Stromversorgung auf dem Fahrrad
Das «E-Werk» von Busch + Müller
Wer einen GPS Empfänger während einer Radtour betreiben möchte, der tut gut daran, sich nicht auf die Möglichkeit zu verlassen, das Gerät jeden Abend an die Steckdose hängen zu können. Während eine Sony Alpha 100 DSLR durchaus fast 14 Tage ohne Nachladen auskommt und auch Mobiltelefone einige Tage durchhalten, sind GPS-Empfänger zuverlässig nach spätestens zwei Tagen reif für die Steckdose, einige Exemplare sogar deutlich früher. Entweder wählt man also mit Bedacht einen Empfänger, der Batterien oder starke Batterieakkus verdaut, oder man sorgt für die Stromversorgung per Anschluss an den Nabendynamo des Fahrrads. Hierfür gab es mal einen Bastelvorschlag in der Computerzeitschrift c't, aber man kann solche Geräte mittlerweile auch käuflich erwerben.
Im Bild links: Das Ladegerät «E-Werk» von Busch + Müller. Fast unauffällig schmiegt es sich an die Unterseite des Lenkervorbaus. Ob sich ein Gerät, also nicht nur ein GPS-Empfänger, überhaupt oder nicht ohne den als Extra erhältlichen Pufferakku aufladen lässt, muss man ggf. erfragen. Die batteriebetriebenen Garmin-Geräte, darunter die Garmin Dakota-Serie1, ist ohne Pufferakku nicht betreibbar, da die von früheren Geräten bekannte Option «Gerät bleibt an nach Strom-Aus» nicht mehr verfügbar ist. Für in der Stromstärke begrenzte Nabendynamos liefert das E-Werk maximal 7 Volt, sonst etwas mehr als 13 Volt. Stromstärke und Amperezahl sind einstellbar und müssen auch eingestellt werden (siehe Werksanleitung). Daher sollte man das E-Werk so installieren, dass man die recht zierlichen Einstellrädchen gut erreichen kann.
Die Ausstattung des E-Werks ist ebenso verblüffend wie die Angabe der Leerlaufverluste. Ich konnte beim Fahren tatsächlich keinen merklichen Widerstand wahrnehmen. Dem Gerät liegt eine Vielzahl an Anschlüssen bei, u. a. Umsetzer auf alle im Kleingerätebereich zur Anwendung kommenden USB-Anschlüsse. Gehäuse und Verschraubungen machen einen soliden Eindruck. Die etwas arg zierlichen Einstellschrauben müssen mit einem speziellen Werkzeug bedient werden, das dafür gleich in dreifacher Ausführung vorhanden ist.
Die Montage ist hinreichend ausführlich beschrieben und gestaltet sich ebenso einfach, wie es sein sollte.
Allerdings müssen insgesamt zwei Drähte verdrillt und in den Stecker des Nabendynamos eingeführt werden. Hier
hätte ich mir (von Shimano) etwas größere Lochdurchmesser gewünscht, aber mit viel Geduld und sorgfältigem
Verdrillen kommt man am Ende auch ans Ziel. Andererseits gilt hier auch ein Warnhinweis: Wegen des kleinen Steckers
und der beengten Verhältnisse muss man peinlichst genau darauf achten, keinen Kurzschluss zu erzeugen!
Und nun zum Universal-Pufferakku, den man separat erwerben muss. Ich konnte
mit diesem Gerät, für das man die Stromstärke auf 1,5A einstellt, 2 Holux GPSport 245 und
einen Garmin Dakota 20, der ohne Pufferakku gar nicht läuft, zuverlässig und zugleich betreiben. Der
eigentliche Clou ist aber, dass der Dakota sich an einem Netzteil angeschlossen
wähnt und mit voller Beleuchtung läuft. Damit sind die Zeiten endgültig passé,
da man sich auf dem Rad während der Fahrt mit dem mikrigen und nur schwer ablesbaren, reflexiven Display herumärgern
musste!
Nicht jeder USB 2.0 Hub verteilt den Strom hinreichend gleichmäßig. Man erkennt das ohne Strom- oder Spannungsmesser daran, dass ein Samsung S5 immer wieder in den Batteriemodus umschaltet. Und auch der Pufferakku kommt schnell an seine Grenzen: Zwar konnte er nach dem Ausschalten die beiden Holux in erheblichem Maße aufladen, aber ein Smartphone saugt ihn in kurzer Zeit leer. Mit 1400 mAh ist der Pufferakku relativ leistungsfähig. Wenn er komplett leergefahren wird, braucht er 2-3 Stunden ohne Stromabnehmer, um einen GPS-Empfänger vom Typ Garmin Dakota wieder zuverlässig zu versorgen. Ich betrachte ihn dennoch als den besten Technikkauf des Jahres 2012!
Praxis zum Schluss: Der Holux GPSport 245, ein reines Aufzeichnungsgerät für Strecken, die man gefahren
hat, zeigte nach Angabe der Ladesymbole im Display an einem Shimano Nabendynamo folgende Eigenschaften:
Bei eingeschaltetem Licht2 wurde das Gerät ab 11 km/h zuverlässig geladen, bei
ausgeschaltetem Licht ab etwa 6 km/h. Das Gerät ist für 5 Volt und 1 Ampere ausgelegt. Nach Herstellerangaben
soll das E-Werk für USB-Geräte aber immer auf 4,9 V und 0,5 A eingestellt werden, wenn der Pufferakku nicht zum Einsatz
kommt.
Es gibt eine als USB-Werk bezeichnete Version, in die ein kleiner Pufferakku integriert ist, die aber nicht an die Leistung des E-Werks heran kommt. Der Hersteller gibt auf der Seite über das USB-Werk eine sehr genaue Darstellung dessen, was der Kunde erwarten kann. Die Kombination USB-Werk und separater Pufferakku (wie oben beschrieben) wird nicht unterstützt.
1 Es ist praktisch nicht möglich, das ungepufferte Gerät beim Anfahren mit Strom zu versorgen, da es bei Stromzufuhr sofort auf die «Schnittstelle zum Computer» umschaltet. Erst wenn nach ca. 20 Sekunden kein Kontakt mit einem Rechner besteht, schaltet das Gerät auf «GPS-Betrieb» um. An jeder Ampel wiederholt sich das Schauspiel!
2 Wenn das Licht eingeschaltet ist, darf kein Stromabnehmer am E-Werk anliegen. Laut Straßenverkehrsordnung muss die gesamte elektrische Leistung dem Licht zur Verfügung stehen.