Von Neu­schnee und La­wi­nen

Bil­der und Ge­schich­ten aus Sankt An­ton und Grin­del­wald

Es ist der gro­ße Au­gen­blick für ei­nen Snow­board­fah­rer, wenn er am Mor­gen die Fens­ter auf­rei­ßt, vor­zugs­wei­se vor 7:00 Uhr, und drau­ßen hat sich ei­ne Neuschnee­de­cke von 20-30 cm ge­bil­det. Er lässt al­les ste­hen und lie­gen, was nicht be­reit ist, um 8:00 Uhr im ers­ten Ski­bus zu sit­zen, schiebt sich ei­ne Stul­le rein, be­rei­tet den Kaf­fee für die Ehe­frau vor, die im Ur­laub zu­min­dest in An­sät­zen ver­wöhnt wer­den will, und macht sich auf den Weg zur Bus­hal­te­stel­le. Nicht im­mer kehrt ein sol­cher Ur­lau­ber am Abend in sein Bett zu­rück - im güns­tigs­ten Fall ist er mit ei­nem «Ski­ha­serl» durch­ge­brannt.
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Im Re­gel­fall liegt er je­doch in ei­nem Pro­vinz­kran­ken­haus, das aus Grün­den, die in der Na­tur der Sa­che lie­gen, auf Kreuz­ban­driss, Bein­bruch und das Auftau­en von La­wi­nen­op­fern spe­zia­li­siert ist. Wäh­rend man Fließ­la­wi­nen  aus­wei­chen kann, wenn man sie früh ge­nug be­merkt, er­fas­sen Staub­la­wi­nen mit Ge­schwin­dig­kei­ten bis zu 300 km/h al­les, was sich in der Nä­he be­fin­det. Der fei­ne Schnee­staub presst sich in die Lun­gen und tö­tet si­cher und fast ge­walt­los. Die leicht ver­wa­ckel­ten Bil­der auf die­ser Sei­te sind in Grin­del­wald ent­stan­den, na­tür­lich völ­lig über­ra­schend, den Hund­schopf ge­ra­de über­stan­den, die Ein­stel­lung der Ka­me­ra noch auf «Blitz­licht» vom Vora­bend. Die La­wi­ne ist vom Jung­frauglet­scher ab­ge­gan­gen und wohl durch Eis­bruch zu er­klä­ren. Sie geht fern­ab der Pis­ten nie­der.
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Wenn ich in den Fo­ren le­se, wie auf­ge­brach­te Zeit­ge­nos­sen über die Tat­sa­che me­ckern, dass Ski­ge­bie­te zeit­wei­se nur mit gro­ßen Ein­schrän­kun­gen be­fahr­bar sei­en, be­schleicht mich das Ge­fühl, dass die­se ar­men Ge­stal­ten viel­leicht bes­ser Som­mer­ur­laub ma­chen soll­ten. Si­cher muss man auch mal den ei­nen oder an­de­ren teu­er be­zahl­ten Ski­tag an die Be­trei­ber der Lift­an­la­gen ver­lo­ren ge­ben, aber nur wenn Skipäs­se ver­kauft wer­den, ob­gleich be­kannt ist, dass mo­men­tan die Ver­hält­nis­se kri­tisch sind, kann man den Be­trei­bern ei­nen Vor­wurf ma­chen.
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Ich schrei­be die­se Zei­len aus «ge­ge­be­nem» An­lass. Wäh­rend wir Sankt An­ton1 2005 ent­we­der ge­ra­de vor oder hin­ter uns hat­ten, brach Neu­schnee über den Ort her­ein, der in bei­den Fäl­len zu leicht­sin­nig aus­ge­lös­ten La­wi­ne­n­un­glücken mit meh­re­ren To­ten führ­te. Ins­be­son­de­re in Ski­ge­bie­ten mit von sich selbst über­mä­ßig ein­ge­nom­me­nen Ski­fah­rern, wie es ge­ra­de Sankt An­ton ist, kommt es nach Neu­schnee auch des­halb zu La­wi­nen­to­ten, weil oh­ne Rück­sicht auf Sper­run­gen in die ge­fähr­de­ten Pis­ten ein­ge­fah­ren wird. Auch ich fah­re hin und wie­der ge­sperr­te Pis­ten, aber nicht, wenn er­kann­bar (oder auf­grund der Schnee­la­ge an­zu­neh­men) ist, dass die Sper­rung we­gen La­wi­nen­ge­fahr er­folgt.
Rechts: An der Ein­fahrt in das Mat­tun­kar hat sich am Vor­mit­tag ein grö­ße­res Schnee­brett ge­löst. Ei­ne Stun­de zu­vor sind wir, aber stets im Schutz der Mar­kie­rung, die­se Ski­rou­te schon ein­mal ge­fah­ren - und da sah der Hang noch ganz an­ders aus. Wäh­rend wir ent­lang der weit­ge­hend si­che­ren Mar­kie­rung noch hin­rei­chend Tief­schnee vor­fin­den, sind die la­wi­nen­ge­fähr­de­ten Hän­ge schon voll­stän­dig ge­spurt.

1 Die Re­gi­on um den Fle­xen­pass ist be­kannt­lich ganz be­son­ders la­wi­nen­ge­fähr­det. Ei­ne be­ein­dru­cken­de Stel­lung­nah­me der Arl­ber­ger Berg­bah­nen zu ei­ner Lift­ver­bin­dung Lech/Sankt An­ton legt Zeug­nis da­von ab. Al­ler­dings ist die­se über­holt, denn seit der Sai­son 16/17 gibt es ei­ne sol­che Ver­bin­dung. Für Ös­ter­reich kann man sich hin­sicht­lich Schnee­hö­hen und La­wi­nen­ge­fahr äu­ßerst um­fas­send bei La­wi­ne.at in­for­mie­ren.