Wenn man allein auf eine lange Reise geht, abends vielleicht an einem einsamen Bergsee hockt und den Tag Revue passieren lässt, dann bietet es sich geradezu an, ein Fahrtenbuch zu führen. Zwar erzählt es zumeist, was es zu essen gab, wie das Wetter war und wen man getroffen hat, aber manchmal findet man darin auch die Stimmung einer ganz bestimmten Zeit wieder. Und so ein Buch, zwei sorgsam gehütete Bände, liegen diesen Geschichten zu Grunde. Mehr als 70.000 km sind hier dokumentiert, davon fast 25.000 km Mehrtagestouren.
Wer jünger ist, trotzdem diese Seite liest und/oder gerne in Jugendherbergen übernachtet, kann sich auf unserer Seite über Jugendherbergen und Campingplätze umsehen, auf der wir u. a. eine Liste der Jugendherbergen verschiedener westeuropäischer Länder als (gepackte) XML-Datei bereitstellen. Technisch gesehen handelt es sich um GPX-Dateien, die nur Wegpunkte (Waypoints) enthalten.
Sommer 1984: Die mit 5800 km längste meiner Radtouren dauert genau zwei Monate, füllt zahllose Seiten im Fahrtenbuch und 11 Diafilme. Das alte Bianci-Rad, Zehngang, Stahlfelgen, Rennlenker, ist gestohlen, die Erinnerung aber verblasst nicht. Schwer bepackt, ein ständiger Kampf gegen Wind, Wetter, ein klammes Budget und mittelmäßiges Material, so sehe ich diese Reise heute. Aber sie hat mir auch unvergleichliche Bilder, Erinnerungen und grandiose Landschaften aufgetan, die man so nur erlebt, wenn man sie körperlich erfährt. Diese Tour wird mich zeitlebens zu weiteren Radtouren animieren.
Die Geschichte basiert auf dem oben beschriebenen Tagebuch und wurde mittlerweile um eine kmz-Datei ergänzt, dazu eine Voransicht auf OSM-Daten mit Gitternetz der UTM Zone 34.
Sommer 2024: 18 Jahre nach meiner letzten Fahrradtour kribbelt es wieder so wie früher. Dass ich gerade erst eine Krebserkrankung überstanden habe, ist eher nicht der Auslöser für diese Tour, die am Ende über 1.300 km lang sein wird und mir die Wallonie und Frankreich aus einem ganz anderen Blickwinkel erscheinen lässt. Zwei Länder, denen ich das fahrradfreundliche Autofahren rundherum abgesprochen hätte, präsentieren sich mit sensationellen Radwegen und meist rücksichtsvoller Fahrweise.
Sommer 1985: Sie beginnt in Bonn und endet dort wieder: Die schnellste meiner Radtouren bringt mich an 19 Tagen im Durchschnitt jeden Tag 125 km weit. Sie führt mich durch die deutschen Mittelgebirge zu Vogelsberg und Rhön, durch den Bayrischen Wald über Lengries nach Seefeld, über den Reschenpass nach Prad und zum Stilfser Joch. Von dort fahre ich über Ofenpass und Flüela nach Davos, über Zürich in den Schwarzwald, über Colmar durch die Vogesen und über Dahn und Bingen zurück nach Bonn. Eine Reise mit vielen Highlights von Jugendherberge zu Jugendherberge, mit Tagestouren zwischen 50 und 225 km und bis zu 2000 Höhenmetern.
Herbst 1987: Die erste Radtour in den französischen Alpen.
Col de la Croix de Fer, Galibier, Col d'Izoard, Col de Vars, Restefond/la Bonette (2802 m), Col de la Couillole
und Col d'Allos heißen die Eckpunkte dieser Reise. Zwar fahren wir an 8 Tagen gerade einmal 660 km weit, aber
dabei überwinden wir über 14000 Höhenmeter.
Wir übernachten in einfachen Hotels, manchmal nur mit Dusche auf
dem Flur. Dafür erleben wir Frankreich ursprünglich, ländlich, hilfsbereit und freundlich. Unser altes Auto parkt
man kurzerhand in einer Scheune. Jetzt kann nur noch das Wetter patzen.
Fünf Jahre nach der ersten Reise, im Herbst 1992: Rad fahren und Bergwandern auf einer Tour? Nun, vom Pré de Madame Carle lassen sich zwei sehr schöne Hütten im
Gebiet der Barre des Écrins erreichen. Und so machen wir uns mit Fahrradtaschen und in Turnschuhen auf den Weg über
den Gletscher.
Schwere Passstraßen und eine ausgefallene Wegeplanung führen uns u. a. über Schotterstraßen
hinauf zum Col du Grand Parpaillon und rund um den Grand Canyon du Verdon: Auch in diesem Urlaub steht das Rad
fahren im Vordergrund ...
Drei unabhängige Geschichten widmen sich dem großartigen Rheintal zwischen Bingen und Bonn: Eine eher gemütliche Radtour mit Kindern, gefahren an zweieinhalb Tagen mit Übernachtungen im Zelt, ein Erlebnisbericht vom Volksfest Tal total, das bisher stets am letzten Sonntag im Juni stattfand, so auch 2005 (aber nicht in 2020 und 2021), sowie last but not least einer eintägigen Fotoreise bei bestem Wetter im August 2007, dokumentiert mit digitaler Spiegelreflex und GPS-Empfänger.
Juli 2006: Wer viele Jahre nach le Tréport gefahren ist, 30 km nördlich von Dieppe an der Kanalküste gelegen, und sich fest vorgenommen hat, einmal den Weg als Radtour zu machen, der findet bei mir natürlich ein offenes Ohr. Ich biete mich gerne als Wasserträger an und engagiere meinen Sohn als Scherpa. Mit einer solchen Truppe kann praktisch nichts schiefgehen. Und so erzählt diese unspektakuläre Geschichte von dem geglückten Versuch, von Düsseldorf aus in 5 Tagen auf Nebenstraßen das Ziel zu erreichen.
1982/84/86: Das zuvor erwähnte Fahrtenbuch hatte ich von Anfang an von zwei Seiten geschrieben. Von «vorne» in Form einer Liste, von «hinten», also auf dem Kopf, die Geschichten als Tagebuch. Heute, mehr als 30 Jahre später, erlaubt mir dieses Buch die Rekonstruktion der drei Radtouren, die mich einmal nach Paris und zweimal in den Süden der französischen Hauptstadt führten. Die detaillierte Liste der Orte, die ich passierte, führt auf 3 sorgfältig digitalisierte Plots. Hier die Geschichte dazu.
Ende September 1983: Am Vormittag absolviere ich die letzte mündliche Prüfung im Vordiplom, am Nachmittag schwinge ich mich aufs Rad und fahre mit einem Freund zum Lago Maggiore. Wir verzichten auf ein Zelt, das uns die Alpenüberquerung unnötig erschwert hätte. Außerdem ist es bereits sehr spät im Jahr, sodass ein festes Dach über dem Kopf nicht schaden kann. Wegen der begrenzten Mittel, die uns zur Verfügung stehen, wählen wir Jugendherbergen, wo immer es geht. Wie auf den Reisen zuvor begleitet mich mein Fahrtenbuch, das ich, was ich bisher nie getan habe, hier exklusiv zu Wort kommen lasse, wenn auch in Fußnoten kommentiert ...
Zu den großen Radtouren gesellen sich noch Tages- und Wochenendtouren, von denen einige im Rahmen der Urlaubsreisen aufgeführt und näher beschrieben sind. Hierzu zählen Passstraßen in den Pyrenäen, namentlich Hospice de France, Peyresourde und Col d'Aspin, die Auffahrt zum Tourmalet und zum Mont Ventoux.
Ich hatte vor vielen Jahren Radtouren von Bonn zur Mosel gemacht. Heute, 30 Jahre später, treffe ich auf ganz andere Bedingungen als damals. Der Ahr-Radweg war Stückwerk und die über ehemalige Bahntrassen geführten Routen in der Eifel, teilweise aufwändig ausgebaut, gab es auch noch nicht. Im Juni 2017 fährt eine Gruppe des Skiclub Bingen nach Zeltingen, was mich dazu bewegt, mir ein aktuelles Bild zu machen.
Eine Bildergalerie über eine Tagestour von Weiler/Bingen über den Hunsrück nach Bad Bertrich ist den deutschen Mittelgebirgen, deren endlos langen Steigungen, Windrädern und dichten Wäldern gewidmet. Aber es gibt auch Kultur zu bestaunen, als da wären Johann Lafers Stromburg und den Schinderhannesturm zu Simmern.
Eine Radtour ohne Bilder? Würde die überhaupt jemand lesen? Vielleicht, wenn man das Stichwort Nürburgring in den Ring wirft? Rad fahren auf dem Ring? Rad am Ring! Meine «Agenda 20-10». Ein Tag mit dem Tourenrad in der «grünen Hölle». Vier Runden und fast 2000 Höhenmeter auf zum Teil extrem steilen Pfaden, das macht die Faszination aus. Wer hier noch nie gefahren ist und nichts darüber gelesen hat, der sollte vielleicht doch einmal einen Blick in die Geschichte werfen, damit er auf seiner dritten Runde am Ende nicht noch schieben muss!
Neben den großen Touren finden sich hier auch die weniger spektakulären, u.a. 1400 km mit Zelt und Kindern durch Schweden. Die schönsten Reisen haben mich aber in die Alpen geführt. Das liegt im wesentlichen darin begründet, dass ich als Radler nur einen wirklichen Feind kenne: den Gegenwind.
Im Gegensatz zu Bergen endet der Gegenwind nie. Im Gebirge hingegen fährt man im Windschatten der Berge, wenn der Wind von vorne kommt und erfährt Hilfe, wenn er im Rücken weht. Und so tauchen folgerichtig unter den Etappenzielen oder -höhepunkten so bekannte Namen auf wie Simplon, Maloja, Albula, Stelvio, Flüela, Galibier, Izoard, Croix de Fer, Restefond/la Bonette. Eine Übersicht über die gefahrenen Passstraßen gibt es natürlich auch.