Dres­den

Zu Mit­tag bei Vin­cenz Rich­ter in der Por­zel­lan­stadt Mei­ßen

DresdenUn­se­re vier­tä­gi­ge Rei­se geht lang­sam dem En­de ent­ge­gen. We­gen der selt­sa­men Ge­wichts­be­schrän­kun­gen für LKW und Bus­se in Mei­ßen müs­sen wir ei­ne Run­de über die Dör­fer dre­hen um schließ­lich wie­der in die Stadt hin­ein­zu­fah­ren. Da­bei er­klimmt man Hö­hen, die ei­nen net­ten Blick über Mei­ßen er­lau­ben. Und wäh­rend der Bus zum Park­platz an der El­be fährt, zeigt uns un­se­re Rei­se­lei­te­rin die schöns­ten Stel­len des Or­tes, den wir so­mit von der Hö­he ins Tal er­wan­dern.

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In Mei­ßen leb­te lan­ge Zeit das Adels­ge­schlecht der Wet­ti­ner, die mehr als 800 Jah­re lang die Ge­schi­cke der deut­schen Ge­schich­te mit­be­stimm­ten und spä­ter Dres­den zum Zen­trum ih­rer Herr­schaft mach­ten. Ne­ben der Al­brechts­burg be­stimmt der Dom das Bild. Die weit­ge­hend er­hal­te­nen und heu­te ein­drucks­voll re­no­vier­ten Ge­bäu­de las­sen er­ah­nen, dass Mei­ßen ein­mal ei­ner der wich­tigs­ten Han­del­splät­ze der Re­gi­on war. Na­tür­lich gibt es auch hier viel Ku­rio­ses zu be­rich­ten, in Erin­ne­rung bleibt der «Mei­ße­ner Fum­mel», ei­ne Art Brot von un­glaub­li­cher Grö­ße bei ei­nem Ge­wicht von nur we­ni­gen Gramm. So han­del­te es sich bei dem Ge­bäck auch eher um ei­nen Aus­weis denn um ein Nah­rungs­mit­tel: Es wur­de Bo­ten auf die Rei­se mit­ge­ge­ben um de­ren Zu­ver­läs­sig­keit zu tes­ten. Wer das Kunst­ge­bäck zer­brach galt als ei­ner, der zu­viel Zeit in Gast­häu­sern auf dem Weg ver­brach­te und als min­der glaub­wür­dig. Das Ge­bäck gibt es heu­te noch in ei­ner spe­zi­el­len Bä­cke­rei zu kau­fen.
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Aus der Zeit der münd­li­chen Über­mitt­lung von Nach­rich­ten stammt auch das Gast­haus Vin­zenz Rich­ter, das ein ein­zig­ar­ti­ges Mu­se­um dar­stellt. Zwar muss­ten die Schieß­ei­sen, die hier über­all an der Wand hän­gen, mit Blei aus­ge­gos­sen wer­den, um sie un­brauch­bar zu ma­chen, aber ein Schrift­stück, dem rus­si­schen Kom­manden­ten nach dem Krie­ge ab­ge­luchst, das das Haus un­ter den Schutz der so­wje­ti­schen Re­gie­rung stell­te, er­laub­te es den Be­sit­zern, auch die DDR-Zeit un­be­hel­ligt zu über­ste­hen.
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Dass man in ei­nem sol­chen tou­ris­tisch aus­ge­rich­te­ten Gast­haus ein ver­nünf­ti­ges Es­sen be­kommt, er­war­tet man nicht un­be­dingt, aber der Lamm­rücken war so ziem­lich das Bes­te an Lamm, was ich zu nor­ma­len Prei­sen in der letz­ten Zeit aus­wärts ge­ges­sen ha­be. Be­reits tags zu­vor be­stellt konn­te sich die Kü­che auf das Es­sen ein­rich­ten und so wur­de die­ses denn auch in bes­ter Ma­nier ser­viert: Kom­pli­ment. Zum Haus ge­hö­ren Wein­ber­ge, so­dass wir zum Es­sen Wein trin­ken, der wie über­all in die­ser Re­gi­on zu teu­er ist, vor al­lem, wenn man aus ei­ner Ge­gend kommt, in der der Wein noch recht preis­wert ist. Das Re­stau­rant scheint gut be­sucht, oh­ne Re­ser­vie­rung dürf­te man hier al­len­falls auf der Ter­ras­se Platz fin­den, auf der man ru­hig und et­was zu­rück­ge­zo­gen sitzt und von der aus man durch die Gas­se ge­ra­de­wegs auf den Markt­platz schaut.