Frank­reich

Châ­teau Gué­de­lon

Château Guédelon, Baufortschritt im Sommer 2019 Un­se­re Kin­der lie­ben Mit­tel­al­ter­spie­le, be­sit­zen Rüs­tun­gen und Ket­ten­hem­den, aus­ge­fal­le­ne Klei­dung, die sie selbst schnei­dern und ein ge­wal­ti­ges Nach­schla­ge­werk in fran­zö­si­scher Spra­che, das Aus­kunft gibt über Mö­bel, Klei­der und den (da­ma­li­gen) Stand der Tech­nik. Da ist es nicht ver­wun­der­lich, wenn mei­ne Frau und ich auf dem Weg von Pa­ris nach Sü­den am Châ­teau Gué­de­lon vor­bei­schau­en, et­wa 200 km süd­lich der Haupt­stadt ge­le­gen.

Château Guédelon, Modell Das Pro­jekt Gué­de­lon geht auf Mi­chel Guyot zu­rück, der ein Schloss, eher ei­ne Fes­tung, franz. «châ­teau fort», mit Werk­zeu­gen des 13. Jh. er­bau­en las­sen woll­te. Das Stich­wort hier­zu ist «ex­pe­ri­men­tel­le Archäo­lo­gie». Es wer­den im we­sent­li­chen his­to­ri­sche Werk­zeu­ge und Ma­te­ria­li­en be­nutzt. Die­se Vor­ge­hens­wei­se wird durch Ar­beits­schutz­maß­nah­men be­schränkt. So tra­gen die Ar­bei­ter zwar his­to­ri­sche Ge­wän­der aber Schu­he mit Me­tall­kap­pen. Die Gerüs­te sind mit neu­zeit­li­chen Ver­bin­dungs­stücken ge­si­chert. An­de­re neu­zeit­li­che Ge­ge­stän­de wie Ra­di­os und Uhren sind auf der Bau­stel­le un­ter­sagt. Rau­chen ist im Ver­bor­ge­nen er­laubt.

Château Guédelon, Steinmetz bei der Arbeit Es ist die Be­son­der­heit des Pro­jekts, dass nicht nur Wis­sen­schaft­ler den Ar­bei­tern über die Schul­tern schau­en, son­dern auch Zu­schau­er zu­ge­las­sen sind, die zu­dem mit ih­ren Ein­tritts­gel­dern ei­nen Teil der Ar­bei­ten fi­nan­zie­ren. Im ers­ten Jahr wur­den 80.000 Be­su­cher re­gis­triert, 2015 wur­de mit 300.000 Be­su­chern das Ma­xi­mum er­reicht.

Die fran­zö­si­sche Aus­ga­be der Wi­ki­pe­dia er­zählt aus­führ­lich über die Spon­so­ren der ers­ten Stun­de, u. a. die eu­ro­päi­sche Uni­on. Der «ers­te Stein» wur­de im Ju­ni 1997 ge­legt, die Fer­tig­stel­lung ist für das Jahr 2023 ge­plant. An­fangs hat­te das Pro­jekt da­mit zu kämp­fen, dass we­der die Men­ge der Plä­ne und der Mas­sen noch die Rei­hen­fol­ge der Ar­bei­ten durch­dacht wa­ren. Heu­te rech­net man da­mit, dass 30.000 t Sand­stein für den Bau er­for­der­lich sein wer­den.

Château Guédelon, Mühlstein der Kornmühle Dass das Schloss ge­baut wur­de wo es heu­te ist, liegt auch an dem Vor­han­den­sein der wich­tigs­ten Ma­te­ria­li­en. Der Schau­platz der Ar­bei­ten ist ein al­ter Stein­bruch in­mit­ten ei­nes Wal­des. Un­weit ent­fernt gibt es ei­nen See und ei­nen klei­nen Bach, an dem ei­ne Was­ser­müh­le er­rich­tet wur­de. Da al­le Ma­te­ria­li­en auf Pfer­de­kar­ren trans­por­tiert wer­den, konn­te man so die lo­gis­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen im Rah­men hal­ten.

Château Guédelon, Bauarbeiten am Torbogen Châ­teau Gué­de­lon hat au­ßer sei­nem wis­sen­schaft­li­chen auch ei­nen ho­hen tou­ris­ti­schen Stel­len­wert. In Bur­gund ist es nach dem Ho­spi­ces de Beau­ne die Se­hens­wür­dig­keit auf Platz 2. Ins­ge­samt wird der Um­satz, den das Schloss je­des Jahr ge­ne­riert, auf 3-4,5 Mil­lio­nen Euro ta­xiert. 100 An­ge­stell­te und 650 in­di­rekt Pro­fi­tie­ren­de sind of­fi­zi­el­le Zah­len für das Jahr 2018. Da­zu ha­ben wir, wenn auch ein Jahr spä­ter, un­se­ren Teil bei­ge­tra­gen.