166 Pistenkilometer an einem Tag
Und ganz nebenbei 26.800 Höhenmeter
Manche Kinder kann man für gar nichts begeistern, andere wiederum lassen sich allein von der Aussage anstacheln, dass 150 Pistenkilometer wohl die Grenze des Fahrbaren sei. Der «Hase von Mammelzen» weiß um seine Gewandtheit auf Ski und kontert, dass man in Zermatt auf jeden Fall 150 km fahren könne. Immerhin hätte ich «ja 120 km gefahren, da lägen 150 geradezu in der Luft!» Diese Art von Respektlosigkeit lasse ich mir dann auch gefallen.
Es ist der denkbar schwierigste der sonnigen Tage dieser Saison. Morgens sind die Pisten extrem hart gefrohren und abends so nass, dass man Schwimmen lernen könnte. Dazu viel zu viel Schnee, was dazu führt, dass Furgg-Furri wegen akuter Lawinengefahr permanent gesperrt ist - und ab 13 Uhr auch noch das gesamte Schwarzseegebiet, sodass ein Absacker auf dem Matterhorn-Express nicht mehr sinnvoll erscheint: «Ich bin heute Morgen nur so über die Pisten geschlittert!» Immerhin mit Tempo 110. Da kommt fast ein wenig Rennromantik auf.
Die Rothornbahn ist aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Einer der Pfeiler bewegt sich als Folge der Erderwärmung, die in der Schweiz zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Temperaturen führt. Sie bietet für einen Höhenmeterrekord auch einen zu geringen Höhenunterschied. So bleibt am Ende nur die Gondel am Gant, auf der er an diesem Tag 22 Bergfahrten macht, mehr als jeder vom Liftpersonal, weil er im Gegensatz zu denen auf die Mittagspause verzichtet. Das Tagesprofil trägt ihm den Beinamen «Sägezahnhase» ein. Gleichmäßiger fahren weder andere noch die Luftseilbahn selbst. Ohne Ausnahme erreicht er dabei stets dieselbe Gondel, wodurch er drei Fahrten pro Stunde realisieren kann. Aber das allein ist nicht das Ziel. Mir klingt da noch der Satz von 150+ km im Ohr!
Es gibt zwei Routen, die man von Hohtälli zum Gant fahren kann, die kürzere über die White Hare («Schneehase») ist 6,0 km lang, die längere 6,9 km. Sie führt über die Pisten Hohtälli und Kelle. Will man Kilometer schrubben, muss man die längere fahren. Dann reicht die Zeit gerade aus, um die Sperre vor der Abfahrt der Bahn zu erreichen. Der GPS-Empfänger zeichnet insgesamt 17 Abfahrten über die längere Variante auf. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass am Ende 166 Tageskilometer zusammenkommen - und wohl auch zur Differenz von 20 km gegenüber den Angaben von Skiline, denen ich vor einem Jahr noch um 10% zu große Werte vorgehalten hatte.
Die neue Generation lädt erst einmal eine App herunter. Skiline zeigt dem Fahrer dann schon wenige Sekunden nach dem Durchschreiten der Sperre den neuen Höhenmeterwert an. Gemessen werden die Bergfahrten. Dabei macht Skiline die Annahme, dass man ins Tal zurück fährt. Der Fahrer sieht sich so im Laufe des Tages immer näher an die Spitze heranrücken.
Zwar reicht es am Ende nur für Platz 2 in der Gesamtwertung aller registrierten Fahrer, aber die Tageskilometerleistung beeindruckt ebenso wie die Anzahl der Höhenmeter. Die Liste der deutschen Skifahrer ist praktisch gesprengt: Ein Abstand von über 5.000 Höhenmetern auf Platz 2 und 9.000 auf Platz 3 spricht Bände. Am folgenden Tag treffen wir in der Bahn auf nine848, die es in diesem Winter auf 800.000 Höhenmeter bringen will. Sie schafft 21 Bergfahrten und schiebt sich mit knapp 25.000 Höhenmetern auf Platz 7: «Irgendwann muss man ja auch mal aufs Klo!»