Paris 2024
Radtour Bonn-Paris-Maisse-Bonn
Tag 9: Trillport le Pont-Dormans, Camping Sous le Clochers
Ich hatte mich in Maisse nicht nur um mein Fahrrad gekümmert, sondern auch versucht, das leidige Thema Kaffeekochen zu optimieren. Wenn man als Kaffeekanne eine Fahrradflasche benutzt, drängt sich der Verdacht auf, dass diese etwas schmal sein könnte, um auf einer Wiese stehen zu bleiben, wenn oben der Filter prall mit Wasser gefüllt ist. Natürlich braucht man drei Hände, wenn man sie dabei festhalten will. Hinzu kommt, was man nicht sieht, dass es im Filter mächtig blubbert, wenn der Kranz unten haargenau auf die Flasche passt und Luft nur durch eines der beiden Löcher des Filters entweichen kann. Dabei kann man sich leicht die Hand verbrennen.
Um herzzerreißende Szenen umstürzender Kaffekannen zu vermeiden, wie es sie auf der Hinfahrt gab, hatte ich ein Loch unten in den Filterkranz gebohrt. Zudem hatte ich vom Reparaturversuch am Licht noch Aluschienen übrig, die ich mit starkem Bindedraht zu einem Dreibein verarbeiten konnte. Tatsächlich ist danach auch nichts mehr Schlimmes passiert.
Am Campingplatz will ich den GPS-Empfänger einschalten, der sich aber nicht mehr rührt. Ich habe noch ein älteres Modell dabei, dafür aber kein Kabel zum Aufladen. Also ist alles, was jetzt folgt, simuliert. Ich nehme die geplante Strecke, der ich minutiös und fast ohne Abweichungen folge, und spreche dazu Text in das Diktiergerät, insbesondere die Zeiten von Start, Pausen und Ende sowie Durchfahrten durch markante Orte. GNavigia ist in der Lage, für Fahrräder verschiedener Gewichtsklassen unter Berücksichtigung der Steigungen die vermutlichen Fahrzeiten zu berechnen und Widersprüche zu verteilen. Das kann ich jetzt nutzen.
Ich verlasse Trilport bei besser werdendem Wetter in Richtung Osten. Das Gelände ist eben, solange ich an der Marne entlang fahren kann. Aber schon die erste Steigung bei Montceaux-lès-Meaux ist mörderisch. Danach geht es in schneller Fahrt hinunter nach Changis-sur-Marne, wo mich Komoot gerne durch einen Park schicken möchte, was aber Treppensteigen bedeuten würde, wo doch die kleine Departementale kaum befahren ist. Zudem endet der Weg mit einem steilen Anstieg über eine Wiese, wenn feucht unbefahrbar. Wenig später erreiche ich la Ferté-sous-Jouarre, dessen Rathaus mir ein Bild wert ist. Wenige Kilometer später mache ich noch ein Foto, das für die Landschaft zu dieser Zeit charakteristisch ist und ein abgeerntetes Kornfeld vor dem Hintergrund einer kleinen Ortschaft zeigt.
Überstarke Steigungen werden mich begleiten, solange ich durch die Champagne fahre. Bei Crouttes-sur-Marne muss ich auf der Rue de la Couarde sogar absteigen und ein Stück schieben. Der Höhengewinn ist schnell aufgezehrt. In Villiers-Saint-Denis geht es schon wieder in langgezogener Steigung bergan, um dann nach Château-Thierry steil abzufallen.
In Château-Thierry kommt es an einem Kreisverkehr erst einmal zu einem Unfall, zumindest beinahe. Ein Wagen überholt mich und schneidet mich beim Rechtsabbiegen. Ich kann den Unfall durch eine Vollbremsung verhindern, kann das Rad aber nicht festhalten und stürze mit ihm in Zeitlupe auf die Straße. Ich hole mir eine kleine Schürfwunde am Ellenbogen. Da der Wagen nicht weiterfahren kann, weil das Rad noch auf der Straße liegt, genieße ich den Moment, diskutiere mit dem Fahrer und halte so lange wie möglich den Verkehr auf. Nach zwei bis drei Minuten hebe ich das Rad auf und gehe demonstrativ langsam im Kreisverkehr weiter. Da haben sich bereits lange Schlangen gebildet. Hätte ich die Polizei gerufen, wäre ich an dem Tag wohl nicht mehr weitergekommen.
Ich biege auf einen Waldweg entlang der Marne ab und mache an einer Bank Mittag. Es ist kurz nach 14 Uhr, die Pause dauert 45 Minuten. Danach folge ich dem Schotterweg noch bis Gland, wo ich den immer schlechter werdenden Weg nicht mehr ertrage und auf die D 3 zurückkehre.
Bei Jaulgonne wechsle ich noch einmal die Seiten der Marne und fahre bis Reuilly auf der D 1003, der früheren N 3. Dort nehme ich die Rue de l'Eglise, die sich kurz danach in einen Feldweg verwandelt. Am Ende stehe ich vor Treckerspuren, die mit Regenwasser vollgelaufen sind. Immerhin bleibt mir noch das Stoppelfeld, um diese Idylle zu umfahren.
Bei Sauvigny fahre ich zurück auf das Nordufer der Marne. Bis Dormans sind es nur noch weinige Kilometer und für heute habe ich auf jeden Fall genug Feldwege gesehen. Um 17 Uhr treffe ich am Camping Sous le Clochers ein. Ich kann mir einen Platz aussuchen und Strom gibt es hier aus normalen Steckdosen. Zudem erlaubt die aufgestaute Marne hier am Platz Wasserski, was ich aber nicht ausprobieren kann.
Ich gehe zum Abendessen in den Ort, aber es ist Sonntag und die Restaurants haben geschlossen. An einem Pizzastand, der frisch backt, kann ich nicht essen, weil er in Kürze schließen will. Also gehe ich zurück, um dann wieder kehrt zu machen. Ich hatte gelesen, dass sie auch Wein verkaufen. Also ordere ich eine Pizza zum mitnehmen und einen Chianti als Leckerle dazu. Zurück auf dem Campingplatz lasse ich es mir schmecken. Der Abend ist angenehm mild und der Wein lässt mich gut schlafen.