Col du Tour­ma­let

Ein har­ter Tag und ein Pony im Glück

Col du Tourmalet, die letzten Meter«Was hat», wird sich der ge­neig­te Le­ser fra­gen, «ein Pony mit dem Col du Tour­ma­let zu tun?». Da­zu muss man wis­sen, dass in den Py­re­nä­en vie­le do­mes­ti­zier­te Tie­re ein­fach frei her­um lau­fen. Zäu­ne sind hier oben un­be­kannt. Und so kann es pas­sie­ren, dass man um ei­ne Kur­ve biegt und sich dort ei­ne Kuh oder auch ei­ne Her­de von Kü­hen be­fin­det. Aber da­zu spä­ter.
Giganten des Tourmalet*
Das Un­wet­ter ist ver­zo­gen und die Son­ne scheint wie ge­wohnt. Wie­der klin­gelt das Han­dy um 5.45 Uhr, dies­mal auf dem Cam­ping von Ba­gnère-de-Bigor­re. Im Dunklen fah­re ich auf dem rech­ten Ufer der Adour bis Cam­pan, wo ich auf die Haupt­stra­ße wech­seln muss. Cam­pan ist be­kannt für sei­ne le­bens­großen Stroh­pup­pen, die über­all am Stra­ßen­rand auf­tau­chen. Bis zum Fuß des Pas­ses in Ste.-Marie de Cam­pan ha­be ich Ge­gen­wind. Aber von dort fah­re ich, ei­nem Uhr­werk gleich, mit lang­sa­mer Ge­schwin­dig­keit bergan. Die letz­ten 10 km stei­gen mit 9,5% und bei zu­neh­men­dem Au­to­ver­kehr wer­den sie im­mer schwe­rer. Col du Tourmalet, Ostseite Nach 1650 Hö­hen­me­tern ste­he ich auf der Pass­hö­he des Col du Tour­ma­let, ein Traum für je­den, der schon an­de­re Päs­se in den fran­zö­si­schen Al­pen ge­fah­ren ist. 8 Jah­re nach mei­nem letz­ten gro­ßen Pass, dem Col Ag­nel, ste­he ich wie­der auf ei­nem der gro­ßen Päs­se, zu­dem ei­ner, der zum My­thos der Tour de Fran­ce bei­ge­tra­gen hat.
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Nach­dem ich an dem Denk­mal für die Gi­gan­ten des Tour­ma­let an­ge­schla­gen ha­be, fah­re ich zu­rück in den häss­li­chen Skiort la Mon­gie, wo ich mein Begleit­fahr­zeug tref­fen will. Auf der gut as­phal­tier­ten und brei­ten Stra­ße er­reicht das Rad Tem­po 65. Die Pfer­de, die ich berg­auf pas­siert hat­te, ste­hen un­ter­halb der Stra­ße, al­so kei­ne Ge­fahr. Al­ler­dings se­he ich nur die Köp­fe, und so ge­he ich da­von aus, dass das zu­ge­hö­ri­ge Foh­len auch da­bei ist. Aber dem ist nicht so! Das Foh­len steht auf der an­de­ren Stra­ßen­sei­te und macht An­stal­ten, die­sel­be zu wech­seln. Ich zie­he die Not­brem­se. Das Rad bricht mit blo­ckie­ren­dem Hin­ter­rad aus, aber ich pa­rie­re ge­schickt. Von un­ten kommt mir ein Au­to ent­ge­gen, das das Pony vor­bei­ge­hen lässt. Aber auch das Pony be­merkt nun, dass die Idyl­le ein En­de hat, und es be­wegt sich schnel­ler. Mit blo­ckie­ren­dem Hin­ter­rad rut­sche ich auf das Au­to zu, wo­bei sich lang­sam ei­ne Lücke zwi­schen Pferd und Wa­gen auf­tut. Und ich wäh­ne den Schweif des Po­nies in mei­nem Ge­sicht, als ich die Lücke tref­fe und hin­ter dem Tier noch ge­ra­de an dem Au­to vor­bei schlit­te­re.