Zermatt - Heli-Skiing Monte Rosa
Zwei besondere Tage im Rahmen der Skisafari 2013
Den Tag, an dem man zum ersten Mal mit einem Hubschrauber fliegt, vergisst
man so schnell nicht. Mein Sohn wird später sagen können, dass es für ihn der
erste Flug überhaupt war. Er hat nicht locker gelassen: «Zermatt, da müssen wir hin!»
Wir haben die Skisafari auf diesen Tag ausgelegt und wir haben
das Ziel nicht aus den Augen verloren. Bis zum letzten Augenblick. Fast wäre dann doch
noch alles schief gegangen.
Im Hotel Cima, unweit des Bahnhofs gelegen, haben wir ein Zimmer bekommen. Meine Frau war von 25 Jahren auch schon einmal dort. Irgendwie scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein, die Einrichtung, die Toilette auf dem Flur, die Preise und die Gäste, die meist älter sind. Am ersten Morgen bin ich sehr früh beim Frühstück und treffe auf eine Dame, die schon zu Zeiten von Charles Bozon, der 1964 am Mont Blanc durch eine Lawine ums Leben kam, Skirennen gefahren sein will. Mit ihren 75 Jahren dürfte sie knapp der älteste Gast im Haus sein. Und als wolle der Blick in den Skikeller all das bestätigen, finde ich dort Skier vor, mit denen ich vor 20 Jahren angefangen habe, offensichtlich aber noch im Einsatz.
Ich muss der alten Dame, die noch aktiv fährt, versprechen, Bilder
von der Monte Rosa Tour mitzubringen. So beginnt der Tag nach der
anstrengenden Skisafari eher gemütlich. Warum wir an diesem Morgen
nicht auf die Idee kommen, zuerst am Bergführerbüro vorbei zu
gehen, kann ich heute nicht mehr sagen. Wir gehen fest davon aus, dass
wir Samstag fliegen werden. Aber statt uns zuerst um den Flug zu
kümmern, kaufen wir an der Sunnegga einen 2-Tage-Skipass und machen uns
auf den Weg ins Skigebiet.
Es ist ein Tag, den wir ganz fest zum Üben eingeplant haben. Das
Wetter ist durchwachsen, aber wir haben ausreichend Sicht für das
Stockhorn, das wir nach einigen Abfahrten am Rothorn ansteuern. Wegen
der guten Schneeverhältnisse ist, bis auf die Rio, alles offen,
was nicht wegen des Sturms geschlossen ist. So hätte man uns auch
wieder Cervinia verkauft, obgleich das an beiden Tagen geschlossen
bleibt. Wir halten uns wie immer auf schweizer Seite und nehmen die
Arbzug, eine Skiroute, die Tuftern umfährt. So bekommen wir aus
nächster Nähe ein Rudel Gämse zu Gesicht, das auch keine Anstalten
macht zu fliehen.
Wir verbringen den Nachmittag am Stockhorn und üben Buckelpiste
fahren. Zeitweise sind wir die Einzigen dort. Wir haben es auch in
diesem Winter geschafft, unser über alles geschätztes Revier
zu besuchen. Als Krönung des Tages fahren wir die untere Aroleid,
die Hermetji. Sie gehört zusammen mit Momatt und
unterer Tiefbach zu den schwersten Pisten des Skigebiets.
Auch das überbreite Stockhorn kann da nicht mithalten. Die engen
Durchfahrten über Waldwege und steile Wiesen erinnern sehr an die
Abfahrt von la Grave.
Zudem pfeift oben ein heftiger Wind, sodass die Umlaufgondel auf
der Bergfahrt mehrfach angehalten wird.
Vielleicht haben wir nicht gebucht, weil der Unfall meiner Frau halt
noch im Hinterkopf steckt: «Es könnte ja noch was passieren!» Aber es
passiert nichts. Wir kommen am Abend über Furgg-Furri herein, nachdem
wir vergeblich versucht haben, den Matterhorn-Express zwischen Schwarzsee
und Furgg zu überholen. Die Sperre ist dicht und wir müssen die Talabfahrt
nehmen, die wir bis hinter die Brücke abfahren können. Wir lassen Busse
und Taxen links liegen und wandern in Richtung Dorf. Wir lassen uns Zeit.
Aus der Ferne fotografiere ich den Umbau des Chalet Alpengruss,
das uns 13 Winter lang als Unterkunft diente.
Fast zufällig passieren wir auf unserem Weg das Bergführerbüro. Ich schlage vor, wegen Samstag zu fragen. «Samstag sind wir ausgebucht, aber für morgen kann ich Ihnen noch was anbieten.» Wir stehen da und fragen, bis wann wir uns entscheiden müssen. «18 Uhr», antwortet die Dame. Ich schaue auf meine Uhr und sie zeigt 17:40. Zwanzig Minuten für eine so schwere Entscheidung: «Was brauchen wir, welche Voraussetzungen müssen wir erfüllen?» Die Antwort ist ernüchternd: «Alle sagen, sie seinen gute Skifahrer, da könnten wir grad gar nicht fliegen! Das Wetter wird gut werden.» «Brauchen wir eine Ausrüstung für Tiefschnee?» «Nein.» «Und wenn Skier im Tiefschnee verloren gehen?» «Dann müssen Sie halt suchen!» «Und was machen die anderen in der Zeit?» «Warten.»
Nach diesem überaus ergiebigen Dialog zögere ich noch. Ich habe die Probleme mit der großen Höhe aus dem Vallée Blanche noch in bester Erinnerung. Erst als mein Sohn anbietet, die gesamte Ausrüstung in einem einzigen Rucksack unterzubringen und diesen zu nehmen, zücke ich die Kreditkarte und buche. Die Tour soll zudem gegen 13 Uhr enden. Der zweite Tag des Skipasses wird also nicht komplett verfallen. Monte Rosa, here we come!!!