Wann, wo­mit, wo­hin?

Die Aus­wahl des Ski­ge­bie­tes

Wenn man sich die Fra­ge stellt, wo­hin fah­re ich im nächs­ten Win­ter in Ur­laub, dann ist es wich­tig, sinn­vol­le Kri­te­ri­en für die Ziel­wahl zu fin­den. Denn nicht je­der ist zu je­der Zeit an je­dem Ort rich­tig auf­ge­ho­ben. Die­se Sei­te rich­tet sich im We­sent­li­chen an all je­ne, die nicht re­gel­mä­ßig Ski fah­ren oder An­fän­ger sind. Ent­fer­nun­gen be­zie­hen sich auf Bonn und Prei­se, so­fern nicht an­ders an­ge­ge­ben, auf den Win­ter 1999/2000.

Mit Kin­dern oder al­lein?

Wer mit Kin­dern Ski fährt, ist an die Schul­fe­ri­en ge­bun­den. Hier sind nicht nur die Prei­se in­te­res­sant, son­dern auch die Zei­ten. Hin­zu kommt das Al­ter der Kin­der, das bei et­wa 6 Jah­ren lie­gen soll­te, wenn Ski­un­ter­richt Spaß ma­chen soll. Man­che Kin­der mö­gen das frü­her ler­nen, aber der Ski­kin­der­gar­ten hät­te selbst Bas­ti, un­se­ren Renn­fah­rer, fast für im­mer ver­grault!
Fer­ner lie­ben Kin­der die spä­te­ren Fe­ri­en, weil sie noch nicht so lei­dens­fä­hig sind: Man­che mö­gen's heiß. Und da bie­ten sich die Os­ter­fe­ri­en an.

An­fahrt

Wer weit fah­ren muss, hat im­mer ein Pro­blem. Wer nicht ger­ne im Stau steht, der packt den Wa­gen am Vor­tag, schläft am frü­hen Abend und star­tet ge­gen 2 Uhr in der Nacht. Von Bonn aus er­reicht man Ba­sel mit ei­nem front­ge­trie­be­nen VW-Bus vor 7 Uhr mor­gens, die Al­pe Rauz (St. An­ton) oder Söll (Wil­der Kai­ser) ge­gen 8.30 Uhr. Der en­ga­gier­te Ski­fah­rer kommt so ggf. auch noch zu ei­nem zu­sätz­li­chen Fahr­tag.
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Hier die Be­son­der­hei­ten ei­ni­ger gän­gi­ger Rei­se­zie­le:
  • Ös­ter­reich: Wer die Vig­net­te (ca. € 7,50 für 10 Ta­ge), die bald teu­rer wer­den soll, hasst, kann ei­ni­ge Ski­ge­bie­te auch maut­frei über Bun­des­stra­ßen er­rei­chen. Be­liebt sind der Fern- und der Achen­pass.
  • Schweiz: Wer lang­sam oder ei­nen Bus fährt, fährt in die Schweiz über Kan­del-Süd (10 km Land­stra­ße) und Straß­burg - Co­mar - Ba­sel. Die Au­to­bahn ist ge­büh­ren­frei. Sie um­geht Weil am Rhein und pas­siert Ba­sel mit­tels Tun­nel, was an ei­nem Sams­tag­mor­gen aber un­pro­ble­ma­tisch ist. Seit Ein­füh­rung der LKW-Maut in Deutsch­land ist die­se Rou­te un­ter der Wo­che aber stark be­las­tet. Mit Ein­füh­rung der deut­schen LKW-Maut im El­saß wird sich die La­ge wie­der ent­span­nen. Ben­zin ist in der Schweiz bil­li­ger als in Deutsch­land, Die­sel und Ben­zin kos­ten das glei­che. Die Vig­net­te für SFr 40.- gilt mehr als ein Jahr, vom 1.12. bis 31.01. des über­nächs­ten Jah­res.
Wer über Os­tern fährt braucht in der Re­gel nur dann Schnee­ket­ten, wenn das Quar­tier sehr ex­po­niert liegt. Sonst ge­hö­ren sie zur Stan­dard­aus­rüs­tung.

Prei­se

Der Preis des Ski­ur­laubs setzt sich aus den nach­fol­gend kom­men­tier­ten Punk­ten zu­sam­men:
  • Fahrt­kos­ten und ggf. Park- und Ta­xi­ge­büh­ren. Wer auf das Au­to ver­zich­ten will, muss län­ge­re An­rei­se­zei­ten mit der Bahn in Kauf neh­men, al­ler­dings ist dann auch das Aus­lei­hen der Aus­rüs­tung op­ti­mal. Par­ken kos­tet im Park­haus in Täsch (Zer­matt) Sfr 180.- für zwei Wo­chen. Nach Zer­matt kommt noch die Bahn­fahr­kar­te hin­zu. Au­to­bahn­ge­büh­ren sind in Frank­reich ent­fer­nungs­ab­hän­gig, 10 Cent/km sind nor­mal.
  • Die Un­ter­kunft ist am schlech­tes­ten in Frank­reich in den gro­ßen Zen­tren. Aber auch die Schweiz hat z.T. er­bärm­li­che Quar­tie­re. An­de­rer­seits ha­ben Ver­bier, Saas Fee und Zer­matt zum Teil er­freu­lich güns­ti­ge Ap­par­te­ments, was Fa­mi­li­en ent­ge­gen kommt (und sich auch nur für die­se wirk­lich lohnt). Da­ge­gen ist die Qua­li­tät in Ös­ter­reich fast im­mer passa­bel. Wer et­wa 20 Mi­nu­ten kos­ten­lo­sen Ski­bus in Kauf nimmt, der kann für das glei­che Geld mehr Qua­li­tät be­kom­men.In Frank­reich sind die Preis­un­ter­schie­de zwi­schen Ne­ben- und Haupt­sai­son ex­trem.
  • Ver­pfle­gung: I.d.R. nicht we­sent­lich teu­rer als in Deutsch­land auf dem Land. In Frank­reich tankt und kauft man im Cen­tre Com­mer­ci­al. In den Ski­ge­bie­ten sind Lu­xus­ar­ti­kel teu­er.
  • Aus­rüs­tung: Wer nur ei­ne oder zwei Wo­chen im Jahr Ski fährt kann sich sei­ne Schu­he und Skier gut aus­lei­hen. Da Kin­der­fü­ße schnell wach­sen, wer­den Kin­der­schu­he fast im­mer ge­mie­tet. Skier brau­chen Ser­vice (Be­lag/Kan­ten Schlei­fen/Wach­sen), was al­le zwei Wo­chen ca. 35 Eu­ro kos­tet. (Ins­be­son­de­re gu­te Kan­ten sind ei­ne Art Le­bens­ver­si­che­rung auf ei­si­gen Pis­ten!) Car­ving-Skier ha­ben sich durch­ge­setzt. Sie ha­ben für An­fän­ger den Nach­teil, dass sie bei ho­her Ge­schwin­dig­keit ih­re ei­ge­nen Kur­ven fah­ren, wenn man nicht sehr auf­merk­sam ist.
  • Der Ski­pass stellt ei­nen er­heb­li­chen Kos­ten­fak­tor dar. Ein 6-Tage-Ski­pass kos­tet in Zer­matt heu­te 350 Eu­ro. Se­nio­ren fah­ren hier zum vol­len Preis, da­für sind die Ju­gend­ta­ri­fe vor­bild­lich! Ver­bier und ei­ni­ge an­de­re, meist fran­zö­si­sche Sta­tio­nen ha­ben ei­nen sehr fa­mi­li­en­freund­li­chen Ski­pass.
  • Ein Ski­kurs gilt als teu­er und (bei man­chen) als über­flüs­sig. Aber für Kin­der ist das ge­nau der rich­ti­ge Weg zu ler­nen. Mit gleich­alt­ri­gen in der Grup­pe, bei ent­spre­chen­dem Er­folg in stär­ke­re Grup­pen be­för­dert, ler­nen die Kin­der fast spie­le­risch und stets auf der Hö­he ih­res Ni­ve­aus.
  • De­vi­sen­kurs, nur in der Schweiz be­deut­sam. All­ge­mein zahlt man am preis­wer­tes­ten mit der Eu­ro­card, da hier der Um­tausch (Eu­ro­län­der) nur 1% be­trägt. Ös­ter­reich ist aber ein ech­tes Ent­wick­lungs­land mit Hang zum Bar­geld.
  • Was beim Après-Ski bleibt, ist schwer zu schät­zen. Ein hal­ber Li­ter Bier kos­te­te im letz­ten DM-Jahr auf der Hüt­te zwi­schen DM 10.- (Frank­reich) und 5.- (Ga­schurn). Die Schweiz lag da­mals in der Mit­te, heu­te rech­ne ich 7-8 Fran­ken. Klei­ne­re Ski­ge­bie­te mö­gen et­was preis­wer­ter sein.

Zei­ten

Wer in den Schul­fe­ri­en fah­ren muss, der tum­melt sich nicht nur mit vie­len an­de­ren auf der Au­to­bahn, son­dern auch auf der Pis­te, was lan­ge War­te­zei­ten an den Lif­ten nach sich zie­hen kann. Ins­ge­samt hat sich die La­ge in den letz­ten Jah­ren et­was ent­schärft, da fast al­le Ge­bie­te die oft be­nutz­ten An­la­gen mo­der­ni­siert ha­ben. In Frank­reich ha­ben die Ski­schu­len Vor­tritt. In Zer­matt gibt es we­gen der müh­sa­men Er­reich­bar­keit kaum Ta­ges­gäs­te und da­mit kei­ne War­te­zei­ten zu Os­tern.
Au­ßer­halb der Schul­fe­ri­en bie­ten fast al­le Ski­ge­bie­te Son­der­prei­se zu be­stimm­ten Zei­ten. Dann ist die Halb­pen­si­on für zwei Per­so­nen u.U. bil­li­ger als ein Ap­par­te­ment. Und der Ski­pass ist auch schon drin! War­te­zei­ten sind sel­ten.
Fast­nacht ist ei­ne Art drit­te Ur­laubs­zeit, was man al­ler­dings in der Schweiz kaum be­merkt. Dann ist es in Ös­ter­reich deut­lich vol­ler. We­gen der kur­zen Auf­ent­halts­dau­er wird man ei­nes der nä­her lie­gen­den Ski­ge­bie­te wäh­len, z.B. Flims/Laaxoder das Wei­ße Hoch­land.

An­for­de­rungs­pro­fil

Der An­fän­ger wird si­cher­lich auch dar­auf Wert le­gen, ein ihm an­ge­mes­se­nes Ski­ge­biet zu be­fah­ren. Denn es nützt nichts, wenn der Na­me und der Ruf der Pis­ten dem fahr­tech­ni­schen Kön­nen weit vor­aus ist. Da je­des Ski­ge­biet die ei­ne oder an­de­re schwie­ri­ge Pis­te auf­weist, ist auch in ei­nem ein­fa­chen Ge­biet dem am­bi­tio­nier­ten Ler­nen kei­ne Gren­ze ge­setzt.
Manch­mal ist es auch von Vor­teil, schwie­ri­ge­re Ge­bie­te zu wäh­len, da dort we­ni­ger An­fän­ger sind, was die Ge­fahr, von Drit­ten "über den Hau­fen ge­fah­ren" zu wer­den, dras­tisch re­du­ziert. Die schlimms­te al­ler mei­ner Rei­sen war die in das ver­meint­lich ein­fachs­te Ge­biet.

Wet­ter und Schnee­si­cher­heit

Von ent­schei­den­der Be­deu­tung für ei­nen Win­ter­ur­laub ist die Schnee­qua­li­tät. Der An­fän­ger wird den schwe­ren, wäss­ri­gen Sulz­schnee nicht mö­gen - das Eis ei­ner Pis­te vol­ler Kunst­schnee al­ler­dings auch nicht. Der Snow­boar­der hin­ge­gen wird sich er­freu­en, wenn die Son­ne den Schnee schmilzt und die Sulz­schnee­h­au­fen hüft­hoch auf­ra­gen. Und auch die Kin­der wer­den dies mö­gen! Mit ih­ren kur­zen Ski­ern fah­ren sie die­se Pis­ten wie Bu­ckel­pis­ten! Und Kin­der ler­nen das schnell.
Sol­len Kin­der (und ggf. Er­wach­se­ne) Snow­board fah­ren ler­nen, ist Os­tern da­zu der rich­ti­ge Ter­min, da ver­eis­te Pis­ten grau­en­voll sind. Im wei­chen Schnee fällt es sich wei­cher - und das ist für die Snow­board­fah­rer si­cher­lich wich­ti­ger als für die Ski­fah­rer. Für Kin­der ist die Wär­me wich­tig - auch das spricht für Os­tern.
Schnee­si­cher­heit ist ein The­ma für sich. Schnee­ka­no­nen ga­ran­tie­ren noch kei­ne be­fahr­ba­re Pis­te. Um Weih­nach­ten er­zeu­gen die Schnee­ka­no­nen auch oh­ne Bei­men­gung von Bin­de­mit­teln meist recht glat­te, ei­si­ge Pis­ten. Über Os­tern sind sie we­gen der ho­hen Tem­pe­ra­tu­ren gar nicht ein­setz­bar. Fällt Os­tern in die vor­letz­te April­wo­che, ist Vor­sicht ge­bo­ten! Wer auf ei­nen Glet­scher aus­weicht, soll­te sich dar­über im Kla­ren sein, dass we­gen der ge­rin­gen Aus­deh­nung der Ge­bie­te leicht Lan­ge­wei­le auf­kom­men kann.
Auch sind hoch­ge­le­ge­ne Ski­ge­bie­te zwar i.d.R. um Os­tern schnee­si­cher, aber das gilt kei­nes­wegs um Weih­nach­ten, wo die Schnee­men­ge z.T. noch nicht aus­reicht. So ist Zer­matt über Weih­nach­ten nur in­so­weit schnee­si­cher, als es auf dem Glet­scher im­mer ge­nug Schnee gibt - und das ist der mit Ab­stand lang­wei­ligs­te Teil des Ski­ge­bie­tes! Wer Glet­scher sucht, der schaue nach Hin­ter­tux oder ins Stu­bai­tal. Über Weih­nach­ten hat sich der Al­pen­nord­kamm be­währt, ins­be­son­de­re Gal­tür, Ga­schurn und St. An­ton.