Stanton (St. Anton)
Adalbert Querkopf über das östlichste Skigebiet der Briten
Noch einmal möchte ich nicht über die Überschwemmung eines Skigebiets mit Briten klagen, auch wenn ich mich Weihnachten 2002 als letzter Deutscher in Stanton fühlte. Nur für die Suchmaschinen habe ich den offiziellen Namen des Ortes ausgeschrieben. Denn im Skibus spricht nur noch der Fahrer deutsch. Und ich. Dabei sind die Sprachkenntnisse des Fahrers auch keine Hilfe, denn der kennt sich im Ort so gut aus wie ich, ein österreichischer Gastarbeiter halt.
Wenn das Liftpersonal die Skifahrer an den nicht gerade überdimensionierten Beförderungsanlagen dazu anhält, aufzurücken und die Sitze aufzufüllen, dann versteht das niemand mehr. Und das ist erbärmlich, zumal die Briten glauben, die Welt würde schon englisch sprechen, wenn sie das Erlernen fremder Sprachen ablehen.
Immerhin sind einige Fehler der Vergangenheit ausgeräumt. Hatte ich noch vor nicht allzu langer Zeit eine Einzelfahrerspur am Schindlergratlift angemahnt, damals ein 3er-Sessel, so hat man das Problem mehr als üppig aus der Welt geschafft, durch eine 10er Umlaufgondel. Zusammen mit dem immer schon gut dimensionierten Arlenmähder-6er-Sessel ist nun wohl das theoretische Ende der maximalen Beförderungskapazität erreicht. Dazu passt perfekt die mehr als überkandidelte 10er Umlaufgondel zum Albonagrat, die nur Sinn macht, wenn der Sonnenkopf angeschlossen werden würde. Zurzeit endet sie im Nirgendwo. Oder sollte ich sagen: «in der Eiskammer des Arlbergs»?
Aber es gab auch früher schon Sternstunden, vor allem beim Liftpersonal. Nie zuvor und nie wieder bin ich - mit dem Snowboard aus dem Lift gefallen - vom Lift wieder aufgelesen worden, indem man ihn weiterlaufen lässt, bis ein einzelner Skifahrer neben mir halten kann. Ich quittiere es mit Beifall hin zur Aufsicht an der Bergstation.
Österreicher sind erbärmliche Autofahrer. Das sagen die Statistiken. Und der Busfahrer, der einen vollbesetzten Bus mit Schieflage durch die Tunnel des Flexenpasses treibt, so dass selbst die, die einen Sitzplatz haben, fast davon herunter rutschen, scheint diese außerordentlich korrekte Einschätzung zu unterstreichen. Auf solche Art von Abenteuer kann ich verzichten. Und beim nächsten Mal werde ich dafür sorgen, dass er seinen Job für einen Arbeitslosen räumt...
1. Mai 1999: Ich habe schon tote Orte am Saisonschluss erlebt, aber St. Anton ist die Krönung. Eigentlich fehlt nur noch, dass der heulende Wind Staub und Sträucher durch den Ort bläst. Ende des Goldrauschs. Stanton hat sehr viel Reklame im Ausland gemacht und damit Stammpublikum vertrieben. € 30.-/Tag für ein sauberes aber nicht einmal abgeschlossenes Appartement ist schon ein happiger Preis. Hinzu kommen die unverschämten Autobahngebühren und Extramaut an jedem etwas längeren Tunnel. Schämt euch, ihr Wegelagerer!