Côte d'Azur
Cap Bénat, Sentier Litoral
2021: Zu hohe Wellen über mehrere Tage zwingen mich darüber
nachzudenken, was ich mit meinen Urlaubstagen an der Côte d'Azur außer Wasserski fahren sonst noch
so anfangen könnte. Dabei kommen mir zwei Dinge in den Kopf, die schon lange auf einer Art Warteliste
stehen, eine Wanderung entlang den Küsten von la Favière und der Halbinsel von Bénat zum
Cap Blanc und eine Radtour durch das
Hinterland nach Saint Tropez.
Die Halbinsel von Bénat ist privat und kann nicht so einfach betreten werden. Erlaubt ist allein
der Zutritt zur Küste über einen Wanderweg, der über Stock und Stein den Klippen direkt am Wasser
folgt. Er startet in la Favière, von wo aus man zunächst auf dem Strand entlang des Camp du
Domaine läuft. Am Ende des Campingplatzes beginnen die Felsen, die noch keine Ansprüche an
Schwindelfreiheit und Trittsicherheit stellen.
Hat man die erste Landzunge überwunden, die bereits einige enge Wegstellen aufweist, erreicht man mit
der Baie du Gaou einen weiteren, weitläufigen Sandstrand. Wer auf dem Anmarsch nicht durch das
Wasser waten will, muss sich bei Seegang an einer Mauer entlanghangeln, die Trittbreite reicht gerade
für einen Fuß.
Bis hier ist man auf keinen Fall alleine unterwegs, da es einige Tagesgäste an diesen Ort zieht, wohl weil
der Strand niemals überlaufen ist. Auch gibt es hier eine kleine Strandbar mit Außengastronomie.
Das Wasser ist flach und wegen der Lage relativ ruhig. Am Wochenende füllt sich die Bucht mit
Booten, relaxen ist angesagt, gefahren wird eher nicht.
Am Ende dieses Strands betritt man eine eigene kleine Welt mit engen, von Wildwuchs geprägten
Wegen. Teilweise bleibt der Pfad sich selbst überlassen, an anderen Stellen ist er gepflegt, was
die Markierung, den Untergrund und die Beschneidung der Büsche angeht. An markanten Stellen sind
steile Treppen installiert, die jedoch keine besonderen Anforderungen stellen. Aber auch wenn
man aufmerksam den Markierungen folgt, gibt es Abschnitte, in denen die Streckenführung nur schlecht
zu erkennen ist.
Es ist nicht immer direkt ersichtlich, ob eine Treppe an einen der vielen kleinen Strände in
winzigen Buchten führt, oder ob sie zum Weg selbst gehört. An mindestens einem Punkt verläuft
sich fast jeder, weil die Markierung, die den rechten Weg weist, mit Gestrüpp überwachsen ist.
Die Anwohner oben auf dem Berg scheinen einige dieser Zuwegungen zu den Stränden selbst zu
unterhalten, denn die Treppen des Wanderwegs sind nicht mit Geländern oder Seilen gesichert.
Die Strände selbst bieten außer einer gewissen Abgeschiedenheit eher wenig Komfort. Sie sind überwiegend felsig am Ufer und an einigen Stellen kommt man nur über große Felsen ins Wasser. Da die Strände schlecht einsehbar sind, muss man schon hinuntersteigen, um sich ein Bild zu machen.
Der Privathafen von Pradet ist die Stelle, an der man wieder Asphalt unter den
Füßen hat. Bis hier läuft man von la Favière aus fast 3 Stunden, was man im Auge behalten
sollte, wenn man in einer Buchten auf dem Weg noch schwimmen will. Ab dem Hafen führt der
Weg gut beschildert über Ortsstraßen hinauf um Cap Blanc. Fast alle Anwesen sind von hohen
Mauern umgeben und außer durch einen Wachdienst mit Kameras gesichert.
Die Fortsetzung des Küstenwanderwegs vom Cap Blanc zum Fort
de Brégançon sei, so sagen übereinstimmend mehrere Schilder, «vorübergehend» für die
Öffentlichkeit gesperrt. Es bleibt wohl ein ewiges Geheimnis der Franzosen, warum diese
Verfügung vom 23.06.2000 datiert und sich bis heute nichts daran geändert hat, zumal andere
Schilder suggerieren, dass an dem Weg gearbeitet werden
würde.
Zwar ist der Bauzaun am Cap Blanc für Fußgänger passierbar, jedoch ist ungewiss, was einen
dahinter erwartet. Zudem wäre der Weg weitere 2½ Stunden und etwa 5 km länger, was
einen Hin- und Rückmarsch praktisch ausschließt. So bleibt mir am Ende nur eine kurze Rast
am Cap Blanc, dessen Leuchtturm weitgehend zugewachsen ist. Zudem gibt es ein altes
Fort mit echten Schießscharten und eindrucksvollen Palmen, sowie einen freien Blick auf die
Insel Porquerolles und die Presqu'île de Giens südlich von Hyère.