Paris 2024
Radtour Bonn-Paris-Maisse-Bonn
Tag 2: Camping Vieux Moulin - Namur JH
Der zweite Tag beginnt ausgesprochen unspektakulär. Durch den weiten Umweg am Vorabend zum Campingplatz entscheide ich mich für eine Abkürzung bei der Rückkehr auf die Strecke. 4,5 km fahre ich auf einer zum Teil steilen und engen Landstraße, dann bin ich zurück auf der Tour.
Ich war nicht auf die Fahrt auf einer alten Eisenbahnstrecke eingerichtet und daher etwas überrascht, dass ich eine so gut ausgebaute Trasse unter die Räder nehmen kann. An der ein oder anderen Stelle kann man sogar erkennen, dass die Strecke fortlaufend optimiert wird, weil Komoot noch Umfahrungen durch Ortschaften angibt, die längst durch eine bessere Streckenführung ersetzt wurden.
Natürlich schlängelt sich diese Strecke etwas durch die Walachei, was bedeutet, dass man Ortschaften oft nur von einer Brücke aus sieht und bewusst abfahren muss, wenn man einkaufen will. Viele dieser kleinen Ortschaften haben ohnehin nur eine Bäckerei. Andererseits ist man hier vom Autoverkehr maximal abgeschirmt. Trotzdem braucht man einen Helm. Schilder zeigen unmissverständlich an, dass auf dem ersten Abschnitt zwischen dem Vaalserberg und Lüttich Helmpflicht besteht für Radfahrer und Inlineskater.
Im Verlauf meiner lange zurückliegenden Radtouren nach Paris bin ich zwei Mal nach Liège (Lüttich) hinuntergefahren, stets auf großen, steilen Straßen. Heute fahre ich auf der Bahntrasse ins Tal, was zwar lange Bögen nach sich zieht, aber so «smooth» bin ich noch nie in die Stadt gekommen. Letztlich lasse ich das Zentrum rechts liegen und treffe bei Chênée auf den Canal de l'Ourthe, dem ich bis zur Maas folge. Dann ist aber auch Schluss mit lustig.
Es sind nicht die Baustellen, die die Ausfahrt aus der Stadt mühsam machen. Nach einigen Umwegen und abenteuerlich engen Auffahrten auf Brücken ist man mitten in einem Industriegebiet. Das wird gefühlt auch so bleiben bis kurz vor Namur, denn die Maas ist in diesem Abschnitt einer der unansehnlichsten Flüsse, die ich kenne. Auf dem Weg, der meist gut befahrbar ist, wechseln sich Industrieanlagen, Werften und Schleusen ab. Ich werde in diesem Urlaub noch viele Schleusen sehen, aber die an der Maas gehen eine Dimension darüber hinaus. Später werde ich ein Ehepaar treffen, dem diese Strecke ebenfalls übel aufgestoßen ist, und die den nachfolgenden Regentag mit einer Zugfahrt abkürzen werden. Zudem sind Teile lieblos unterhalten, mit aufgerissenem Asphalt oder Beton, und Teerdichtungen zwischen Betonplatten, die Bremsschwellen nahe kommen.
Einer der größeren Orte ist Huy, ausgesprochen wie das französische «ja», also «oui». Abgesehen davon, dass man zunächst ein Atomkraftwerk mit drei Blöcken passiert, wird das Zentrum der Stadt von einer Kathedrale und einer Festung dominiert. Eine Seilbahn erleichtert den Aufstieg zur Burg.
Kurz vor Namur wird der Fluss dann doch noch ein wenig romantisch. Er hat sich hier in Felsen eingeschnitten. Wie zur Bestätigung der vorausgehenden Zeilen findet sich aber auch dort eine alte Industrieruine, die sich an die Felsen quetscht.
Von Namur selbst habe ich keine Bilder, weil ich in die Stadt einfahre, als das Licht bereits schwindet. Ich mache mich auf den Weg zur JH und bin froh, dort nicht allzu spät einzutreffen. Namur verfügt wie Huy über eine beeindruckende Festung, die abends vom Fluss aus gesehen im Gegenlicht liegt.