Ischgl und Après-Ski

Der gu­te Ruf - Ein Wo­che­n­en­de im Früh­jahr 2002

Ich ar­bei­te in Heer­bruck. Es ist wie­der so ein Wo­che­n­en­de, dem ich lust­los ent­ge­gen se­he. Da ich weiß, dass ich mich be­we­gen muss, schla­ge ich Fe­lix zwei Ta­ge Isch­gl/Samnaun vor. Und der wie­der­um or­ga­ni­siert ei­ne Mög­lich­keit zum Über­nach­ten, so­dass wir letzt­lich als Grup­pe fah­ren, wenn auch mit ei­ge­nen Wa­gen. Um 5.45 Uhr klin­gelt der We­cker und ei­ne drei­vier­tel Stun­de spä­ter sind wir un­ter­wegs nach Os­ten. Der Son­nen­auf­gang kün­digt einen wun­der­schö­nen Tag an. Zwei Stun­den ver­ge­hen, ehe wir die müh­sa­me Fahrt über den Arl­berg­pass hin­ter uns ha­ben.
Paznauner Taya*
2002: Ischgl hat den Ruf, be­son­ders snob­bisch zu sein. Ob das zu­trifft, mag je­der für sich zu ent­schei­den. Ich wür­de es wi­der­le­gen, wenn ich könn­te. Wer es sich leis­ten kann, hin­ter der The­ke der Son­nen­bar auf der Idal­pe p...swar­mes Bier (0.33 zu € 3.10), in der Son­ne ge­reift, aus­zu­schen­ken und die Eu­ro­schei­ne in Um­zugs­kar­tons zu wer­fen, der de­mons­triert nicht nur Groß­kot­zig­keit, der scheint auch ge­nug zu ver­die­nen. Das gilt si­cher­lich auch für man­chen der Ski­fah­rer; hier sind vie­le bes­ser ge­klei­det als sie fah­ren. So vie­le An­fän­ger (oder sol­che, die sich so an­stel­len,) wie hier, ha­be ich in die­sem Win­ter, der mich im­mer­hin in 9 Ski­ge­bie­te führt, noch nicht ge­se­hen.
Alp Bella*
Manch ei­ner ver­bringt wohl auch gleich den gan­zen Tag an der Bar. An­ders ist kaum zu er­klä­ren, warum um 10 Uhr mor­gens die Son­nen­ter­ras­sen der Hüt­ten be­reits zur Hälf­te ge­füllt sind. Und ge­gen halb drei, wenn der Schnee schwe­rer wird, lee­ren sich auch an den schöns­ten Ta­gen die Pis­ten, als wä­re der Ski­be­trieb ein­ge­stellt wor­den. Dass hier der ei­ne oder an­de­re in ei­nem zwei­wö­chi­gen Ski­ur­laub we­ni­ger fährt, als wir an die­sem Wo­che­n­en­de, er­klärt viel­leicht ei­ni­ge der ge­se­he­nen Fahr­küns­te.
Im Kuhstall*
Ischgl ist be­rühmt für Après-Ski. Und wie in al­len Après-Ski­ge­bie­ten gibt es auch hier ei­ne gan­ze Rei­he von Per­so­nen, die die Skier ver­mut­lich nie auf dem Schnee auf­set­zen. Es ist ja auch zu ver­füh­re­risch, dem Feu­er­was­ser, das es hier an je­der Ecke in al­len Maß­ein­hei­ten und Vo­lu­men­pro­zent zu kau­fen gibt, zu­zu­spre­chen. Ei­gent­lich woll­te ich ja auch ein­fach nur von Skihüt­te zu Skihüt­te fah­ren um zu schau­en, ob dort, wie be­rich­tet wird, tat­säch­lich «die Wei­ber nackt auf den Ti­schen tan­zen».
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Aber am En­de be­gnü­ge ich mich mit ei­nem Abend im Kuh­stall, der we­gen sei­ner zen­tra­len La­ge und der grel­len Mu­sik be­son­ders ge­fragt ist. Da ich die Frau mei­nes Le­bens ge­trof­fen ha­be, be­trach­te ich die­sen Kon­takt­schup­pen mit et­was Ab­stand. Und wenn man den Abend (und den Blick ins Glas) nicht zu sehr aus­dehnt, kann man am nächs­ten Mor­gen auch wie­der um halb neun an der Gon­del ste­hen ...
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Der Après-Ski im Ort for­dert sei­ne Op­fer: Abends um elf liegt der Schwab­bel­bauch ei­ner völ­lig ab­ge­füll­ten Schnapp­s­lei­che über der Kirch­hof­mau­er. Da es nicht be­son­ders kalt ist und auch nur sehr leicht reg­net, las­sen wir ihn lie­gen.