Paris 2024
Radtour Bonn-Paris-Maisse-Bonn
Tag 3: Namur JH - Chimay Camping
Die Jugendherberge in Namur ist ein Kuriosum. Ich hatte telefoniert und gehört, dass sie voll belegt sei. Aber: «Haben Sie ein Zelt?». Also bietet mir der überaus freundliche Herbergsvater einen Platz im Garten an. Ich kann duschen und die Toiletten benutzen. Die Karte für den Zugang vergesse ich abzugeben, ich sende sie später nach Belgien. Am Abend zuvor hatte ich noch die Bar nutzen können und nach einem missglückten Versuch, das lokale, blonde Bier zu trinken, wieder einige Jupiler vertilgt.
Der Tag beginnt bereits in Namur mit Regen, der laut Wetterbericht auch nicht mehr aufhören soll. Ganz so schlimm wird es nicht, aber bis Dinant fahre ich in strömendem Regen. Der durchdringt auch die Tasche, in der ich das Smartphone unter einer Klarsichthülle untergebracht habe. Am Abend wird sich mein Smartphone nicht mehr aufladen lassen: «Feuchtigkeit im Lademodul entdeckt».
Der Weg entlang der Maas, der bisher von Industrie geprägt war, gibt sich auf dem Abschnitt Namur-Dinant gefälliger. Bei Dinant beordert mich die Routenplanung auf eine wenig benutzte Überlandstraße, die, mit einer starken Steigung beginnend, einige Kilometer in Richtung Givet abschneidet.
Der Vorderreifen hatte bis zum Beginn der Tour 38.000 km gelaufen, der Hinterreifen 2.000 km weniger. Die Haltbarkeit der Schwalbe Marathon ist legendär und es dauert bis kurz hinter Givet, bis ich den ersten Platten mit einem dieser Reifen habe, «zum Glück» am Vorderreifen und bereits wieder auf einem RAVeL-Weg.
Ich pumpe ihn noch einmal auf um zu prüfen, wie weit ich damit komme, aber bereits nach einem Kilometer ist klar, dass es so nicht weitergeht. Immerhin schaffe ich es bis in eine Bushaltestelle, wo ich im Trockenen reparieren kann. Die Reparatur ist nicht nachhaltig, weil ich trotz aller Aufmerksamkeit den Fremdkörper im Mantel nicht identifizieren kann. Wenige Kilometer weiter muss ich erneut reparieren, sodass ich erst gegen 20:30 Uhr auf dem Campingplatz von Chimay eintreffe.
Wenn es über die Radwege etwas zu meckern gibt, dann dass die Campingplätze in der Nähe nicht ausgeschildert sind. Zudem weiß Google oft nicht, wie man von der Trasse zum Platz kommt. So fahre ich an diesem Abend erst einmal wieder im Kreis, bis ich 30 m neben der Piste die Zuwegung zum Campingplatz finde.
Nach diesem Tag wird auch meine Stromanlage ausfallen. Viele Jahre lang hatte ich Gleichrichter und Pufferakku zusammen in einem selbst gebauten Kästchen untergebracht, das gut geschützt unter dem Lenkervorbau residierte. An diesem Regentag senkt sich die Lenkertasche ab und durchtrennt die Zuleitung zum Gleichrichter. Durch den Kontakt mit dem Metall des Kästchens fällt auch das Licht aus.