l'Alpe d'Huez
Erinnerungen an die Reise 1997 mit historischen Fotos
Ich habe die Bilder aus dem Jahre 1997 mit Absicht nicht in den Text eingepflegt, einerseits weil die für ISDN skalierten Bilder nicht besonders ansehnlich sind und eine Modernisierung nicht so einfach machbar ist. Vor allem aber zeigen sie ein Skigebiet mit wenig Schnee, was sicherlich nicht repräsentativ ist für dieses so hoch liegende Gebiet, das viele Pistenkilometer in Höhen oberhalb 2000 m anbietet. Hier also für die Teilnehmer eine kurze Zusammenfassung der Reise von damals.
Wir sind unterwegs mit dem Skiclub Bingen, der die Reise organisiert hat und haben wie gewöhnlich Appartements unterschiedlicher Größe. Für eine Familie mit zwei Kindern ist der Platz zwar nicht gerade üppig, aber: «Es kommt halt immer darauf an, was man daraus macht.» Trotzdem empfiehlt es sich, die Räumlichkeiten üppig zu wählen, d. h. ein 4-Personen-Appartment nur zu zweit zu belegen.
Der Ortsteil Bergers am rechten Bildrand. Deutlich zu erkennen sind die letzten Schneebänder, die sich zum Ort hinunterziehen. Am Tag Tag der Abreise fahren bereits Kipplaster, um Schnee für die Verbindungspisten im Ort heranzuschaffen. Immerhin können wir bis zum letzten Abend abfahren, aber die etwa 50 m breite Piste entlang der Seilbahn «Marmottes» ist an ihren schmalsten Stellen auf wenige Meter zusammengeschrumpft. Da helfen auch 400 Schneekanonen nicht weiter!
Wir haben einen Grund zum Feiern, einen 40. Geburtstag! Gegen 17.30 Uhr treffen wir uns ungewaschen und unrasiert zur spontan improvisierten Geburtstagsfeier. An diesem Abend haben wir ein ganz besonderes Geschenk: Stefan spielt die bekanntesten Songs der letzten dreißig Jahre. Besser hätten wir es nicht treffen können! Die Residenz Maeva hat einen recht gemütlichen Aufenthaltsraum, was wir auf anderen Reisen doch manchmal vermißt haben. Mit der Klampfe in der Hand macht das ganze Zusammentreffen dann noch doppelt soviel Spaß. Sangesfreudige Spaßmacher und die Strophen der «alten Rittersleut'» - dazu einige recht originelle Witze - da kommt Stimmung auf. Den großen Durchbruch erzielt der Ohrwurm: «Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unser Snowboard nicht!» Und da stimme ich natürlich aus vollem Halse mit ein. Und auch der Champagner tut das seinige, obgleich es doch noch sehr früh am Abend ist. Schließlich kommen aus allen Ecken und Winkeln die Flaschen hervor.
Die Talstation der Téléphérique Pic Blanc auf 2700 m Höhe. Hier heißt es: «Aussteigen!» An dem heruntergerollten Rollo erkennt der Fachmann sofort, daß die Luftseilbahn nicht geöffnet ist. Damit der Skifahrer nicht allzu harte Bedingungen vorfindet, bleiben Seilbahn und Piste zumeist bis zum frühen Nachmittag geschlossen. Wer die Le Tunnel fahren will, hat nur ein bis zwei Stunden am Tag Gelegenheit dazu.
Der Berg gegenüber, Signal de l'Homme genannt, steht morgens auf dem Programm. Am Nachmittag liegt er zu sehr in der Sonne. Ich habe das Snowboard gegen die Skier getauscht. Es könne gar nicht schaden, wenn man nach langer Zeit mal wieder Skiunterricht nimmt, insistiert meine Frau. Ich hasse zwar den Sulzschnee, aber man muß halt auch unter diesen Bedingungen fahren können!
Frankreich könnte so viel gemütlicher sein, wenn sich die Preise auf den Hütten in einem vernünftigen Rahmen bewegen würden. Das einzige, was man hier preiswert trinken kann, ist eine kleine Karaffe Wein. Geschickter Weise gehen diese Karaffen auch manchmal aus...
Die Doppelseilbahn, die den sinnlosen Namen Tronçon 1 und 2 trägt, von der Piste «Les Chamois» aus gesehen. Weiter unten erkennt man die Mittelstation - im Hintergrund l'Alpe d'Huez. Links am Rand liegt der Ortsteil «Les Bergers», wo wir residieren. Für den begeisterten Skifahrer ist ein Skigebiet wie dieses herrlich. Die an Gigantomanie grenzende Größe und die enormen Liftkapazitäten garantieren ein Skierlebnis mit zahlreichen langen Pisten - ohne merkliche Wartezeiten an den Liften. Die Franzosen haben für Orte wie Avoriaz, Les Deux-Alpes und Alpe d'Huez den Ausdruck «Station» geprägt. Und genau das beschreibt die Atmosphäre dieser Orte perfekt.
Am letzten Tag ist es dann so weit. Die Piste du Tunnel ist ab Mittag offen, der Schnee ist weich, das Training von fünfeinhalb harten Tagen optimal. Also machen wir uns mit der großen Gondel auf den Weg auf die großen Höhen. Das Bild vermittelt einen gewissen Eindruck von der Steilheit des Geländes und den beiden buckligen Abschnitten, zu denen noch ein dritter auf dem Weg zum Tunnel hinzukommt.
Letzter Tag: Während wir auf der letzten Hütte vor dem Ort noch so zusammenhocken, versinkt die Sonne langsam hinter den Bergspitzen. Die großen Pisten sind gefahren, die Lektionen gelernt und ausprobiert, der Fotograf hat seine Bilder im Kasten. Die kleinen Unfälle und großen Stürze dieser Reise sind wieder glimpflich ausgegangen, es hat an Abwechslung nicht gemangelt und eine feuchtfröhliche Geburtstagsfeier wird so schnell nicht in Vergessenheit geraten. An den Gruppenabenden späterer Fahrten wird man noch davon berichten, das ist gewiß.
Der Satz, dass in Skistationen wie dieser nur diejenigen voll auf ihre Kosten kommen, die sich dem Skifahren als Sport hingeben, hat sicherlich einen wahren Kern (und das tun wir ja auch). Für den sportlichen Snowboardfahrer bieten die Pisten zahlreiche Herausforderungen. Und im schweren Sulzschnee kommt die ganze Überlegenheit des Snowboards zum Ausdruck, das wie ein Surfbrett in der Brandung über die Wellen aus Schnee gleitet. Nicht umsonst bezeichnet der Franzose das Board als «le surf». Mit der Masse des Boards lässt sich das Schneemeer umpflügen wie ein Acker unter dem Pflug. Erst 20 Jahre später werde ich die Skier so beherrschen, dass ich sie im Sulzschnee dem Snowboard vorziehen werde.
Wir haben nur noch wenige Höhenmeter vor uns, die fahren wir jetzt auch noch «mit Links». Zum ersten Mal haben wir Schwierigkeiten, die letzten befahrbaren Passagen der Abfahrt nach Les Bergers ausfindig zu machen. Auch wenn noch ein Sturz dazwischen kommt, so macht sich doch allenthalben Erleichterung breit.