Von Flo­renz durch die To­s­ka­na

Die Re­gi­on des Chi­an­ti Clas­si­co


Der Palaz­zo Vec­chio, einst Sym­bol der flo­ren­ti­ni­schen Macht. Seit Be­ginn des 14. Jh.s re­gier­te dort ein neun­köp­fi­ges Kol­le­gi­um, die Si­gno­ria, über die re­pu­bli­ka­ni­sche Stadt. Mit­te des 16. Jh.s über­nah­men Fürs­ten die Macht und er­rich­te­ten den Palaz­zo Pit­ti als Palast und Re­gie­rungs­sitz. Seit 1872 dient der al­te Palast wie­der als Rat­haus.
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Vom Mit­tel­al­ter bis zur Re­naissance war die Ar­no­me­tro­po­le das kul­tu­rel­le Zen­trum Eu­ro­pas. Mi­che­lan­ge­lo, Leo­nar­do da Vin­ci, Boc­cac­cio, Dan­te und Ga­li­lei re­prä­sen­tie­ren Küns­te und Wis­sen­schaf­ten, die Me­di­ci da­ge­gen die Macht. Flo­renz wird als der Aus­gangs­punkt der ita­lie­ni­schen Schrift­spra­che und Li­te­ra­tur an­ge­se­hen, sei­ne Ge­lehr­ten eb­ne­ten dem Hu­ma­nis­mus, der Ma­le­rei, Skulp­tur und Archi­tek­tur den Weg, an­ge­zo­gen durch den Reich­tum der Stadt.
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Die be­rühm­tes­te Brücke über den Ar­no, Pon­te Vec­chio, fo­to­gra­fiert aus ei­nem Fens­ter der Uf­fi­zi­en. Die Brücke ist an der schmals­ten Stel­le des Flus­ses er­rich­tet, hat­te höl­zer­ne Vor­läu­fer be­reits in rö­mi­scher Zeit und wur­de spä­ter aus Stein und mit Häu­sern be­baut. Die Brücke ver­bin­det die Uf­fi­zi­en mit dem Palaz­zo Pit­ti und wur­de täg­lich vom Hof­staat be­nutzt. Der Ver­bin­dungs­gang be­fin­det sich im ers­ten Stock­werk der Brücke und ist auf dem Bild gut zu er­ken­nen. Um Lärm und Gerü­che auf der Brücke ein­zu­däm­men, wur­den nur noch die Ge­schäf­te der Gold­schmie­de zu­ge­las­sen, die auch heu­te noch das Bild der Brücke prä­gen. Wür­de die Brücke zu­sam­men bre­chen, wür­den un­schätz­ba­re Wer­te im Was­ser ver­sin­ken. Links die Brücke bei Nacht.
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Ab­schied von Flo­renz Von hier bis kurz vor Sie­na er­streckt sich das Ge­biet des Chi­an­ti Clas­si­co und des Gal­lo Ne­ro, des schwar­zen Hah­nes. Die klas­si­sche Wein­land­schaft ist tat­säch­lich ein Wald­ge­biet - und land­schaft­lich für mich nicht so reiz­voll, wie ich sie mir nach all den Lo­bes­hym­nen vor­ge­stellt hät­te. Si­cher­lich kann man hier und dort gut es­sen, hat in­te­res­san­te Hü­gel­ket­ten mit schö­nen Bli­cken und Aus­bli­cken zu über­que­ren - aber im we­sent­li­chen han­delt es sich um ein Mit­tel­ge­bir­ge von mitt­le­rem Reiz. Da­bei fah­ren wir ganz be­wusst nicht über die Schnell­stra­ße, son­dern neh­men die Rou­te über Im­pru­ne­ta, Gre­ve, Rad­da und Cas­tel­li­na.
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Berühmt ge­macht hat die Ge­gend letzt­lich ein Wein, der Chi­an­ti (aus­ge­spro­chen «Ki­an­ti»), der sich in sei­ner ed­len Form mit dem «schwar­zen Hahn» schmückt. Der Na­me geht auf die Etrus­ker zu­rück, wo er ein Fa­mi­li­enna­me war, diente spä­ter als Be­zeich­nung für ei­nen Mi­li­tär­bund und be­nann­te schließ­lich die Re­gi­on um Rad­da, Gaio­le und Cas­tel­li­na und sei­ne Wei­ne. Heu­te ist das Wein­an­bau­ge­biet sehr viel wei­ter aus­ge­dehnt. In den 40er Jah­re des 19. Jh. be­reits ent­stand der klas­si­sche Chi­an­ti­wein, der im we­sent­li­chen aus der San­gio­ve­se­trau­be ge­käl­tert wird, al­ler­dings ge­mischt mit der wei­ßen Mal­va­sia- und der Ca­naio­lotrau­be. Ur­sprüng­lich in den cha­rak­te­ris­ti­schen Stroh­man­tel­fla­schen ver­kauft, die be­reits im Mit­tel­al­ter in San Ci­mi­gna­no be­kannt wa­ren, ist die Chi­an­tifla­sche heu­te ei­ne fran­zö­si­sche. Und auch die Aus­deh­nung des Ge­biets hat nicht nur Freu­de be­rei­tet, so­dass noch heu­te die bes­ten Wei­ne aus dem ur­sprüng­li­chen Land­strich kom­men, der un­ter der Be­zeich­nung «Chi­an­ti Clas­si­co» fir­miert, ins­be­son­de­re aus Gre­ve, Con­ca d'Oro/Pan­za­no und von den Hü­geln um Gaio­le.