Skiwelt Wilder Kaiser/Brixental
Das Skigebiet um Scheffau, Ellmau und Going
Dass man flexibel sein muss, wenn man ein Skigebiet komplett durchstreifen will, sozusagen «en passant», ist kein Geheimnis. Also erinnern wir uns daran, dass wir mit dem Auto angereist sind, und nutzen die Karre, um von Kirchberg nach Ellmau zu fahren. Dazu umrunden wir das Gebiet im Osten. Passend zum Slogan «Steig ein in Ellmau!» nehmen wir die heute historische Hartkaiserbahn, eine im Freien gebaute, teilweise aufgeständerte Standseilbahn, deren Trasse wir auf der Rückfahrt einige Male kreuzen werden. 2022 ist sie durch eine 10er Umlaufgondel ersetzt.
Die systematische Aufmessung des Gebiets führt uns an die Südhänge des Hartkaisers, zum Eiberg und zum Zinsberg, wo schnelle oder kurze Sessel ihren Dienst versehen. Allein für den Schmiedalm-Schlepplift und Elmi's 6er (der Fehler in der Grammatik stammt aus dem Liftplan!) reicht es an diesem Tag nicht mehr. Zudem sind Lifte geschlossen, wie die zweite Bahn von Scheffau zum Brandstadl und der Hochalm-Schlepplift.
Die Zeit vor der Mittagspause auf der Frankalmhütte nutze ich für die anspruchsvolle und lange Skiroute «63». Sie beginnt gut markiert an der Bergstation der Südhangbahn, wendet sich in der Linkskurve des Ziehwegs nach rechts auf eine schmale, ausgefahrene Trasse zu und geht dann in einen freien, weiten Hang über, auf dem sich jegliche Markierung verliert. Mir begegnen zwei Tourengeher, die aber wohl eher in die Kategorie Anfänger fallen: «Wie weit ist es noch nach oben?», fragt mich der Mann, der seiner Frau schon ein wenig vorausgeeilt ist: «Meine Frau ist erschöpft. Wir werden umkehren.»
Ich will den GPS-Empfänger zücken, um die Höhenmeter bis zum Gipfel abzuschätzen, aber das mag er gar nicht hören. Also fahre ich weiter: «Unten kommt eine brutale Buckelpiste, das ist gefährlich.», sagt die Dame, als ich sie wenig später treffe. «Ich kann nicht zurück.» Und ich kann diesen gordischen Knoten nicht auflösen, also überlasse ich die beiden ihrem Schicksal. Schlechte Vorbereitung ist nicht zu entschuldigen. Man muss die Höhenmeter im Blick haben! Für das Snowboard sind die Buckel schwer aber machbar. Für Tourenski könnte das anders aussehen.
Den Parkplatz in Ellmau muss man passieren, wenn man nach Going will. Wir treffen dort auf eine echte Rarität, einen nicht kuppelbaren 2er-Sessel mit Haube, vermutlich der einzige seiner Art. Er bringt uns auf den abenteuerlichen Ziehweg nach Going, wo der Sessel, der uns zurück bringen soll, so tief ankommt, dass wir eine weitere Bahn brauchen. Immerhin sind sowohl der Blick in Richtung Kitzbühel als auch die Rückfahrt nach Ellmau selbst vom Panorama der Bergwelt bestimmt. Den Sessel gibt es auch 2022 noch.