Sölden
Sölden/Hochgurgl/Obergurgl
Als ich 2006 den Skipass kaufte, hatte mich niemand darauf hingewiesen, dass es gegen einen geringen Aufpreis einen Tag Ski fahren in Gurgl hinzugab. Als ich es merkte, hatte ich den Pass bereits benutzt und meine Reklamation kam zu spät. Pech, könnte man sagen, aber wenn man einen 7-Tage-Skipass kauft, könnte man auch davon ausgehen, dass man ordentlich beraten und auf solche Angebote hingewiesen wird. Ich bin das zumindest von der Schweiz gewohnt, wo man an den Kassen unaufgefordert auf Familienermäßigungen und dergleichen hingewiesen wird.
Als ich das zur Sprache brachte, hieß es, dass man «eine so intensive Beratung nicht leisten könne. Dann wären die Kassen sofort überlastet.» So einen Unfug erzählte mir der damalige Chef der Kasse. Dass vier Personen gelangweilt in ihren Kassenhäuschen saßen, als ich die Karte kaufte, entlarvte das Argument als fadenscheinig. Aber ich musste mir noch andere Unverschämtheiten anhören, als ich mich über die schlechte Beratung beschwerte: «Mit diesem Vorwurf kann ich sehr gut leben.» Auch der damalige Chef der Bergbahnen erwies sich als ein Versager in Punkto Kundenfreundlichkeit und Kulanz: «Auf Gäste wie Sie können wir verzichten!» war sein Satz, nachdem ich auf dem Tausch des Skipassses bestanden hatte.
Fakt ist, dass die Bergbahnen damals den politisch gewollten Kombi-Skipass mit Hochgurgl/Obergurgl regelrecht hintertrieben hatten: «Hier zählt nicht, was der Bürgermeister will, sondern was die Bergbahnen wollen - und wir wollen die Liaison mit Gurgl nicht!»
Dümmer kann man nicht handeln, denn alle mittelgroßen Gebiete versuchen durch eine Liaison einen attraktiven Skiverbund aufzuziehen. Sölden allein ist recht klein. 2023 kann ich nur 82 Pistenkilometer ermitteln und fahre alles, was offen ist. Da kommen weitere 46 km in Gurgl gerade recht. Zwar gibt es immer noch getrennte Skipässe für die Gebiete, ein 6-Tage-Skipass ist aber immer ein Gesamtskipass.
Am Ende ist der Protektionismus kläglich gescheitert. Heute ist der Verbund Sölden-Gurgl geradezu sensationell aufgezogen mit einem Bustransfer im 10-Minuten-Takt. Damit gewinnen beide Gebiete jene Weitläufigkeit hinzu, die sie allein nicht haben. Wir können 127 Pistenkilometer aufmessen, wobei fast alle, aber nicht alle Pisten geöffnet sind. Damit erreicht der Verbund etwa die Größe von Ischgl/Samnaun. Dass der Skipass einer der teuersten in Österreich ist, liegt sicher nicht am Zusammenschluss der Skigebiete sondern eher an Investitionen wie der «3S» zum Gaislachkogl.