Chamonix
Das Fazit einer spannenden Reise, von Anfang an!
Madame
Bazin meldet sich am Telefon. Ich habe Sonntags für den nächsten Samstag
gebucht und kann keine Anzahlung mehr leisten, obgleich diese vom System gefordert wird. Ich erkläre ihr in meinem gebrochenen
Französisch mehr schlecht als recht die Situation. Und dann höre ich einen Satz von ihr, den ich erhofft aber nicht erwartet
hätte: «Sie sind Deutscher, da habe ich vertrauen, dass Sie kommen.» Offensichtlich gibt es Gegenden in Europa, wo unser Ruf
nicht völlig ruiniert ist; wir enttäuschen Madame nicht und sind pünktlich.
Wenn man sich etwas Mühe gibt mit seinen Gästen haben beide
was davon. Schon in Valloire war mir die freundliche Atmosphäre
positiv aufgefallen. In Chamonix ist das nicht viel anders. Die
Busfahrer, die das Maultier, le Mulet,
durch die Stadt lenken und den Zubringer zu den Skibushaltestellen
realisieren, machen einen fröhlichen Eindruck, reden mit den
Leuten und halten auch schon mal außer der Reihe und das nicht
nur für Touristen. Chamonix Bus
ist nicht das
Einzige, was hier gut funktioniert. Hinzu kommen die kurzen Wege, die
wir dazu nutzen, an einer beliebigen Haltestelle auszusteigen und durch
die Stadt zu laufen. Am letzten Tag entdecken wir so die
«historische Altstadt», mehr eine kurze Straße als
ein Stadtteil. Ich habe mein Snowboard dabei - da bekommt der Ausdruck
«Stadtbummel» eine ganz andere, leichtfüßige
Note.
Kuros hat wieder einmal für gutes Skiwetter gesorgt, dazu
gehört natürlich auch der Schneefall am Montag, der am
Mittwoch im Vallée Blanche Tiefschnee auflegt. Wir sind
klug, suchen uns einen Teil des Skigebiets aus, der niedrig liegt und
noch bewaldet ist und üben auf den Pisten von les Houches, wo auch der Weltcup
ausgetragen wird, das Fahren im Neuschnee. Die Sicht ist gut, es
schneit, es ist Winter. Herz, was willst Du mehr?
Nach einer Woche verabschieden wir
uns mit einem ausgesprochen guten Gefühl im Bauch. Natürlich
hat mich die Fahrt durch das Mer de
Glace hierhin gezogen. Ich ordne sie als Erlebnis aber immer
noch hinter der
Nachtabfahrt von Sankt Moritz ein, Glüna Plaina,
die ich als ein Jahrhundertereignis betrachte, aber die geführte
Skitour durch das Vallée Blanche kommt direkt danach! Ohne
Grands Montets fehlt dem Skigebiet aber leider der letzte Pep. Nur
wenn sich
die Situation dort entscheidend verbessert, hat das Gebiet
das Zeug dazu, eines unserer Nebensaisonskigebiete zu werden. Die
Voraussetzungen dafür sind gut: «Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich noch Französisch lernen!»
*
Auch so ein unerwarteter Satz dieser Reise, diesmal aus dem Mund meiner Frau.