Montafon
Erinnerungen an früher
Mein allererster Besuch in Gaschurn galt dem Ziel, Ski fahren zu lernen. Dass es dazu nicht kam, lag daran, dass mich einer der Übungsleiter vom Skiclub Bingen unbedingt einen Monat früher auf die Bretter stellen wollte. Zum Dank fuhr ich in dieser zweiten Skiwoche die scharze 44, die einige der älteren Einheimischen auch heute noch nur unter der damaligen Nummer (20) kennen.
Mein letzter Besuch lag 2022 genau 20 Jahre zurück. Damals war der Euro als offizielles Zahlungsmittel bereits im Umlauf, aber einige Monate lang konnte man in alter und neuer Währung bezahlen, also auch in Schilling.
Wenn damals irgendeine Fahrt unter einem düsteren Stern stand, dann die Rückfahrt von Gaschurn. Durch die Nachtfahrten spielte sich alles in der Dunkelheit ab. Mal schneite es, dass sich die Rückreise um drei Stunden verzögerte, mal stürmte es so stark, dass man den Bus nur mit Todesverachtung über 80 km/h hinaus fahren konnte. (Die Anfälligkeit gegen Seitenwind hat viele Menschenleben gefordert und dieser Bauart dann auch ein Ende bereitet.)
Am 30.12.1995 verlassen wir Gaschurn gegen 17:30 mit Schneeketten. Etwa eine Stunde später erreichen wir die A 7, wo uns der Wetterbericht mit der Nachricht überrascht, dass «der Eisregen bereits Baden-Württemberg erreicht» habe. Wie die 205er Michelin Sommerreifen auf dem eisglatten Untergrund haften, ist bis heute ungeklärt. Das geringe Tempo von 55 km/h mag daran seinen Anteil gehabt haben, dass der Wagen nicht ein einziges Mal ins Rutschen kommt, während wir Fahrzeuge passieren, die im Graben liegen. Blaulicht überall. Bis 1:30 Uhr legen wir gerade einmal 350 km zurück. Am nächsten Morgen wird die Zahl der durch Glatteis bedingten Unfälle mit 2500 angegeben. Wir erreichen Bonn mit Schnee auf dem Dach, konserviert von einer Eisschicht. Die Auffahrt neben dem Haus ist immer noch spiegelglatt, sodass nur Schneeketten helfen.