Madrisa
Der Tanz der Schneekristalle
Bekanntlich
gliedert sich der Ort Klosters in die Ortsteile Platz (zentral,
mondän, Hauptbahnhof, Gotschnabahn) und Dorf (eher
langweilig,
klein, mäßige Infrastruktur, Madrisabahn). Früher von
der
rätischen Bahn öfter bedient, wird das Dorf heute schon eher
links liegen gelassen. Aber die Madrisa, sicherlich kein
besonders
anspruchsvolles Skigebiet, ist nicht langweilig. Nach unserer
unfreiwilligen
Reise ins Engadin bleibt nur noch ein halber Tag fürs Ski fahren
und
den wollen wir nicht mit etwa zwei Stunden Anstehen an der Gotschnabahn
vergeuden.
*
Also nutzen wir die Gelegenheit und fahren an diesem sonnigen Sonntag
Nachmittag
an unserem Hausberg. Das Problem der Madrisa ist nicht die
Bergfahrt,
sondern die Talfahrt. Da die Talabfahrt geschlossen ist, wird es an
diesem
Abend eng auf der Bergstation, was mich schließlich dazu
veranlasst,
zusammen mit einer Gruppe Einheimischer doch ins Tal abzufahren. Warum
die Abfahrt als schwarz gekennzeichnet ist, wird mir bald klar: Es ist
zum Teil ein steiler Ziehweg,
der von
Gräben gesäumt wird. Hier
ist Vorsicht geboten! Zum ersten Mal fahre ich eine Piste, die mit
Stroh
ausgelegt ist, damit man nicht zu schnell wird. Skifahrer fluchen - als
Snowboardfahrer ist man da eher dankbar.
*
Die Madrisa besitzt ein Kleinod, eine Tourenabfahrt mit dem
unaussprechlichen
Namen «Chüecalanda». Diese Route, die man vom Rätschenjoch
aus nach 50 m Fußweg erreicht, ist vergleichbar mit
den Abfahrten Alp
Ruschein,
Mattunkar oder
Cugnai/le
Manchet. An diesem Tag steht die Sonne so günstig vis a vis,
dass
die in der Luft tanzenden Schneekristalle eine helle Leuchtspur
zeigen. Und dafür lässt man sich dann doch gerne mit dem
Snowboard
auf die Höhe von 2600 m ziehen, was bis zur Gondel
immerhin
700 Höhenmeter Abfahrt bedeutet.