsam war, sowie die Rückkehr von der Talstation des Comborcière nach Arc 2000. Man hat den Pré Saint Esprit nicht nur mit Hauben versehen, die sich in feinem Dunkelblau gegen den Schnee abheben, man hat ihn auch so weit in Richtung Col de la Chal gebaut, dass man den Arcabulle erreicht und damit nur noch zwei Lifte braucht, um vom äußersten Ende der Station bis zum Vanoise Express abzufahren. Nimmt man die Waldabfahrt und eine kurze Laufstrecke zum Pré Saint Esprit in Kauf, ist Villaroger bis auf vier Lifte an den Übergang nach la Plagne herangerückt.
An der Bergstation des Comborcière hat man einen offenen Rastplatz angelegt, von dem aus man einen unvergesslichen Blick auf den Mont Blanc genießt. Für die jüngere Generation ist eine Ladestation für mehrere Smartphones und Tablets integriert, abschließbar, sodass man die rote Abfahrt nehmen und das Gerät später wieder abholen kann. Von der Nordflanke der Bergkette, von Arc 1600, ist der Aussichtspunkt nicht zu erreichen. Wer nichts Dringenderes vor hat, sollte unbedingt einen Abstecher über die Piste Mont Blanc machen, die wegen ihrer Breite, des Panoramas und der Streckenführung durch den Wald in Erinnerung bleibt.
Wir buchen über INTER CHALET mit der Residenz Front de Neige, Odalys Vacances, eine gehobene Klasse und ein Appartement für 4-6 Personen, das zu zweit üppig Platz bietet. Das Haus verfügt über ein Schwimmbad und liegt unmittelbar an der Piste. Zudem können wir, was selten ist, eine Nacht verlängern, was die verlorenen ersten beiden Tage vergessen macht. Wir essen in Plagne Soleil und Village zu Abend und haben für unseren Geschmack ein besseres Essen als in Österreich, zahlen am Ende dafür aber auch nicht viel mehr. Die Atmosphäre ist in allen Restaus ausgesprochen freundlich und angenehm. Oft wird man per SMS an seine Reservierung erinnert. Auch in der Nebensaison ist es mutig, ohne Reservierung loszuziehen.
Unglaubliche 131 Pistenkilometer weist Skiline für jenen denkwürdigen 4. April aus, an dem ich es so ganz nebenbei in die Top 25 derer schaffe, die in Zermatt im Winter 2017 die meisten Höhenmeter an einem Tag fahren. Das lässt meinem Sohn keine Ruhe. Er glaubt ernsthaft, dass man 150 fahren könne, hierzu später mehr.
2018: Seither sind drei weitere Skiurlaube Geschichte - nur ganz anders, als erwartet. Keines der beiden Paar Ski hat Kratzer im Belag abbekommen, und das obgleich eines davon auf allen Skirouten der 4 Vallées unterwegs war (außer der gesperrten nach l'Eteygeon). Hatten wir in den letzten Jahren eher viel Sonne und viel zu wenig Schnee, so kommt in diesem Winter mehr als jene Menge an Schnee zusammen, die wir bisher vermisst hatten.
In Flachau/Wagrain haben wir nur einen einzigen schönen Tag. Dafür kann ich Tiefschnee fahren üben, wozu ich mir morgens zwei Brötchen mit Wurst und Käse in die Taschen stopfe und schaue, dass ich der Erste bin am Flying Mozart. (8 Uhr Frühstück ist da definitiv zu spät.) In bis zu 15 cm tiefem, trockenem Neuschnee geht es auf unberührter Piste hinunter ins Tal; als Highlight die 32d vom G-Link zum Bergschlepplift. Wenn es die Sicht zulässt, sehen wir Beschneiungsanlagen, die nicht in Betrieb sind, und Pistenmarkierungen, die nicht zuweit entfernt sind.
Trotzdem erleben wir noch einige ganz besonderere Tage in Verbier und Flaine. Bei miserablem Wetter kann ich nichts anderes tun, als auf einer Piste am Attelas einem Skiguide zuzuschauen, der seiner Schülerin zu erklären versucht, wie man die überbreiten Spezialski bei schlechter Sicht durch schweren Schnee bewegt. Ich folge den beiden für eine knappe halbe Stunde und probiere die Technik danach am Mont Fort aus. Ich bin total begeistert. In Flaine werde ich meine Frau bei ähnlich schlechten Bedingungen ermuntern, den «Stockeinsatz am Skiende» dazu zu benutzen, heile aus den Wolken abzusteigen. Hatte mir Flaine 1995 das Snowboardfahren näher gebracht, so bringt meiner Frau Flaine 2018 das konsequente Fahren bei Nebel und in tiefem Schnee näher. Selten hat schlechtes Wetter so viel Beifall hervorgerufen!
Zudem haben die ersten drei Urlaube einen neuen Wahlspruch hervorgebracht: «Egal ob ich die Piste gesehen habe oder nicht, Hauptsache, der GPS-Empfänger hat sie aufgezeichnet.»
Wir beenden die Saison in Zermatt. Der «Hase von Mammelzen» stellt die Behauptung auf, dass man hier 150 km am Tag fahren könne. Wer so etwas sagt, muss es beweisen, und so macht er sich am 18. April auf die Reise, die im Wesentlichen zwischen Hohtälli und Gant spielt: 22 Bergfahrten auf stets derselben Gondel am Gant tragen ihm später den Beinamen «Sägezahnhase» ein, was das von Skiline bereitgestellte Tagesprofil recht gut beschreibt. Dabei reicht es am Ende zwar nur für Platz 2, aber die Tageskilometerleistung von 166 km beeindruckt ebenso wie die 26.800 Höhenmeter (106 km/h Höchstgeschwindigkeit), morgens auf beinharter Piste gefahren, nachmittags in bis zu 20 cm tiefem Sulzschnee. Beschränkt man die Liste auf deutsche Skifahrer, zeigt sich bereits ein Abstand von über 5.000 Höhenmetern zu Platz zwei und 9.000 zu Platz drei. (Wie schon im Vorjahr gesehen, stimmt die Zahl der von Skiline angegebenen Pistenkilometer auch hier nicht. Nur ist sie mit 145 km diesmal entschieden zu kurz.)
April 2017: Trotz frühen Aufbruchs hatte ich den Skitag nicht auf Rekorde ausgelegt.
Erst als mir gegen Mittag klar wird, dass mein Traum wahr werden könnte, einmal im Leben 100 km zu fahren, richte ich die
Tour auf ein Maximum an Pistenkilometern aus. Ich fahre meist die längst mögliche Variante einer Abfahrt und auf der
allerletzten Bergfahrt verlasse ich den Matterhorn-Express an der Mittelstation, weil die Strecke Schwarzsee-Zermatt
via Staffelalp gegenüber der Abfahrt vom Trockenen Steg satte 1,4 km länger ist!
«Einen Tod musst Du sterben!» bemerkt meine Frau, als ich ihr erkläre, dass ich dadurch 356 Höhenmeter habe liegen lassen.
Hätte ich das nicht und wäre bis Trockener Steg sitzen geblieben, wäre ich im Gesamtklassement mit 20138 Höhenmetern auf
Platz 18 gelandet und in meiner Altersklasse
(56+) auf Platz 3 statt 4, nur 381 Höhenmeter von Platz 1 entfernt.
Was überlebt ist die Genugtuung, dass mir die längere Strecke letztlich einen runden Wert beschert: 120 Tageskilometer, sorgfältig vermessen und dokumentiert. Tags drauf knacke ich auf der Kelle die Tempo 100 Marke. Wieder ein rundum gelungener Skiurlaub in Zermatt!
Liebe Frau Danuser, Sie haben uns gefragt, ob wir es nicht schon bereut hätten, einen Winterurlaub in Chur
zu verbringen. Wir hatten gute Gründe, diesen Ort für diesen Urlaub zu wählen. Es sollte ein 10-Tage-Urlaub
werden, den wir nicht in einem einzigen Skigebiet verbringen wollten. Also haben wir uns mit Chur einen zentralen
Ort gesucht, haben von hier aus Lenzerheide/Arosa fast komplett
abgefahren und Klosters/Davos und Flims/Laax wiederbesucht.
Bei dieser Gelegenheit haben wir zwei Pisten aufgemessen, die unter denen, die man ohne Führer gefahrlos fahren
kann, nun an Position zwei und drei unserer Bestenliste auftauchen:
Weissfluhspitze-Küblis (14,3 km) und Vorab-Nagens-Flims (12,8 km). Von Lenzerheide aus wären wir das sicher
nicht gefahren.
Wir hatten Ihr Appartement als das mit Abstand ansprechendste in Chur aus den Angeboten herausgesucht. Und so war es dann auch. Modern und gemütlich,
vollständig ausgestattet und geschmackvoll eingerichtet. Wir haben uns in Ihrem Haus sehr wohl gefühlt und bedanken uns ausdrücklich für die große Gastfreundschaft.
Laax: Ich hatte in Erinnerung, dass man am Vorabgletscher hohe Geschwindigkeiten fahren kann. Dazu muss man praktisch von oben an Schuss fahren. Ich tue das auch, weil wenig los ist, aber trotz guter Verhältnisse komme ich am Ende nicht über Tempo 95,6 hinaus. Eine kleine Enttäuschung.
Die «Kampagne 2017» stand zunächst im Zeichen der neuen Liftverbindung von Sankt Anton mit Zürs, dem Tor nach Lech. Über die Messergebnisse informiert die Geschichte über Sankt Anton. Die Diskussion um gelogene Pistenkilometer hat ihre Spuren hinterlassen und hat, anders als in einer Diktatur, wo man Fakten wegbefehlen kann, auch das Einlenken bei den Verantwortlichen befördert. Die Zahl der Pistenkilometer ist von 350 auf 305 herab gesetzt worden. Wer Skirouten nicht scheut und Tannegg, Riffel II, Schindler- und Mattunkar fährt, kann tatsächlich etwa 270 km nutzen. Wichtiger als diese guten Zahlen ist aber die Tatsache, dass man nun keinen Bustransfer mehr benötigt und nach 5 Minuten Fahrzeit an der Mittelstation der Trittkopfbahn in Zürs aussteigt. Dass man entweder ein Stück bergauf laufen oder über eine (relativ einfache) Skiroute abfahren muss, wenn man sich nicht in die Warteschlange zum Trittkopf einreihen will, ist sicher nur eine vorübergehende Erscheinung.
Verletzungsbedingt fahre ich im April 2016 in Zermatt nicht Ski, aber diejenigen Mitglieder der Familie, die
fahren, beschweren sich über den neuen Hirli Lift, einen völlig überdimensionierten 7er-Sessel.
(So bezeichnen wir 6er-Sessel, in die man seitwärts gegen die Fahrtrichtung einsteigt, weil die Kinder in Grindelwald
in einem baugleichen Lift bereits einmal zu siebt gefahren sind.) Eine gruselige, steile, bei eisigen Verhältnissen schwere Zufahrt
von der weißen Perle, die zu allem Überfluss auch noch eine Fahrstraße kreuzt, und eine unpraktische Kindersicherung verleiten
meinen Schwiegersohn zu dem Satz: «Was soll eine solche Konstruktion bewirken, wenn es im weiten Umkreis keine kindgerechte Piste gibt?»
Zudem wird man Ried aufgeben und damit eine der längsten und schönsten Abfahrten des Skigebiets. Eine neue Streckenführung, die hinter
dem früheren Olympia-Stübli auf die unansehnliche Betonüberbauung mündet, verbindet Patrullarve und Sunnegga, allerdings nicht
mehr so schneesicher wie wir das bisher kannten.
«Megève? Ein Skigebiet? Wo liegt denn das?»
Mehr als eine gute Frage, die wir jetzt detailliert
beantworten können: «Megève ist das größte in Deutschland unbekannte
Skigebiet Frankreichs, 30 km nordwestlich von Chamonix gelegen.» Zusammen mit Saint Gervais,
Combloux, St. Nicolas-de-Véroce,
La Giettaz und dem nur mit dem Auto erreichbaren Gebiet von
Les Contamines/Hauteluce wird es unter dem Namen
Domaine Évasion geführt. Mit nominell 420 Pistenkilometern
wird es nur noch von Paradiski und
den 3 Vallées übertroffen. Das mussten wir nachmessen!
Aber noch bevor wir die tatsächlich nutzbaren Pistenkilometer kennen (240 gefahren), ziehen wir das Resümee:
«Ein großartiger Skiurlaub in einem traditionsreichen und ausgedehnten Skigebiet, in dem der
Mont Blanc das Panorama beherrscht.»
Frankreich, wieder einmal ganz, ganz anders! Hier unsere Geschichte,
die zudem als erste für die Lektüre per Smartphone optimiert wurde.
«Wer hat die längste?»
ist der nicht gerade geniale Titel im SPIEGEL 47/2015, in dem das Blatt die Lügengeschichten über Pistenlängen aufgreift,
diesmal mit dem Hinweis auf eine Person, Christoph Schrahe, die angeblich die Längen genau kenne und diese aus digitalen Karten,
Googles Kartenservice usw. sowie eigenen Vermessungen nachgerechnet habe. Über das Phänomen der tatsächlich nutzbaren Pistenkilometer haben wir schon vor einiger Zeit geschrieben. Erstaunlicher Weise
berechnet auch diese «unabhängige Instanz» für Saalbach-Hinterglemm-Fieberbrunn Pistenlängen, die niemals stimmen
können, es sei denn, dass dort «Skischulpistenkilometer» berechnet wurden, bei denen Anfänger ohne Mühe die
Distanzen verdoppeln.
(Mein Leserbrief an den SPIEGEL ging in den Ereignissen von Paris unter. Das ist verständlich. Er endet
folgerichtig mit dem Satz: «Während der Anschläge auf Charlie Hebdo war ich in Flaine. Heute schreibe ich am Tag nach den
Anschlägen von Paris. Mein Mitgefühl ist mit den Franzosen, deren überaus großartige Skigebiete ich
regelmäßig bereise.»)
Nun, wir haben die Angaben von Saalbach nachgeprüft. Drei Kampagnen waren nötig, um das seit 2016 um Fieberbrunn erweiterte Gebiet zu vermessen.
Zwar verkürzt ein Sturz unseren Aufenthalt im Februar 2016 von 7 auf 5 Skitage, aber da haben wir schon praktisch alle Ziele erreicht.
Am Ende reiben wir uns verwundert die Augen und stellen fest, dass wir 206 km kontieren können und nur knapp 10 fehlen
dürften, u. a. die Skiroute «Big dude» und die Talabfahrt Schönleiten. Halten wir 270 angegebene Pistenkilometer an,
so wären damit 80% fahrbar - ein sehr guter Wert.
Das Gegenteil ist Sankt Moritz. Auch wenn wir 2010 in diesem Gebiet den mit Abstand spannendsten Skiurlaub aller Zeiten verbracht haben, der
von einem festen Quartier ausging, muss ich nach Diskussionen im Alpinforum und kritischem Blick
in unsere Unterlagen zugeben, dass von 350 angegeben Pistenkilometern nur etwa 40% übrig bleiben, ein Negativrekord.
An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass mich die von User RogerWilco veröffentlichte Geschichte über
einen Tag am Sonnenkopf,
den der Arlberg sicher in seinen Pistenkilometern eingepreist hat, dazu veranlasst hat, das Gesamtskigebiet Arlberg noch einmal
unter die Lupe zu nehmen, mit einem sehr positiven Ausgang für Sankt Anton: Am Ende kann ich zusammen mit der «Kampagne 2017» 263 km
zweifelsfrei nachweisen. Wäre Warth/Schröcken nicht so weit neben dem Soll, wäre die Bilanz sicher noch besser ausgefallen als die, dass
tatsächlich 90% der offiziellen angegebenen Pistenkilometer zusammen kommen. Besten Dank an dieser Stelle für die GPX-Datei,
die praktisch alles erschließt, was der Sonnenkopf zu bieten hat.
Aber klar ist auch: Ohne die Skirouten sind es zahllose
Pistenkilometer weniger, nämlich 210 oder knapp 70%! Wer wirklich lässig viele Pisten fahren will, ist in Megève deutlich
besser aufgehoben. Nur in den 3 Vallées konnte ich an 6 Tagen mehr «nicht doppelt gefahrene Pistenkilometer» einsammeln,
und das mit dem Snowboard!
Winter 2014/15: Wir besuchen den Wilden Kaiser von
Kitzbühel/Kirchberg aus. Extrem steile Pisten um Westendorf und großartige Skirouten
runden ab, was (erst) zusammen mit dem Nachbargebiet ein großartiges Bild ergibt: Der Skipass Kitzbüheler Alpen. Beide Gebiete sind aufgrund eines fairen Preismodells und guter Skibusverbindungen durchaus
sinnvoll und «zusammenhängend» befahrbar. Und so vermessen wir 220 km an 7 Tagen; mehr konnten wir in Österreich
nirgendwo sonst fahren. In diesem Urlaub, wie auch in Mayrhofen
zuvor, greife ich wieder zum Snowboard. So erreiche ich letztlich mein Ziel, ein Jahr Snowboard zu fahren.
(Tatsächlich fragte mich jemand, was ich damit meine. «Wie viele Tage hat ein Jahr?», entgegnete ich.)
Im Dezember beginnt die Saison ohne Schnee in Sankt Anton, sodass wir erstmalig einen Skitag
ausfallen lassen und danach jeden Tag nach Ischgl fahren. Nach dem schleppenden Start
hätte ich jeden für verrückt erklärt, der mir 31 Skitage prophezeit hätte.
Im Januar reise ich nach 20 Jahren erstmals wieder nach Flaine. Trotz dünner
Schneedecke erlebe ich einen Urlaub auf Skiern, bei dem es darum geht, verkleideten Engländern mit schlechtem Fahrvermögen aus dem
Wege zu gehen. Mein Sohn verwendet viel Zeit darauf, meinen Fahrstil zu verbessern. Danach bereise ich mit meiner Frau die Zillertaler Alpen, die aber im direkten Vergleich mit Kitzbühel/Wilder Kaiser trotz einiger
netter Pisten nicht überzeugen können. Wir beschließen das Jahr nach alter Tradition im Frühling in Zermatt. Traumhafte Schneeverhältnisse am Stockhorn und die tägliche Runde durch
alle drei Gebietsteile mit fetten Abfahrten im Sulzschnee sind Kennzeichnen dieser Reise. Einer jungen Dame, Marie, zeige ich am Furggsattel, wie leicht es sich mit eng geführten Ski in tiefem Schnee
fährt. Leider gelingt es mir trotz diverser Versuche nicht, mit Skiern die Geschwindigkeit auf über 90 km/h
zu schrauben. Bei 88,6 km/h ist Schluss.
20. April 2012, 17:15 Uhr. Wir schnallen Ski und Snowboard ab.
Eine beeindruckende Wintersaison ist zu Ende. Zermatt hat wieder alles gehalten, was andere Skigebiete zu dieser Jahreszeit
nur versprechen können: Über einen halben Meter Pulverschnee auf Triftji, also 1000 Höhenmeter Skiroute komplett naturbelassen!
Dazu bestens präparierte, leere Pisten, kalte Temperaturen und Schneeverhältnisse wie sonst nicht im tiefsten Winter. An einem
verschneiten Nachmittag um 16:30 Uhr fahre ich mutterseelen allein in der Sunnegga nach oben. Die
Skifahrer, die ins Tal wollen, starren mich an, als entstiege ich einem Raumschiff und nicht einer Standseilbahn. Ich fahre weiter hoch
zum Blauherd und dann in schwerem Schnee zurück ins Tal. Tage zuvor saß ich bereits in nahezu leeren Gondeln zum Klein Matterhorn, was mir erstmals eine recht genaue Vermessung der Liftspur (KML)
ermöglichte.
Meine Frau steht beim Bäcker und die Kundin vor ihr beklagt sich bitterlich bei der Verkäuferin darüber, dass man wegen des Wetters an
diesem Tag nicht hätte Ski fahren können: «Immerhin kann man im Ort bummeln!» Nun, das kann man immer tun. Aus gegebenem Anlass werfen
wir nach dem Abendessen einen Blick auf die fehlerbereinigten Ergebnisse der GPS-Empfänger, die 55 bzw. 60 Pistenkilometer angeben.
Zermatt muss also noch ein weiteres Skigebiet haben, das wir nicht kennen.
Wieder hat Zermatt (fast) alles getoppt, was wir an kleinen aber feinen Highlights erlebt haben, so die Chavanette (Mur Suisse) von Avoriaz und die Abfahrt durch das Vallée
Blanche von Chamonix. Insbesondere die geführte Tour über die Gletscher des Mont Blanc stellte alles in den Schatten,
was wir bis dahin bei Tage in den Alpen gefahren und erlebt hatten, auch wenn sie an die wirklich großartige Vollmondabfahrt an der
Diavolezza, Glüna Plaina, nicht ganz heran reichte. Und Rote Nase-Gant nach Neuschnee, unverspurt, war mit Abstand das
Schwerste, was ich mit Skiern jemals gefahren bin. Dass man in Zermatt an einem einzigen
Skitag 100 Pistenkilometer fahren kann, haben wir auch schon bewiesen.
32 grandiose, traumhaft schöne Skitage - und kein einziger in Österreich, das war die Saison 08/09.
Die Westalpen bieten mit den 3 Vallées, Val d'Isère, 4 Vallées, Grindelwald und Zermatt genügend Abwechslung für fünf Skiwochen.
Ein einziger Tag ist so, dass ich vor lauter Schnee die Zahnradbahn an der
Station Eigergletscher kaum noch erkennen kann. Am Abend wird mich einer der Gäste auf der Berghütte Grindelwaldblick fragen: «Wie war
der Tag?» Und ich antworte wahrheitsgemäß, auch wenn er das vielleicht so
nicht hören will: «Es war einer der schönsten Skitage der letzten 10 Jahre!»
Ich habe immer noch den kessen Spruch unserers Skilehrers Hans W. Mayer vom Ski-Club Bingen im Ohr: «Ein Skifahrer, der den Schnee liebt,
streichelt ihn mit seinen Skiern und stampft nicht darauf herum und tritt oder zerschneidet ihn!». Nun, soweit die Theorie!
Mittlerweile hat die Vergangenheit etwas Mystisches, die Sage von Kuros, dem Gott der Pisten, der
zuverlässig für gutes Skiwetter sorgt und der Anfängern Flügel verleiht, hält dies für die Nachwelt fest. Waren die Fotoapparate
1994 noch analog, so begleiten uns heute digitale Kameras wie die kleine Kodak DX7590 und die ungleich schwerere aber auch viel
bessere Spiegelreflex Sony Alpha 100 auf unseren Streifzügen durch die Skigebiete. Deren hohe Auflösung lässt den Schnee
auf den Bildern glänzen und die Verwacklungskompensation ermöglicht
auch unter schwierigen Bedingungen bestechend scharfe Bilder. Dazu tragen wir GPS Empfänger am Rucksack und ermitteln so
Pistenlängen ausgewählter Skigebiete, die wir grafisch interaktiv auswerten,
in Listenform darstellen und für Google EarthTM verfügbar machen. Und natürlich erzählen wir auch
Geschichten von Nebeltagen und Sonnenbränden, von Gästen und Gastgebern, von ausgefallenen Pisten und Skirouten, von Kindern
auf Skiern und Vätern auf Snowboards - nicht selten unter starken Schmerzen zusammen getragen in 42 Skigebieten und allen Regionen
der Alpen, von den Trois Vallées im Westen bis Bad Kleinkirchheim im Osten.