Zumindest eine Seite wollen
wir jenen Sehenswürdigkeiten widmen, die irgendwo zwischen
Kuriosität
und Peinlichkeit angeordnet sind. Zu letzteren gehört sicherlich Pfunds
Milchladen, der zwar in einem originellen Gewand daher kommt, das
man aber nicht fotografieren darf. Wer das Bild links
vergrößert, der
wird im Schein des Halbdunkels die Fliesen erkennen können, die um
die
Wende des vorvorigen Jahrhunderts sicher einmal zum Originellsten
gehörten, was ein Verkaufsladen zu bieten hatte. Heute ist das
eher
antiquiert. Die eigentliche Sehenswürdigkeit ist ohnehin die
Schlange
der Busse, die vor dem Laden parkt. Und in der Menge der Touristen, die
sich durch den kleinen Laden wälzen, fühle ich
mich als Fotograf, der nicht fotografieren darf, eher unwohl.
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Das Reiterdenkmal für
König Johann von Sachsen hat,
wie wir
gelernt haben, die DDR-Zeit wohl vor allem deshalb überlebt, weil
eines
der Reliefs im Sockel Dante gewidmet ist. Um Verwicklungen mit dem
italienischen Staat zu vermeiden hat man das Denkmal deshalb stehen
lassen. Der Mensch hoch zu Ross ist denn auch mehr wegen seiner
literarischen Verdienste berühmt geworden, denn durch seine
Regentschaft. Der gebildete König hat seinerzeit Dante ins
Deutsche
übersetzt, und zwar offensichtlich so gut, dass seine Werke heute
noch
als das «Maß der Dinge» für
Danteübersetzungen gelten. Wer in der DDR
stillen Protest üben wollte, der traf sich an diesem Monument der
Kaiserzeit, und zwar, wie es hieß: «Unterm Schwanz!».
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Links: Eine Zigarettenfabrik hätte man wohl kaum
hinter
den Fassaden des im Stil einer Moschee errichteten Gebäudes
vermutet,
aber zu einer Zeit, als in der Gegend, in der sie dann erbaut wurde,
keine Baugenehmigung für eine Fabrik zu erlangen war, wurde diese
kurzerhand als Moschee deklariert und genehmigt. Dass sie mit sieben
Etagen etwas üppig dimensioniert war, schien damals niemanden
aufgefallen wollen zu sein. Nun, prinzipiell ist uns das Phänomen
ja auch aus heutiger Zeit durchaus geläufig!