Col Ag­nel

Ein fast un­be­kann­ter Al­pen­pass - 2744 m

Valle Varaite - auf dem Weg zum Col d'Agnel Wir über­nach­ten we­gen der Käl­te in ei­nem klei­nen Ho­tel in laCon­da­mine-Châtel­lard, ei­nem we­nig an­sehn­li­chen Berg­bauort, und spie­len di­ver­se Run­den Tisch­fuß­ball in der Bar. Jörg schei­tert da­bei gleich mehr­fach an mei­nem un­ver­gleich­li­chen Tor­hü­ter. Am nächs­ten Mor­gen, ei­nem Sonn­tag, fah­ren wir den we­nig span­nen­den Col de Lar­che, 1991 m und 700 Hö­hen­me­ter. Ich er­in­ne­re mich noch gut an die vie­len do­mes­ti­zier­ten Mur­mel­tie­re und an den hef­ti­gen Ge­gen­wind auf der 50 km lan­gen Ab­fahrt in Rich­tung Cu­neo
Valle Varaite - auf dem Weg zum Col d'Agnel*
Mit Hil­fe der sehr de­tail­lier­ten Kar­te IGN Se­rie Ver­te no. 61 bie­gen wir bei Gaio­la auf die Ne­ben­stra­ße nach Vi­gno­lo ab, klet­tern durch ei­ne Bau­stel­le und fin­den uns schließ­lich in der Ebe­ne von Cu­neo. Wir fin­den die Ein­fahrt in das Val­le Va­rai­ta, der Auf­fahrt zum Pass. Auf et­wa 600 m Hö­he über­nach­ten wir in ei­nem Ho­tel, es­sen pro Per­son zwei gro­ße Piz­zen und sind dann nicht zu spät im Bett. Denn was am nächs­ten Tag fol­gen soll, ist echt hart!
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Gan­ze 30 Hö­hen­me­ter nied­ri­ger als der be­rühm­te Col de l'Isèran und 60 als der Col de la Bon­net­te ist die­ser Pass doch fast gänz­lich un­be­kannt. Die Car­te Mi­che­lin von 1988 weist ihn mit der Be­mer­kung aus: pas­sa­ge in­cer­tain, al­so Durch­fahrt un­si­cher.  Jörg am Col d'Agnel Das mag sich auf den fran­zö­si­schen Teil der Stra­ße be­zo­gen ha­ben, der mit Rot ge­son­dert ge­kenn­zeich­net ist. Aber das dürf­te his­to­risch sein, denn auf bei­den Sei­ten der Gren­ze er­weist sich der Pass als neu as­phal­tiert.
Bis Cas­tel­del­fi­no, wo wir am Brun­nen an der Kir­che noch ein­mal Was­ser tan­ken, ist die Stei­gung eher mo­de­rat. Hin­ter Chia­na­le, wo wir be­reits 1200 Hö­hen­me­ter hin­ter uns ha­ben, be­ginnt dann das wah­re Le­ben:
Mit ei­ner durch­schnitt­li­chen Stei­gung von 10% zieht die Stra­ße aus dem Hoch­tal zur Pass­hö­he hin­auf. Und trotz ei­ner aus­gie­bi­gen Rast fal­len uns die fast 1000 Hö­hen­me­ter rich­tig schwer.  Table d'Orientation auf dem Col d'AgnelDas Ge­päck von 20 kg zieht auch noch am Rad - kurz­um: Wir sind rest­los ge­schafft, als wir ge­gen 17 Uhr die Spit­ze er­klim­men. Wir über­nach­ten et­wa 100 Hö­hen­me­ter un­ter­halb der Pass­hö­he in ei­ner Al­pen­ver­eins­hüt­te, aus der Jörg we­gen Schnar­chens und sti­cki­ger Luft in der Nacht aus­zieht. Ich fin­de ihn mor­gens im Schlaf­sack auf der Holz­ve­ran­da.
Wir un­ter­neh­men noch den er­folg­lo­sen Ver­such ei­ner Berg­be­stei­gung (Pain de Su­cre, 3200 m), be­vor wir ins Tal zu­rück­fah­ren. Durch den Parc re­gio­na­le de Quey­ras fah­ren wir nach Château-Quey­ras, wo wir auf den Col d'Izoard tref­fen. Am Abend sind wir zu­rück in Guil­le­stre.
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«I've be­en to the hig­hest moun­tain si­des and roads as steep as hell,
though I'd ne­ver had to fight as hard as I fought the Col Ag­nel.»