Ver­mes­sung von Ski­ge­bie­ten

Tat­säch­lich nutz­ba­re Pis­ten­ki­lo­me­ter

Un­se­re Beo­b­ach­tung, dass «die Sum­me der un­ter ge­wöhn­li­chen Be­din­gun­gen tat­säch­lich nutz­ba­ren Pis­ten­ki­lo­me­ter höchs­tens 75% der An­ga­be der Berg­bah­nen be­trägt», hat sich im Lau­fe der Aus­wer­tung von 25 der knapp 50 Ski­ge­bie­te be­wahr­hei­tet, die wir in Frank­reich, Ös­ter­reich, der Schweiz und Ita­li­en be­sucht ha­ben.

Wich­tig zu er­wäh­nen ist, dass man nur sehr sel­te­nen Fäl­len auf ein kom­plett ge­öff­ne­tes Ski­ge­biet trifft, da­her ha­ben wir ei­ni­ge Ge­samt­län­gen ge­schätzt. Al­lein Ski­ge­bie­te, die wir im­mer wie­der und dann auch ex­trem sorg­fäl­tig und bis in den letz­ten Win­kel hin­ein ver­mes­sen, kom­men mit den un­ter ge­wöh­li­chen Be­din­gun­gen fahr­ba­ren Ski­rou­ten auf die­sen Wert. Für die Trois Vallées konn­ten wir 420 von 600 Pis­ten­ki­lo­me­tern nach­mes­sen. Da­zu wa­ren meh­re­re Be­su­che not­wen­dig. Mehr als 50% der No­mi­nal­grö­ße ist dort mit ei­nem 6-Tage Ski­pass nur zu er­rei­chen, wenn man von ers­ten bis zum letz­ten Lift fährt und die Mit­tags­pau­se auf ein Mi­ni­mum be­schränkt.

Seit­dem sich Ös­ter­reich da­zu com­mit­ted hat, all­zu dreis­te An­ga­ben zu un­ter­las­sen, sind hier die Dif­fe­ren­zen zwi­schen den An­ga­ben und un­se­ren Mes­sun­gen si­gni­fi­kant klei­ner ge­wor­den. In der Schweiz ist das ganz an­ders; und so führt Sankt Mo­ritz die Lis­te der «Ki­lo­me­ter­lüg­ner» mit nur 40% nutz­ba­rer Län­ge an.

Of­fen­sicht­lich sah sich Ischgl be­reits ge­nö­tigt, zur Be­rech­nung der Pis­ten­län­gen ei­ne auf­wän­dig pro­du­zier­te Er­klä­rung zu ver­öf­fent­li­chen. Fa­zit: Auch der Herr In­ge­nieur­kon­su­lent für Ver­mes­sungs­we­sen be­stä­tigt, dass von 238 Pis­ten­ki­lo­me­tern bei un­se­rer Art der Auf­mes­sung, die die schrä­ge Stre­cke be­rück­sich­tigt, nur noch 172 (ca. 72%) ver­blei­ben.

Fach­lich ge­se­hen tä­te der Herr In­ge­nieur­kol­le­ge gut dar­an, den Be­griff «GPS-Mes­sung» nicht in ei­nem Atem­zug mit der «ho­ri­zon­ta­len Stre­cke» zu nen­nen, denn die GPS-Mes­sung lie­fert zu­erst ein­mal drei­di­men­sio­na­le Koor­di­na­ten im Raum, al­so die schrä­ge Stre­cke. Die An­ga­be der re­du­zier­ten, ho­ri­zon­ta­len Stre­cke er­folgt nach wei­te­ren Um­rech­nun­gen. Sie be­zeich­net je­ne Län­ge, die man aus ei­ner hin­rei­chend ge­nau­en Kar­te ab­grei­fen wür­de.1

Da al­le Berg­bah­nen al­pen­weit et­wa den glei­chen Maß­stab an­le­gen, sind die Re­la­tio­nen zwi­schen den Ski­ge­bie­ten nach wie vor durch­aus ver­gleich­bar. Dass es ei­nen Un­ter­schied gibt zwi­schen der red­un­danz­frei­en Ver­mes­sung ei­nes Ski­ge­biets und der von den Be­trei­bern an­ge­ge­be­nen Län­ge ist nicht wei­ter ver­wun­der­lich. Vie­le klei­ne Pis­ten­stum­mel, die man als zü­gi­ger Ab­fah­rer nicht nutzt, ge­hen eben­so in die Rech­nung ein wie die Dop­pel­zäh­lung ge­mein­sam ge­nut­zer Stre­cken­ab­schnit­te ge­trennt aus­ge­wie­se­ner Pis­ten. Wird ein Hang so breit prä­pa­riert, dass er Platz für zwei Pis­ten bie­tet, so ha­ben wir dies selbst­ver­ständ­lich nicht be­rück­sich­tigt, son­dern ei­ne Tras­sen­füh­rung in der Mit­te an­ge­hal­ten. Da­her kom­men wir für Ischgl ge­schätzt nicht über 145 km hin­aus, tat­säch­lich ge­mes­sen ha­ben wir bis­her 129.

Mes­sun­ge­nau­ig­kei­ten ha­ben prak­tisch kei­nen Ein­fluss auf das End­er­geb­nis. Die meis­ten Feh­ler fal­len durch Dif­fe­renz­bil­dung her­aus. Al­lein ein deut­li­cher Hö­hen­feh­ler macht sich auf die Schräg­stre­cke be­merk­bar, wür­de aber im Zwei­fel im­mer mehr Pis­ten­ki­lo­me­ter aus­wei­sen als zu we­nig. Zu­dem deckt un­ser Aus­wer­te­pro­gramm die­se Feh­ler sehr schnell auf. Wir füh­ren GPS-Emp­fän­ger auch nicht mehr hän­gend an ei­nem Trä­ger des Ruck­sacks mit, son­dern auf die­sem auf­lie­gend in Kopf­hö­he. Seit­her sind Dif­fe­ren­zen von mehr als 10 Me­ter in der Hö­he eher sel­ten und die an der selt­sa­men Geo­me­trie leicht er­kenn­ba­ren, gro­ben Mess­feh­ler ge­hö­ren bis auf we­ni­ge Aus­nah­men der Ver­gan­gen­heit an. An der Mess­an­ord­nung je­den­falls kann man un­se­re zum Teil er­staun­li­chen Er­geb­nis­se nicht fest­ma­chen!


1 Da je­de Kar­ten­pro­jek­ti­on Ver­zer­run­gen auf­weist müss­te man die­se ge­nau ge­nom­men eben­falls be­rück­sich­ti­gen. Ihr Ein­fluss ist, au­ßer bei EPSG:3857 Koor­di­na­ten, wo man in Plagne Cen­tre ei­ne um 42% zu lan­ge Stre­cke er­mit­teln wür­de, je­doch ge­rin­ger als der Wech­sel von ei­nem zum an­de­ren Pis­ten­rand.