Côte d'Azur
Camp du Domaine
Wir haben den Campingplatz Camp du Domaine ins Herz geschlossen. Auch wenn ich mir mehr Franzosen auf diesem fest in deutscher Hand befindlichen Platz gewünscht hätte: Wenn man in der Nachsaison fährt, sind die Einheimischen bereits wieder zu Hause. Und für diejenigen, die gar nicht französisch sprechen, ist es unterhaltsamer, wenn sie sich der Muttersprache bedienen können. Selbst an der Rezeption hat etwa die Hälfte der Mitarbeiter «Migrationshintergrund».
Wie wir auf den Platz gekommen sind, ist schnell erzählt. Schlechtes Wetter war der Auslöser für die Fahrt nach Süden. Da wir den Pampelonne kannten und die «Nase voll» hatten von Schiffsdieselruss am Strand, der Anmache durch Afrikaner mit Billigware und den strandfernen Campingplätzen, entschieden wir uns für die Region zwischen Toulon und la Croix Valmer südlich von Saint Tropez. Dabei fiel unser erster Blick sofort auf Hyères.
Der zweite Blick fiel auf den Flughafen, der dritte auf den Flugplan mit seiner Maschine um Mitternacht und auf die Ausrichtung der Landebahnen. Hyères gilt als besonders schön, aber entweder ist man auf den Campingplätzen weit weg vom Ort oder nahe am Flughafen. Mit dem VW-Bus können wir jederzeit umziehen, aber selbst zu einem Versuch konnten wir uns nicht durchringen. Ich schlug einen Kreis von 15 km um Hyères und fand le Lavandou auf dem Kreisbogen. La Croix Valmer, weiter östlich, kannten wir schon.
Meine Frau ist groß im Heraussuchen von guten Campingplätzen. Als das Ziel ins Visier genommen war, fand sich an der Spitze ihrer Liste der 5-Sterne-Platz Camp du Domaine, der einzige in dieser Kategorie ohne Schwimmbad: «Wir haben das Meer und das ist warm!». Für jene, die nicht gerne im Meer schwimmen, ist der Platz keine gute Wahl. Trotzdem oder gerade deshalb ist er bis zum Wochenende um den 20. August praktisch ausgebucht.
Dazu kommt der Service: Wer sich unsicher fühlt, lässt sich den Wohnwagen an den Stellplatz rangieren. Jugendliche finden ein üppiges Unterhaltungsprogramm vor (in französischer Sprache) und die Ruhezeiten sind endlich einmal kindgerecht: Vor Mitternacht darf sich hier niemand über laute Unterhaltung beklagen. Dennoch gibt es Klagen über Lärm: «Warum hat man uns bei der Buchung nicht gewarnt, dass man auf den Stellplätzen am Meer bei Brandung nicht schlafen kann?», jammert eine Frau, die eine ganze Woche «kein Auge zugemacht» habe.
In der Tat wird es laut, wenn Wellenreiter die Gelegenheit bekommen, ihrem Sport zu fröhnen. Wir wohnen gerne weiter oben am Kamm auf der Landseite. Der Weg zum gut ausgestatteten Supermarkt und weiter zum Strand ist länger, doch man bewegt sich! Statt Meeresrauschen hört man die Musik der Abendveranstaltungen. Uns stört das nicht, da wir ohnehin erst gegen Mitternacht vom Abendessen zurück kommen.
Die folgende «Geschichte mit der Ameise» gehört zwar zum Camp du Domaine, aber auch andere Plätze im Süden könnten davon betroffen sein. Zunächst ist es nicht weiter spannend, wenn man den VW-Bus einparkt, sich nach langer Fahrt vor die Karre hockt und eine Ameise, franz. fourmi, über den provisorischen Tisch krabbelt. So ist das in der Natur! Aber, wenn man am nächsten Morgen den Kühlschrank öffnet und feststellen muss, dass eine ganze colonie de fourmis bereits vor einem da war, ist das mit der Natur so eine Sache.
Zuerst besorgt man sich Anti-Ameisen-Spray, das umsatzstärkste Produkt des Supermarkts vor Ort. Damit nimmt man die Ameisenstraße auf dem Autodach unter Dauerfeuer. Dann beginnt die Suche nach dem Zweig, der den Bus berührt, die Untersuchung der Region um die Räder und entlang des Stromkabels. Äste werden entfernt und die Bodenpunkte mit einem Pulver, dem zweitumsatzstärksten Produkt, sorgsam umkreist. Wie sagte doch eine junge Dame, der Nachbarn mit dem Pulver ausgeholfen hatten, so schön? «Das war unsere erste Nacht ohne Ameisen im Ohr!».