Forumslader Pro
Effiziente Stromversorgung auf dem Fahrrad
Ich hatte die Stromversorgung auf dem Fahrrad bereits auf der vorausgehenden Seite anhand des Ladegeräts E-Werk von Busch + Müller beschrieben. Nach der Beschädigung eines Kabels war die Zeit reif für eine neue Variante von Ladegerät. Recherchen im Netz förderten als effiziente Alternative den Forumslader zu Tage, von dem ich mir die Pro-Version bestellte.
Ein Preis von 255 Euro plus Versand ist herausfordernd, zumal man außer einem Forum, einer Adresse und einer extrem altmodischen Homepage, der Responsive Design gut zu Gesicht stehen würde, keine Referenzen hat. Dazu kommen 2-3 Monate Lieferzeit und eine relativ große Bauweise. Bausätze bekommt man schneller geliefert. Stolze Eckpunkte für einen Gleichrichter.
Eigenschaften und Anbringung am Rad
Ich endschied mich dennoch für das Gerät, das u. a. mit dem Satz «höchste Ladeleistung aller Nabendynamoladegeräte bei üblichen Fahrradgeschwindigkeiten» beworben wird. Mit den stärksten Akkus kommt der integrierte Pufferspeicher auf 2,9 Ah oder 28 Wh. Zudem gibt es eine App, die für Android kostenlos ist, und zahlreiche Parameter ausweist, insbesondere den Ladestatus des Pufferakkus, den man ansonsten auch der Statusleuchte ansehen kann.
Anders als erwartet lag das Gerät bereits nach einem Monat auf meinem Schreibtisch.
Hält man das Gerät in Händen, fällt sofort die Wertigkeit des Gehäuses auf. Allerdings auch die Größe und das Gewicht von 270 g, was ich nachgemessen habe. Gedacht ist der Lader zum Transport in einer «trockenen Satteltasche», wie man sie z. B. von Ortlieb kennt, was aber bedeutet, dass, wenn das Rad in einem sicheren Raum abgestellt wird, die Tasche entweder am Rad bleibt, oder man den Stecker nach außen legen muss, damit die Tasche leicht vom Stromkabel zu trennen ist. Dafür ist der Stecker jedoch mit einem viel zu kurzen Kabel ausgestattet.
Die klügste Lösung scheint mir die Unterbringung in einer Lenkervorbautasche zu sein, die dazu allerdings breit genug sein sollte. Taschen für aktuelle Smartphones, die immer größer werden, haben ausreichend Platz. Bei einem Samsung S10e, das ich gerade wegen der geringen Maße für das Fahrrad erstanden hatte, wird es am USB-Ausgang bereits eng. Damit der Lader nicht beim Hantieren herausfällt, habe ich mit UHU Super einen Klettverschluss in die Tasche eingeklebt, sowie in der linken oberen Ecke eine Art Dreieck angebracht, das das Herauskippen verhindern soll. Das Einkleben hat die erste Probefahrt überstanden. Mit dem Klettverschluss kann ich zugleich das Zubehör fixieren. Der helle Kreis dient als Taster und Statusanzeige und sollte daher frei bleiben.
Als sinnvolles Zubehör, das man nicht beim Hersteller kaufen kann, führe ich ein Kabel für den separaten GPS-Empfänger mit, sowie eine Badehaube, die ich meiner Frau abgeluchst habe. Eine robuste Schutzhülle verhindert das Einreißen der recht dünnen Haube während des Transports an trockenen Tagen. Vielleicht gibt es eine bessere Lösung, aber diese hat einen Gummizug und ist transparent.
Zuletzt muss die Tasche noch das Smartphone aufnehmen, das ich mit einem abgewinkelten Kabel einschieben muss. Alternativ kann man ein Loch in die Tasche schneiden und das Kabel von außen zuführen, was aber insgesamt unbefriedigend ist, weil es bei Regen die Schutzhülle ausdehnt. Das abgebildete Kabel realisiert zugleich eine der kompaktesten Winkel, die ich bei meiner Suche finden konnte, was bei kleinen Hüllen entscheidend sein kann. Die Abbildung zeigt aber auch eindrucksvoll, dass beim Zuklappen der Tasche das ganze Kabelgewirr innerhalb der Tasche bleibt.
Die hellgraue Schablone, die den oberen Teil des Smartphones umschließt, erlaubt mir die Bedienung der An/Aus-Taste des Smartphones von außen. Die beiden Tasten auf der linken Seite sind durch moderate Aussparungen gegen Bedienung geschützt, während auf der rechten Seite eine üppige Verstärkung auf dem eingeschnittenen Rand die Bedienung der An/Aus-Taste unterstützt. Die Funktionsfähigkeit und die Materialstärken muss man in der jeweiligen Tasche testen. Bei Taschen mit sehr flachen Rändern ist das Bedienen von außen ggf. gar nicht möglich.
Das Ausschalten des Bildschirms ist beim Busch + Müller E-Werk absolutes Muss. Denn der Gleichrichter ist nicht in der Lage, ein Smartphone wie das S10e bei permanent aktivem Bildschirm mit Strom zu versorgen. Das gilt nicht nur an Steigungen, sondern auch in der Ebene bei Geschwindigkeiten um 20 km/h. Dort muss Navigation bei ausgeschaltetem Bildschirm erfolgen, allein durch Sprachansage, eingeschaltet nur an neuralgischen Punkten, die durch die Ansage nicht genau genug beschrieben werden.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund. Hat man eine lange Tour geplant und ist das Datenvolumen durch den Tarif begrenzt, insbesondere bei Radtouren durch die Schweiz und andere Länder, die nicht der Eurozone angehören, sollte man den Bildschirm abschalten können, wenn er längere Zeit nicht benötigt wird, weil das signifikant Volumen einspart, das sonst zum Nachladen der Bilder benötigt wird. Es ist dann wichtig, die An/Aus-Taste während der Fahrt und in schwierigen Situationen mühelos mit nur einer Hand bedienen zu können.
Erste Testfahrt zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit
Getreu dem Werbespruch «Der Lader ist leistungsstark genug, um auch moderne Smartphones und Tablets dauerhaft mit GPS, Routing und Display auf hoher Helligkeit zu versorgen.» hätte man meinen können, dass das Ausschalten des Bildschirms nun der Vergangenheit angehören würde, aber so einfach ist das nicht. Denn Elektronik besteht nicht nur aus dem Bauteil selbst sondern auch aus der Peripherie.
Das Profil zeigt die erste Testfahrt, Höhen gegen die Zeit aufgetragen. Die Pausen dienten der Aufzeichnung der Zwischenergebnisse. Bei der Bergauffahrt von 100 Höhenmetern zu Beginn und weiter über die Höhen bis Heidgen Wegekreuz konnte der Lader das Smartphone bei ausgeschaltetem Bildschirm von 62% auf 91% aufladen und den Pufferakku von 6% auf 28%. Bei dessen Anzeige des Ladestatus läuft die App nach, weshalb man etwa 5-10 Sekunden warten muss, bis der vorherige Wert aktualisiert wird, hierzu später mehr. Die Ladekapazität des S10e beträgt 3,1 Ah.
Zwischen Heidgen Wegekreuz und Schweinheim Parkplatz liegen etwa 35 Minuten Fahrzeit und 10 km Strecke. Mit der bisher üblichen Helligkeit, eingestellt auf automatisch und beim Ablesen mehr als 80% anzeigend, wie ich sie beim Surfen oder im Auto benutze, nahm der Ladegrad des Smartphones kontinuierlich ab, von 91% auf 81%. Ein Blick in die App zeigte dann aber, dass der Ladezustand des Pufferakkus um knapp 10% zugenommen hatte. Das legt die Vermutung nahe, dass der Ladestrom zum Smartphones durch das Ladekabel begrenzt wird. Das wiederum ließe sich durch das abgewinkelte Kabel erklären, das sich wegen der Enge der Tasche in meinem Fall aber auch nicht so einfach ersetzen lässt.
Nachdem ich die Helligkeit auf 50% heruntergeregelt hatte, konnte der Forumslader das Smartphone wieder aufladen, zwar langsam aber stetig und unter gleichzeitigem Aufladen seines Pufferakkus. Diese Einstellung reichte aus, um bei tiefstehender Sonne den Bildschirm ablesen zu können. Die mittlere Geschwindigkeit auf diesem Streckenabschnitt betrug etwa 20 km/h.
Hatte der Ladegrad des Smartphones in Ippendorf noch 95% betragen, war das Gerät am Ende der Tour vollständig aufgeladen. Das dürfte auch der kurzen und schnellen Abfahrt geschuldet sein, die regelmäßig Geschwindigkeiten um 45 km/h erlaubt.
GPS
Der Forumslader verfügt über einen eingebauten GPS-Empfänger, der die Wegstrecke abschätzt. Ich benutze diesen Begriff mit Bedacht, weil er auf der Testfahrt auf 43,1 km kam, was von den fehlerbereinigten 45,8 km des Holux GPSport 245 mit 6% doch recht deutlich abweicht. Da keine Tracks aufgezeichnet werden, kann man keine Vermutungen über den Grund der Abweichungen anstellen, außer dass die Lage in der Tasche unterhalb des Smartphones nicht gerade günstig für den Satellitenempfang ist. Die fehlende Aufzeichnung ist auch der Grund, warum man einen separaten GPS-Empfänger braucht, wenn man an der Fahrroute interessiert ist. Komoot macht für meinen Geschmack zu viele Fehler beim Tracking, meist Aussetzer, weshalb ich dazu nicht das Smartphone nutze. Vielleicht findet jemand eine bessere App.
Eine weitere Kuriosität ist der Wert für die Höhe. Er lag auch außerhalb der Wohnung, wo ich kein Ergebnis erwarte, bei -30 m. Das wäre selbst für Holland ein besonderer Wert. Höhen werden von allen GPS-Empfängern stiefmütterlich behandelt, aber über 100 m Abweichung ist definitiv zu viel.
Nachwort zur ersten Testfahrt
Für eine abschließende Beurteilung reicht eine kurze Testfahrt nicht aus, auch wenn die Zwischenstände der Ladewerte aufgezeichnet werden.
So ist z. B. das Gerätegewicht auch nicht mit der bloßen Zahl beschrieben, da die früher benutzte Ladeeinheit von Busch + Müller, bestehend aus Gleichrichter und separatem Pufferakku samt selbstgebautem Gehäuse zur Befestigung unterhalb des Lenkervorbaus, knapp 50 g mehr wiegt.
Zweite Testfahrt mit proprietärem Schnellladekabel
Tags darauf unternehme ich eine zweite Testfahrt, diesmal in der Ebene entlang des Rheins nach Remagen, etwas mehr als 50 km. Schließlich will ich meine Vermutung bestätigen, dass das Ladekabel die Performance beeinträchtigt. Ich habe mich daran erinnert, dass ich auf der Radtour nach Paris wegen eines Ladeproblems nach Regen mein als Reserve mitgeführtes Samsung S5 benutzt hatte, für dessen gerades Kabel ich bereits ein Loch in die Lenkervorbautasche geschnitzt hatte. Durch dieses Loch führe ich das proprietäre Schnellladekabel.
Auf dem Hinweg fahre ich ohne Navigation und schaue nur hin und wieder nach dem Ladezustand. In der App des Forumsladers habe ich die Anzeigeoption «Immer an» durch «Aus» ersetzt, daher schaltet sich der Bildschirm nach kurzer Zeit aus. Dabei wird das Samsung S10e (3,1 Ah) auf einer Strecke von 9 km Länge von 56% auf 86% aufgeladen. Nach 45 Minuten beträgt der Wert 93%, nach 57 Minuten 96% und nach wenig mehr als einer Stunde 100%.
Auf dem Rückweg schalte ich dann die Navigation mittels Google Maps ein. Zuvor schaue ich mir die Helligkeitseinstellung an, die wieder auf automatisch steht und damit so hell ist, wie ich das von früher gewohnt bin. Als ich nachschaue beträgt sie mehr als 80%. Das lasse ich als «hohe Helligkeit» im Sinne der Werbung gelten. Und tatsächlich wird die Anzeige des Smartphones auf den 23 km bis zu meiner Eisdiele in Bonn-Endenich nicht mehr unter 100% fallen. (Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den ersten 19 km betrug ca. 20 km/h, auf den 4 Innenstadtkilometern war sie naturgemäß geringer.) Damit bestätigt sich eindrucksvoll, dass das von mir verwendete, abgewinkelte USB-C Kabel für die schlechte Performance beim Laden verantwortlich war und nicht der Forumslader.
Mehr noch: Der Pufferakku wird dabei noch aufgeladen, um wie viele Prozentpunkte will ich nicht raten, denn die Anzeige ist extrem unstet. Zu Hause wird, etwa 30 Minuten nach dem Trennen des Ladekabels, die Anzeige langsam von 44% auf 50% klettern. Ich starte danach den Forumslader noch ein paar Mal. Jetzt ändert sich an der Anzeige von 50% nichts mehr, auch nicht am nächsten Tag. Während der Fahrt hatte ich binnen Minuten Schwankungen bis zu 20% beobachtet, was mich davon abhält, hierzu konkrete Daten zu veröffentlichen.
Wer den Forumslader abends am Zelt noch als Powerbank nutzen will, sollte denoch darüber nachdenken, den Bildschirm auszuschalten, wenn er nicht gebraucht wird. Denn erst wenn das Smartphone vollständig aufgeladen ist und wenig Strom verbraucht, lädt auch der Pufferakku zügig auf.
Der GPS-Empfänger hat auf dieser Fahrt 48,8 km gegenüber 51,7 km ermittelt, wie am Vortag 6% zu wenig. Das Einkleben des Klettbandes hat auch die zweite Probefahrt gut überstanden.