Der Auf­bruch

Über Bre­men, Ham­burg und Kiel nach Gö­te­borg

Der Aufbruch - Bonn, Sebastianstraße, 4. Juli 1984 Ob­gleich ich be­reits beim Auf­bruch weiß, dass es bei ei­nem so spä­ten Start nicht mehr für das Schau­spiel der Mit­ter­nachts­son­ne rei­chen wird, ma­che ich mich vol­ler En­thu­si­as­mus auf den Weg. An die­sem Mor­gen ha­be ich ein neu­es Hin­ter­rad ge­kauft und mon­tiert. Noch ein­mal prü­fe ich den Rei­fen­druck, dann geht's los. Es ist 14 Uhr.
Ich fah­re an die­sem Nach­mit­tag zu mei­nen El­tern nach Wup­per­tal. Am nächs­ten Mor­gen geht es mit star­ken Stei­gun­gen über Wit­ten nach Müns­ter. Da ich Deutsch­land als be­kannt vor­aus­set­ze, will ich hier nicht wei­ter auf die Ein­ze­le­tap­pen ein­ge­hen. Ich über­nach­te in Ju­gend­her­ber­gen (JH). Über Die­p­holz, Bre­mer­vör­de und HH-Ris­sen, wo ich noch ei­nen Be­such ma­che, geht es nach Kiel.

Einfahrt in den Hafen von Göteborg Die ers­ten 6 Ta­ge und 600 km sind ge­fah­ren und ich schif­fe mich zu ei­ner Nacht­fahrt ein. Die Vik­to­ria der Ste­na Li­nie legt ge­gen 20 Uhr ab. Ich schla­fe we­nig, un­ter­hal­te mich mit an­de­ren Rei­sen­den mit ähn­li­chen Zie­len und gön­ne mir nicht ein­mal ein Bord­früh­stück. Die Nacht bringt den ers­ten Re­gen die­ser Fahrt - am Mor­gen sieht die Ha­fen­ein­fahrt von Gö­te­borg ent­spre­chend düs­ter aus.

Ich ha­be man­gels sinn­vol­ler Be­schil­de­rung mei­ne lie­be Not da­mit, die Stadt auf dem rich­ti­gen We­ge zu ver­las­sen. Auf dem Weg nach Troll­hät­tan ver­fah­re ich mich dann doch, was et­wa ei­ne hal­be Stun­de kos­tet. Am Abend ha­be ich ge­ra­de 130 km ge­fah­ren. Ich ver­zich­te auf ei­nen Zelt­platz, auf dem der Man­ta­fah­rer aus Reck­ling­hau­sen den Ton an­gibt - und zel­te im Wald.

Eine naheliegende Mahlzeit: Steinpilze auf Brot Die Na­tur ist üp­pig, die Pil­ze sind zahl­reich und man könn­te sich wohl von Bee­ren er­näh­ren, hät­te man die Zeit sie zu sam­meln. Mit den Pil­zen ist die Aus­beu­te schon ef­fi­zi­en­ter! Da­her kann ich mir ein Stein­pilz­schnit­zel zu­be­rei­ten. Der Schwe­de an sich ist eher ein ru­hi­ger und zu­rück­hal­ten­der Mensch - und so ist das Land. Ich spü­re die Wei­te des Lan­des und fah­re auf eben­so schö­nen wie un­spek­ta­ku­lä­ren Stra­ßen durch end­lo­se Wäl­der.

Tanken und Einkaufen - Der Lanthandel Die Ge­schwin­dig­keit ist auf et­wa 90 km/h be­grenzt, wor­an sich hier auch je­der­mann zu hal­ten scheint. Im­mer wie­der wird die et­was ein­tö­ni­ge Fahrt durch ei­nen ICA-Lant­han­del un­ter­bro­chen, der die Mög­lich­keit der Ver­pfle­gung bie­tet. Die Schwe­den ha­ben über­dies die An­ge­wohn­heit, Kaf­fee nicht nach den ge­trun­ken Tas­sen son­dern nach dem ge­ges­se­nen Ku­chen zu kas­sie­ren. Und das nut­ze ich an Re­gen­ta­gen dann auch aus.