GPS - Global Positioning System
Empfänger, Technik, Erdmodelle, Genauigkeiten
Die folgenden Seiten beschäftigen sich mit der GPS Technik, einigen typischen GPS-Empfängern, den Zielgrößen (Tracks, Wegpunkte, Geschwindigkeiten), den technischen Details, der Konfigurierbarkeit der Empfänger, den zugrunde liegenden Erd- und Höhenmodellen, den mathematischen Parametern der Positionsbestimmung und den zu erwartenden Genauigkeiten. Hinzu kommt, dass jeder, aber auch jeder GPS-Empfänger seine Eigenarten hat, die man kennen sollte, um Messkampagnen sinnvoll darauf abzustimmen. Zudem gibt es eine Notiz zur Stromversorgung auf dem Fahrrad mittels Busch+Müller E-Werk. Als Kartenmaterial benutze ich die optisch gut gemachte, aktuelle und extrem detaillierte, auf OpenStreetMap-Daten basierende Umsetzung von OpenMTBMap.
Ich lasse die Daten des GPS-Empfängers grundsätzlich aufzeichnen. Dabei wähle ich ein festes Intervall von 10 m Punktabstand, also 10000 Punkte auf 100 km. Da aufgrund der aktuellen Definition der GPX-Dateien die Zeit ohnehin nur auf Sekunden gespeichert werden kann, ergibt sich ab einer Geschwindigkeit von 36 km/h automatisch ein größerer Abstand, der z. B. für Linienflüge mit etwa 750 km/h auf über 200 m anwächst. Aufgrund einer Gesetzesänderung dürfen ab sofort passive, also nicht sendende Geräte auch bei Start und Landung an bleiben.
Fremddaten, die mir im Laufe der Zeit zugesandt wurden, zeigen einen Trend hin zu viel zu kurzen Punktabständen! Der größte Feind der Messgenauigkeit ist der Hang zu Abständen unter 10 m. Insbesondere die Höhen leiden extrem unter dieser Einstellung und schwanken entsprechend. Was will man mit Punkten im Abstand von 1-2 m? Welche Aussage will man damit treffen? Fakt ist, dass man dann ein Programm hernimmt, um die Höhen zu glätten. Ich glätte Höhen nur, wenn ich einen Track digitalisiere und die Höhen dabei aus SRTM-Daten interpolieren muss. Ein Punktabstand von 10 m ist optimal für die Kartierung von Skigebieten, da sich dort häufig extreme Richtungswechsel ergeben. Für Wanderungen und Radtouren empfehle ich 20-25 m.
Der GARMIN geko 201 war das erste Modell, mit dem ich die Vermessung von Skigebieten vornahm. Es hat einige Besonderheiten, die ich zur Auswertung nutze, so die leicht erreichbaren Schalter, die es erlauben, an einem Lift das Gerät aus und oben schnell wieder einzuschalten. Dadurch entstehen ganz von allein die Tracks der Abfahrten, auch wenn man die unvermeidlichen Fehler am Anfang und Ende abspalten muss. Das Gerät erhebt nicht den Anspruch, die Liftspur zu verfolgen, schafft das aber meistens doch! Der hier verbaute Empfänger ist dem des Garmin Vista HCx unterlegen, dafür rechnet man mit Fehlmessungen. Teuer ist vor allem die Peripherie, also der Anschluss an den Fahrradlenker und den PC. Zwei kleine Batterien reichen für einen warmen Tag. 90g sind ein angemessenes Gewicht.
Ich hatte den GARMIN
etrex Vista HCx als würdigen Nachfolger des geko 201 beschafft, aber allein die Tatsache, dass die barometrische
Höhenmessung (sofern das Modell dafür ausgelegt ist) nicht abschaltbar ist und das Gerät beim Speichern der Tracks
Datum und Uhrzeit wegwirft, enttäuschen maßlos!
Pflicht ist daher eine 2GB Micro-SD Card, die dann aber auch
wochenlang aufzeichnen kann. Die Belegung des Speichers nach der Aufnahme eines gesamten Skigebiets beträgt
1%. Leider neigt das Gerät immer wieder zu eklatanten Fehlmessungen, Abweichung bis zu 400 m lassen sich aus den
Daten ableiten. Hinzu kommt ab und an ein unerklärliches Versagen bei der Wiederaufnahme eines verlorenen
Tracks. Nervtötend! Die Kartennutzung ist durch Kodierung stark reglementiert. Mit 170g inkl. Batterien ist
das Gerät für den Sporteinsatz entschieden zu schwer, mangels NMEA Unterstützung ist es als GPS-Maus praktisch
unbrauchbar. Besonders ärgerlich ist die Unzuverlässigkeit der Höhenmessung. Diese sollte zwar lt.
Option durch GPS korrigierbar sein, aber irgendwie funktioniert das nicht so, wie es gedacht war, sodass die Höhe
deutlich schlechter bestimmt wird, als durch den GPS Empfang. Hintergrund ist, dass das Gerät sich nur beim Einschalten
kalibriert. Ich habe das Gerät mittlerweile verkauft und durch einen Legend HCx ersetzt. Dieser stellte
sich aber als defekt heraus und ging zurück!
Auch der
Dakota 20 ist hinsichtlich der barometrischen Höhenmessung so schlecht wie seine Vorgänger, liefert
immer wieder eklatante Fehlmessungen und zeigt im Flugzeug als maximale Flughöhe an, was der Kabinendruck
hergibt. Ein Skandal!
Aufgrund der etwas größeren Ausmaße des Displays ist seine Anzeige gefällig. Das
reflexive Display kann allerdings nicht überzeugen. Es muss auf dem Fahrrad praktisch auf einer Kugel gelagert
werden, da die Beleuchtungsrichtung permanent korrigiert werden muss, um ein kontrastreiches Bild zu bekommen.
Wer eine Lesebrille benötigt, muss diese tragen. Die schwache Ausleuchtung erlaubt sonst keine sinnvolle Nutzung
des Geräts. Alternativ kann der Dakota 20 auch an einem mit dem Nabendynamo verbundenen Ladegerät und
mit voller Lichtstärke betrieben werden. Die daraus resultierenden Probleme haben wird auf der Seite über
die Stromversorgung auf dem Fahrrad dokumentiert. Das Gerät ist für die verbauten
Features relativ preiswert und wiegt inklusive zwei AA-Batterien 155 g. Über einen ganzen Tag kommt man
damit aber nicht. Fazit: Zum Aufzeichnen von Tracks zu groß, zu schwer, zu zickig und zu teuer. Zur Navigation
nutzt man heute im Inland das Smartphone, als Daten-Logger gibt es bessere Lösungen.
Bevor ich fortfahre: Die Firma HOLUX ist Pleite! Es gibt eine inoffizielle Seite, eine Art Selbsthilfegruppe, die den Kontakt zwischen Nutzern herstellt. Ich besitze eine der letzten Versionen der Auslesesoftware ezTour 3.2. Auch wenn die Karte nicht mehr dargestellt wird, werden die Tracks (noch) korrekt ausgelesen. GpsBabel kann die Tracks auslesen, nicht aber die Wegpunkte. Das Week-Rollover Problem bleibt ungelöst und führt zu «Seltsamkeiten».
Im praktischen
Einsatz hat der 70g schwere, mit einem Akku ausgestattete HOLUX GPSport 245 seine Qualitäten unter Beweis
gestellt. 178 km lang und bis auf eine einzige Liftfahrt fast fehlerfrei war der Tagestrack, den mein Sohn in Zermatt zur
Auswertung ablieferte. Der Hersteller verspricht nichts und einige der Features wirken eher lästig dokumentiert. Dabei
unterstützt er die drei wichtigsten Tags des NMEA Protokolls, was GNavigia in die
Lage versetzt, das auf Notebookstrom laufende Gerät als GPS-Maus zu nutzen. Mit dem mehr als doppelt so teueren
Vista HCx hat das Gerät den Empfänger (MTK 3318) gemein. Hinzu kommt, dass es die Geschwindigkeit aufzeichnet,
die einen wesentlich glatteren Verlauf zeigt als die aus aufeinanderfolgenden Trackpunkten berechneten Werte.
Dass der HOLUX keine Landkarten anzeigen kann, wird man verschmerzen können; dass er aber auch nicht auf einem Track
zurück navigieren kann, also einem aufgespielten Track folgen kann, ist der einzige wirkliche Nachteil des
Geräts. Der Empfänger kann zwar über eine Update-Funktion in seinen Features verändert werden. Beim letzten
Update konnte er dem Track folgen, aber nicht gleichzeitig aufzeichnen. Das fand ich für meine Zwecke eher
unpassend.
Die Doppelspur, die wir auf der A 61 über mehr als 100 km hinweg aufgezeichnet haben, spricht
Bände über die Leistungsfähigkeit dieses Empfängers. Ein typisches Beispiel haben wir bei Maria Laach ausgeschnitten.
200000 Trackpunkte reichen für drei bis vier Skiwochen. Auf dem Nürburgring hat das Gerät ein weiteres Mal seine
Klasse bewiesen: Vier Runden «Rad am Ring 2010», die einzigartig gleichmäßig und ausreißerfrei übereinander
liegen. Nach 11 Jahren und ständigem Gebrauch hält der Akku auch bei tiefen Temperaturen immer noch einen
vollen Skitag durch!
Nachdem ich die Probleme des HOLUX GPSport 245 analysiert hatte, kam ich auf die Idee, ein Nachfolgemodell zu beschaffen. Das ist leichter gesagt als getan, weil die Aufzeichnungssoftware auf dem Smartphone die klassischen Datenlogger arbeitslos gemacht hat. Nach langem hin- und her bestelle ich zwei Columbus GPS Data Logger, den Columbus V-1000, eine Art Armbanduhr, sowie den smart aussehenden Columbus V-900, der eine metallische Rückwand besitzt und daher niemals «auf dem Kopf» getragen werden darf, wenn er überhaupt Daten aufzeichnen soll. Beide Geräte haben Seltsamkeiten, die sie für die Aufzeichnung von Skigebieten als ungeeignet erscheinen lassen. Um die Daten überhaupt sinnvoll nutzen zu können, musste ich das Einlesemodul von GNavigia komplett überarbeiten. An die Zuverlässigkeit, insbesondere die Alltagstauglichkeit des HOLUX reichen die Geräte nicht heran. Folgende Probleme habe ich an den Händler, Columbus Europe, gemeldet, ich zitiere mehr oder minder wörtlich:
- Ich hatte beide Geräte an unterschiedlichen Ladegeräten angeschlossen. Trotz der Anzeige «voll» fielen beide
an verschiedenen Tagen aus. Das kann zwar auch die weiter unten beschrieben Gründe haben, allerdings konnte ich
feststellen, dass die Geräte gar nicht voll geladen sind, obgleich sie das anzeigen. Als auf Dauer nicht hinnehmbaren
Workaround mache ich nun folgendes: Ich ziehe den Stecker am Gerät und stecke ihn nach 5 Sekunden wieder ein.
Der V 1000 lud einmal fast eine Stunde nach. Wenn ich den Vorgang wiederhole, lädt er erneut 10-20 Minuten nach.
Danach hält er einen Tag durch. Wetter und Temperatur waren an allen Tagen praktisch identisch. Daran kann der
Ausfall nach 7 Stunden nicht liegen. Der V 900 lädt nach Wiedereinstecken ebenfalls nach, allerdings nur wenige
Minuten.
- Der V 1000 erzeugt Speicherfehler, wenn das Format auf CSV-Datei eingestellt ist. Unter 30.000 Trackpunkten
gab es (genau) einen Punkt, dessen Zeitangabe «faul» war. Lasse ich mir den Track nach Uhrzeit als Profil anzeigen,
sehe ich, dass eine Zeitangabe oder eine Höhe falsch sind. Manche Tracks sind komplett richtig, manche enthalten
einen Fehler.
- Der V 1000 hat, wie man auf dem Bild gut erkennen kann, drei große Tasten an der rechten Seite. Die unterste stoppt
bei einfachem Antippen die Aufzeichnung. Da es keinen «starken» Druckpunkt gibt, lässt sie sich leicht aus versehen
betätigen. An einem Skitag kann das schnell passieren. Wir tragen die Uhr jetzt am rechten Arm, weil die Taste dort,
armaufwärts zeigend, gegen Fehlbedienung besser geschützt ist.
- Der V 900 lässt sich hinsichtlich der Aufzeichnungsrate nicht konfigurieren. Dadurch schreibt er jede Sekunde
einen Wert in die Datei. (Der V 1000 lässt sich sehr einfach auf 10 oder 20 m-Intervalle einstellen.)
Dadurch erzeugt er eine Datenmenge, die ich gar nicht bearbeiten will. Beim Skifahren erscheinen die Trackpunkte
etwa im 6 m-Abstand.
- Die Höhen werden bei beiden Geräten nur auf einen Meter genau gespeichert. Das ist für einen einzelnen,
losgelösten Punkt sicher richtig, weil GPS die Höhen nur auf 10-15 m genau liefert. Für aufeinanderfolgende
Punkte gilt hingegen das Prinzip des Differential-GPS. Dieses besagt, dass die relative Genauigkeit im
Dezimeterbereich liegt. Zusammen mit den kurzen Intervallen ergeben sich insbesondere beim V 1000 dadurch
falsche Längenberechnungen. Eine seriöse Längenangabe erfordert daher das Glätten der Höhen.
- Der V 900 schaltet sich hin und wieder selbst aus. Ob das an der Konfiguration liegt, muss ich noch ermitteln.
Nach einer längeren Pause ohne Bewegung muss man das Gerät kontrollieren. Das ist sehr lästig.
Ein großes Manko ist, dass man beide Columbus GPS-Empfänger nur über eine in Java implementierte Software auslesen kann. Ich verzichte auf die ohnehin frickelige Sprachaufzeichnung und lese die Dateien selber aus. Dazu stelle ich das Format auf CSV-Datei ein. Insbesondere kann ich dann angeben, dass ich keine Punkte mit Geschwindigkeit gleich 0 km/h einlesen will. Zudem habe ich GNavigia so schlau gemacht, dass sich die groben Fehler leichter finden lassen. Das unabdingbare Glätten der Höhen ist schon seit langer Zeit Bestandteil des Programms.